14.02.2023

Wohnen

Balance in der All­tags­gemein­schaft

Nachhaltigkeit
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

„Balance“ ist der Titel des neuen Co-Living Anwesens im dänischen Ry, etwa 40 Kilometer westlich von Aarhus. Von 2018 bis 2021 arbeiteten Vandkunsten Architekten hier an dem DGNB-Gold zertifizierten Projekt aus zwei Abschnitten, die insgesamt in 33 Einheiten eine Wohnfläche von 2.605 Quadratmeter bieten.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Fotos: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

Andere Werte

Architektur beeinflussende Faktoren sind meist Budget, Lage und Raumprogramm. Vandkunsten Architekten entwickelten im offenen Dialog mit den Bauherren von Pensiondanmark und Realdania sowie den Bewohnern von Ry ein etwas anderes Werteprogramm, mit vier Schwerpunkten für Balance Co-Living: Natur, Gesundheit, Klima und Ressourcen. Die Übertragung dieser Werte in die Architektur schafft dabei einen sinnlichen, ästhetischen und sozialen Mehrwert für die Bewohner.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

Wohnen für einen neuen Lebensabschnitt

Das Projekt ist umgeben von Natur und richtet sich zudem vorwiegend an Bewohner 50+ ohne Kinder im Haushalt. Die Co-Living-Community soll einen Lebensabschnitt mit der wiedergewonnenen Freiheit, seine Zeit anders zu verbringen symbolisieren und auch das Eingehen neuer Beziehungen fördern. Dafür sind die verschiedenen Wohneinheiten insgesamt wie ein kleines Dorf angeordnet, mit individuellem Zugang zu jedem Haus und Blickbezug von jenen zu den Gemeinschaftseinrichtungen.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Fotos: Astrid Maria B. Rasmussen

Gemeinschaft als Ressource

In der Alltagsgemeinschaft von Ry gibt es viele Gelegenheiten der Begegnung und der Freude an Gemeinschaft. Die Grundidee hinter der Gebäudesetzung ist es dabei, als Bewohner von Balance immer durch die „Große Gemeinschaft“ zu gehen, bevor man zuhause ankommt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sie sich nicht auch zurückziehen können. Das Co-Living soll also ein Gleichgewicht – eine Balance – schaffen. Gemeinschaft wird hier als Ressource gesehen, die immer präsent ist und auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Fotos: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

Lokale Gemeinschaft

Der Aufbau der Abschnitte ist dabei im Wesentlichen gleich. Beide sind autofrei und um einen Platz, auch die „Meerenge“ genann, herum organisiert, die auch die gemeinsamen Funktionen der Großen Gemeinschaft trägt. Jede Wohnung hat eine direkte Sichtverbindung zur Meerenge. In den Gebäuden befindet sich außerdem die „Lokale Gemeinschaft“, zu der sich Eingang und Küche jeder Wohnung orientieren. Praktische Einrichtungen wie Waschmaschinen teilen sich die Bewohner in einem zentralen Raum, der ebenfalls Teil des Gemeinschaftsraumes ist.


Balance aus Generationen

Unterschiede der Abschnitte liegen vor allem in ihrer Größe. Abschnitt 1 formt zum Beispiel eine Nachbarschaft aus drei bis sechs Wohnheimen. Die drei nördlichen Cluster weichen von der 50+ Dorfgemeinschaft ab, sie sind überwiegend für Familien gedacht, beherbergen aber auch Fünf-Generationen-Häuser. Da die Gebäudetypen modular und ähnlich aufgebaut sind kann hier aber leicht eine Mischung erzielt werden, indem die Einfamilienhäuser bei Bedarf in Seniorenwohnungen umgebaut werden.

Abschnitt 2 hingegen ist von Beginn an als Generationengemeinschaft geplant. Aus der Herausforderung der Größe von 12-16 Wohnheimen entwickelten die Architekten dort einen weiteren Gebäudetyp, der vielfältig kombiniert werden kann, teilweise auch mit zweistöckigen Wohneinheiten.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Fotos: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

Vielfältige Freizeitmöglichkeiten

Balance bietet auch Aktivitäten für seine Bewohner an. Die Anlagen können sowohl allein als auch in der Gruppe genutzt werden, wie zum Beispiel als kleine Gartengemeinschaft in einem der Obstgärten. Viele der Flächen orientieren sich dabei an den lokalen Gemeinschaften um die Wohnhäuser, ein großer Grünkeil verbindet sie mit der Großen Gemeinschaft. Neben den Gärten befinden sich auf dem Gelände auch Sharing-Einrichtungen, Werkstätten, ein Aktivitätshaus mit Gemeinschaftsküche, Orangerien, Gastunterkünfte, ein Proberaum, ein Boule- und ein Spielplatz sowie noch vieles mehr.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
Fotos: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Foto: Astrid Maria B. Rasmussen

Material

Die Bewohner von Balance wünschten sich zudem, auch das nachhaltige Profil des Anwesens „erspüren“ zu können. Deshalb banden Vandkunsten eine Vielzahl von Materialien mit unterschiedlicher Haptik in das Projekt ein. Gebäudesockel sind, ebenso wie die Terrassen, aus Backstein. Die Fassaden sind mit Holz mit einem tiefen Profilbrett verkleidet, das dort die gleiche Tiefe wie die gemauerte Tropfnase der Fenster hat. Die Dächer der Wohnhäuser sind währenddessen mit Dachpappe gedeckt. Das gleiche Material erhalten auch die gemeinschaftlich genutzten Schuppen, die die Architekten als Erweiterung der Wohnungen sehen. Sie unterscheiden sich optisch dabei nur durch die weniger profilierte Holzverkleidung. Holz-Aluminium-Fenster, außen mit Lebensmittellack und innen in Kiefer ausgeführt, runden das Konzept ab.

„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Zeichnung: Vandkunsten Architekten
Zeichnungen: Vandkunsten Architekten
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Zeichnung: Vandkunsten Architekten
„Balance“ heißt das neue Co-Living Anwesen von Vandkunsten Architekten. Zeichnung: Vandkunsten Architekten

Ehrgeiz für Nachhaltigkeit

Balance zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur etwas Messbares ist, das man auf Papier festhält, um ein Zertifikat zu bekommen. Sie muss auch erfahrbar sein. Neben Materialität und klimaschonenden Bauweisen steht auch der Bewohner und dessen Wohlbefinden für Nachhaltigkeit. Der Ehrgeiz von Vandkunsten, diejenigen in die Projektarbeit miteinzubeziehen, die im Quartier wohnen werden, sorgt für die einzigartige Balance in der Co-Living-Community von Ry.

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