03.11.2022

Öffentlich

Gemeinschaftszentrum in Uganda von Diébédo Francis Kéré

Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in Kampala, Hauptstadt Ugandas errichtet.

Der Pritzker-Preisträger 2022 Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum am Rand der ugandischen Hauptstadt Kampala errichtet. Das Zentrum schafft einen Treffpunkt mit Freizeit- sowie Sportangeboten im von Armut geprägten Vorort Kamwokya.

Anders als die Preisträger der Vorjahre hat Diébédo Francis Kéré, der den Pritzker-Preises 2022 erhielt, bislang kaum in größerem Maßstab gearbeitet. Im Unterschied zu Grafton, die den Pritzker-Preis 2020, und Lacaton Vassal, die den Pritzker-Preis 2021 zuerkannt bekamen. Kéré Architecture aus Berlin hat bislang zumeist übersichtliche Projekte mit begrenztem Budget, hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent gebaut. Nun sind auch größere Bauten in der Umsetzungsphase. Allerdings ist das jüngst fertiggestellte Kamwokya Community Center in Ugandas Hauptstadt Kampala eine kleinmaßstäbliche Bauaufgabe. Dennoch soll sie eine wichtige soziale Funktion in einer der ärmsten Gegenden der Stadt übernehmen.

Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture

Podest, Tribüne – aber auch Überschwemmungsschutz

Kéré Architecture hat die unterschiedlichen Gebäude und Funktionen auf einem Betonpodest versammelt, um sie vor den immer wiederkehrenden Überschwemmungen in Kamwokya zu schützen. Das Podest wiederum besitzt unterschiedliche Höhenniveaus, die das Plateau gliedern und die einzelnen Funktionen räumlich voneinander abgrenzen. Der Mittelpunkt des Gemeinschaftszentrum bildet ein Sportfeld, dass gegenüber den angrenzenden Hofflächen um einige Stufen eingetieft ist. Eine Drainage verhindert, dass der Fußball- und Basketballplatz bei Regen mit Wasser vollläuft. Die umlaufenden Stufen dienen zugleich als Tribüne. Eine große Dachkonstruktion aus Metall, die auf Stahlpfeilern ruht, grenzt an die nach Westen gerichtete Längsseite des Spielfeldes. Das Dach spendet Schatten sowohl für die Zuschauer als auch, je nach Sonnenstand, für die Sportler und Sportlerinnen auf dem Platz. Es beschirmt aber nicht nur die Tribünenstufen und den Sportplatz. Auch eine anschließende Spielfläche für Kinder überspannt es.

Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Plan: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Plan: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Plan: Kéré Architecture
Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture

Wände aus Ziegel, Dächer aus Metall

Auf der gegenüberliegenden Längsseite schließt ein Gebäuderiegel an, der zwei einstöckige Pavillons unter einem ausladenden Dach vereint. Zwischen den beiden Baukörpern befindet sich ein breiter Durchgang, der einen der Hauptzugänge zum Gelände bildet. Eine überdachte Versammlungsfläche ist dem Durchgang straßenseitig vorgelagert. Die beiden unter dem gemeinsamen Dach vereinten Bauten nehmen Räume für Verwaltung und Serviceangebote des Gemeinschaftszentrum auf. So finden sich dort neben Büros und einem Besprechungsraum auch ein Sportraum und ein Internetcafé.

Wie bei mehreren anderen seiner Projekte in Subsahara-Afrika führt Diébédo Francis Kéré auch in Kamwokya die aus Ziegel gemauerten Außenwände aller Gebäude nicht bis unter die Dachflächen. Dadurch sorgt er für eine natürliche Ventilation der Innenräume. Bei diesem Projekt vergittert Kéré die Lücke zwischen Mauerwerk und Dach mit vertikalen Metallstäben. Mit diesem gestalterischen Element greift der Architekt dabei die Stützen der Metalldächer auf.

Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture

Ein Wasserturm als Landmarke des Gemeinschaftszentrum

Die an allen Gebäuden des Zentrums wiederkehrenden Materialien und Formen schaffen mit einfachen Mitteln einen klaren architektonischen Ausdruck, der das Bautenensemble zusammenbindet. Weitere an allen Häusern zu findende Details sind die unverglasten hochrechteckigen Fensteröffnungen, die durch Lamellen verschlossen werden, und die massiven Außentüren aus Holz. Die beiden anderen Gebäude des Community Centers befinden sich auf der Westseite des Geländes.

Ein L-förmiger Bau ist ganz an die Nord-West-Ecke des Podestes geschoben. Der westliche Flügel nimmt die Umkleideräume auf, der nördliche hingegen Toiletten und Wassertanks. Im Winkel zwischen den Gebäudeflügeln befindet sich der Wasserturm der Anlage, der durch seine Höhe zugleich eine Landmarke schafft. Kéré hat den Turm als Hyperboloid entworfen, dessen Form im Sockelbereich aus Beton sowie darüber als Gitterkonstruktion aus Metallstäben gebildet wird. Der obere Abschluss des Turmes ist mit einem Spalier aus Holzlatten verkleidet.

Der Pritzker-Preisträger Diébédo Francis Kéré hat ein Gemeinschaftszentrum in der Hauptstadt Kampala, Uganda errichtet. Alles über das Projekt hier. Foto: Kéré Architecture

Unterstützung aus der Schweiz

Die Versammlungshalle bildet den letzten Baustein des Kamwokya Community Centers. Diébédo Francis Kéré hat sie als Solitär auf dem Betonpodest freigestellt. Der kubische Baukörper wird von einem Pultdach abgeschlossen, dass sich zur südlichen Grundstückskante neigt. Damit bildet es eine Gegenbewegung zum schräg gegenüberliegenden Umkleide- sowie Toilettentrakt. Die Versammlungshalle besteht aus nicht viel mehr als einem großen Raum, der mittels einer doppelflügeligen Tür fast über die gesamte östliche Schmalseite zu einem großen Vorplatz geöffnet werden kann. Ein Windfang und ein kleiner Wirtschaftsraum sind an der westlichen Schmalseite des Gebäudes platziert. An der Nordseite bringen zehn Fenster Licht ins Innere, während die Südseite vollständig geschlossen ist.

Das Gemeinschaftszentrum ist Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen der Kamwokya Christian Caring Community, einer Non-Profit-Organisation, die Sport- und Freizeitangebote in der von Armut geprägten Vorstadt von Kampala, und der Ameropa Foundation. Die im Schweizerischen Binningen ansässige Stiftung fördert Entwicklungsarbeit in Brasilien, Rumänien und Uganda. In Kamwokya engagiert sich die Ameropa Foundation seit 2009. Diébédo Francis Kéré stieß 2016 hinzu. Er verzichtete bei dem Bauprojekt auf ein Honorar. Am ersten Februar 2021 wurde der Grundstein gelegt. Nach etwa einem Jahr Bauzeit konnte das Zentrum eingeweiht werden.

Alle Fotos: Jaime Herraiz © Kéré Architecture; alle Pläne: Kéré Architecture

Rund 6.500 Kilometer Luftlinie entfernt von dem Kamwokya Community Center haben 6a architects im Londoner Stadtteil Holborn ein Gemeinschaftszentrum anderer Art entworfen – das Holborn Community Center.

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