04.11.2022

Öffentlich

Der neue Speisesaal des Homerton College

Bildungsbauten
Der Speisesaal des Homertson College bildet eine Brücke zu den viktorianischen und neugotischen Campusgebäuden. Foto: David Grandorge
Der Speisesaal des Homerton College stellt Bezüge zu den viktorianischen und neugotischen Campusgebäuden her. Foto: David Grandorge

Das Londoner Architekturbüro Feilden Fowles hat einen neuen Speisesaal für das Homerton College geschaffen. Dieser vereint die Tradition von Cambridge mit den modernen Herangehensweisen des 21. Jahrhunderts.

Einen Speisesaal für eine Universität zu planen, gehört nicht unbedingt zum Alltag eines Architekten. Ist das Grundstück außerdem umgeben vom reichen architektonischen Erbe Cambridges, fordert dies zusätzliches Fingerspitzengefühl. Das preisgekrönte Londoner Architekturbüro Feilden Fowles nahm die Herausforderung an und schuf ein modernes Low-Tech-Gebäude, das durch seinen Maßstab und seine Materialität eine Brücke zu den viktorianischen und neugotischen Campusbauten schlägt.

Das Homerton College, 1768 im Süden Londons gegründet, zog 1894 nach Cambridge um. Hier umfasst der 10 Hektar große Campus neben den Bildungsbauten auch Grünflächen und Gärten. Mit seiner studentischen Gemeinschaft ist es das größte College der University of Cambridge.

Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Foto: David Grandorge

Der Speisesaal: Raum für Begegnung

Der Speisesaal ist dank der warmen Farbe des Holzes und den Oberlichtern hell und gemütlich. Den Raumeindruck bestimmen die Brettschichtholzrahmen aus Edelkastanie und das markante Schmetterlingsfachwerk. Die Holzbauteile fertigte ein ortsansässiger Familienbetrieb in Handarbeit und verband sie durch Eichendübel miteinander. Auch die neuen Cateringbereiche bieten viel Tageslicht sowie ausreichend Platz. Auf diese Weise entsteht ein hohes Maß an Komfort für die Mitarbeiter. Mit Hilfe der sich kreuzenden Dachbalken, dem beidseitig zur Raummitte abfallenden Dach und dem von oben einfallenden Tageslicht schufen die Architekten einen Raum, der ein wenig wie einer Kirche anmutet. Diese Atmosphäre können Studierende, Professoren und Besucher auf 336 Sitzplätzen genießen.

„The Buttery“, eine Cafeteria mit Galerie grenzt an den Speisesaal an. Hier können sich bis zu 60 Studenten und Studentinnen treffen als eine gemütliche Alternative zum Speisesaal und der Bibliothek. Auch außen schafft die Architektur durch Höfe, in die Fassade eingefügte Sitzgelegenheiten und einen überdachten Gang Gelegenheiten für zufällige Begegnungen und Treffpunkte, die zum Bleiben einladen.

Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Foto: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
The Buttery ist eine Caféteria und Alternative zur Bibliothek und dem Speisesaal. Fotos: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Fotos: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge

Material als Brücke

Die markante grüne Fassade des Speisesaals ist eine Hommage an die Arts-and-Crafts-Architektur auf dem Campus. Sie besteht aus handgefertigten und glasierten Fayence-Fliesen, die in Italien gefertigt wurden. Die Farben und Texturen der Keramikfassade ergänzen die bisherige Materialpalette der Collegegebäude. Diese setzt ich zu großen Teilen aus rotem Backstein, Details aus Sandstein sowie grün oxidiertem Kupfer und Blei zusammen. Insgesamt besteht die Fassade aus 3.200 Fayence-Kacheln. Nachts werden die Oberlichter von Innen beleuchtet, wodurch das Gebäude eine auffallende Präsenz erhält. Die Außenwände des restlichen Gebäudes sind mit Ziegelsteinen verkleidet, die im flämischen Verband vermauert wurden.

Zwei Zugänge erschließen das Gebäude. Über den College-Eingang gelangt man direkt in den Speisesaal. Der öffentliche Eingang führt zunächst in die Cafeteria, die zugleich das Herzstück des Gebäudes und Vorraum des Speisesaales ist.

Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Foto: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Foto: David Grandorge
Speisesaal Homerton College, Foto: David Grandorge
Foto: David Grandorge

Tradition und Moderne im Speisesaal

Die Architektur des Homerton-Speisesaals zelebriert nicht nur Material und Handwerkskunst in ihrer natürlichen Unvollkommenheit. Sie zeigt überdies auch, wie schön die Verbindung von traditionellem Bauen und Technologien von heute sein kann. Ein Beispiel dafür sind die traditionellen Fayence-Fliesen der Fassade, deren Muster mit Hilfe von parametrischer Modellierung am Computer entstand – Kunsthandwerk für das 21. Jahrhundert. Auch Aspekte des nachhaltigen Bauens flossen in den Entwurf ein. Das Gebäude wurde für eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren entworfen und ist durch lösbare Verbindungen, wie die des Tragwerks, rückbaubar. Die gesamte Architektur wird passiv belüftet, die Abwärme der Küche zum Temperieren der Frischluft genutzt. Eine Erdwärmepumpe reduziert die CO2-Emissionen aus Heizung und Warmwasser um etwa 40 Prozent.

Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Speisesaal Homerton College, Zeichnung: Feilden Fowles
Zeichnungen: Feilden Fowles
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