18.03.2021

Event

Pritzker-Preis 2021 für Lacaton & Vassal

Die Jury würdigt das französische Architekten-Duo, Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal für ihre zeitgemäße Haltung, ihre einfache Herangehensweise und ihren klugen Mut.

Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal, Foto: © Laurent Chalet

„Gute Architektur ist offen – offen für das Leben, offen, um jedem Menschen Freiraum zu ermöglichen, wo er tun und lassen kann, was er will“, stellt Anne Lacaton fest. Die beiden französischen Architekten Lacaton Vassal haben seit der Gründung ihres Büros 1987 in Paris genau das getan: nicht nur gute Architektur hervorgebracht, sondern auch das Wohnen vieler Menschen erheblich verbessert. Indem sie Abriss verhinderten und stattdessen Bestandsbauten großzügig erweiterten und klimatisch sanierten.

Eines ihrer ersten Projekte, das Haus Latapie in Floirac von 1993. Foto: © Philippe Ruault
Eines ihrer ersten Projekte, das Haus Latapie in Floirac von 1993. Foto: © Philippe Ruault
Eines ihrer ersten Projekte, das Haus Latapie in Floirac von 1993. Foto: © Philippe Ruault
Eines ihrer ersten Projekte, das Haus Latapie in Floirac von 1993. Foto: © Philippe Ruault

„Abriss ist eine leichtfertige, kurzsichtige Entscheidung. Es ist Verschwendung“

 

Schon eines ihrer ersten Projekte, das Haus Latapie in Floirac von 1993, erregte Aufsehen. Mit einer bemerkenswert kostengünstigen Verdoppelung des knappen Wohnraums mithilfe von simplen, filigranen Gewächshauselementen. Dadurch wurden sie auch außerhalb von Frankreich bekannt (siehe Baumeister 9/2014). Es war ein erstes Zeugnis ihrer sozial engagierten, umweltbewussten Haltung, der sie bis heute konsequent folgen.

 

Lacaton und Vassal sanierten 2011 dieses Wohnhochhaus in Paris. Foto: © Philippe Ruault
Neu dazugewonnen Raum nach der Sanierung. Foto: © Philippe Ruault
Neue Wohnsituation nach der Sanierung. Foto: © Philippe Ruault

 

In jüngster Zeit fielen Lacaton Vassal vor allem mit der Sanierung und Erweiterung von Wohnhochhäusern aus den 1960ern auf. Da sind etwa ein Wohnhochhaus in Paris (2011) oder die drei großen Wohnblöcke in Bordeaux (2017). Hier verhinderten sie den Abbruch der vertrauten Umgebung und konnten die Wohnsituation in den 530 Einheiten eindrucksvoll verbessern. Die Fläche durch raumhohe Fenster und vorgebaute, begrünte Balkone, Terrassen und Wintergärten vergrößerte sich. Dadurch entstand ein zugewonnener Freiraum, unabhängig von den Jahreszeiten. Und das zu einem Drittel des Budgets, das für Abriss und Neubau notwendig gewesen wäre. Anna Lacaton meint dazu, „Abriss ist eine leichtfertige, kurzsichtige Entscheidung. Es ist Verschwendung“.

Kunstliebhaber werden außerdem ihre Transformation des Palais de Toyko in Paris schätzen, dessen großartige Räume sie als einen unfertigen, stets wandelbaren Ort zur Geltung bringen (Baumeister 3/2012). Eine besonders stimmungsvolle Umgebung ist ihnen auch mit der Verwandlung des Cafés im ArchitekturZentrum Wien gelungen (Baumeister 11/2011). Deren orientalisch reich ornamentierte Fliesendecke erinnert an ein türkisches Café.
Der Juryvorsitzende des diesjährigen Pritzkerpreises, Alejandro Aravena, lobte Lacaton Vassal für ihr bisheriges, umfangreiches Werk: für ihre respektvolle und gleichzeitig einfache Herangehensweise, ihr radikales Feingefühl und ihren klugen Mut.

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