16.04.2024

Öffentlich

Neuer Kunst-Speicher in Delft

Kultur
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee

In Delft hat „Radius“ eröffnet, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst und Ökologie. Die Delfter Architekten DP6 haben für diesen Zweck einen historischen Wasserspeicher samt Pumpenhaus umgestaltet.

Credit: DP6 Architectuurstudio, Delft
Credit: DP6 Architectuurstudio, Delft
Credit: DP6 Architectuurstudio, Delft
Credit: DP6 Architectuurstudio, Delft

Gedanken über Nachnutzung

In vielen Städten finden sich prächtige, historische Infrastrukturgebäude aus dem vorletzten Jahrhundert. Sie stehen oft unter Denkmalschutz, und die Kommunen suchen händeringend neue Nutzungen – und Geldgeber –, um die teils sehr dekorativen Erinnerungsstücke zu erhalten. Dazu gehören nicht zuletzt auch Wassertürme. Einer der wohl bekanntesten und größten Türme erregte zum Beispiel Aufsehen als Umbau zum Hotel: Es handelt sich um einen gewaltigen runden Ziegelbau in Köln, bereits 1864 errichtet, 1930 stillgelegt, 1990 als Hotel eröffnet und ursprünglich von der bekannten Pariser Designerin Andrée Putman ausgestattet.

Auch die holländische Stadt Delft machte sich Gedanken über die Nachnutzung ihres rund hundertjährigen Industriedenkmals. Es besteht aus einem Wasserturm, einem Pumpenhaus sowie einem unterirdischen Wasserspeicher am Fuß des Turms. Die Anlage stand lange Jahr leer und ist erst seit 2002 unter Denkmalschutz gestellt worden. Jetzt wurde sie als Kunst- und Ökologiezentrum „Radius“ eröffnet. Das Delfter Architekturbüro DP6 hat die Bauten umgestaltet, mit attraktivem Eingangsbereich und atmosphärischen Ausstellungsräumen versehen. Aus Denkmalschutzgründen und auch wegen der „Mission“ des Zentrums war es den Architekten wichtig, mit minimalem Aufwand vorzugehen und einfache, ressourcenschonende Materialien sowie Lowtech-Haustechnik zu verwenden.

Credit: Anna Krul
Credit: Stadtarchiv Delft
Credit: Stadtarchiv Delft
Credit: Jurrien Adrianus Burghoorn
Credit: Jurrien Adrianus Burghoorn

Umgebung mit Geschichte

Pumpenhaus und Wasserturm sind umgeben vom „Kalverbos“-Park, eine ebenfalls historisch bedeutende, kleine Gartenanlage am nördlichen Rand der Delfter Stadtmitte. Sie war vor Jahrhunderten Teil der Stadtbefestigung und wurde zwischen 1829 und 1874 Friedhof.  Der Wasserturm auf dem Areal stammt aus dem Jahr 1896 und wurde 1918 mit einem Pumpenhaus und einem großen runden Becken unter der Erde als Speicher für über zwei Millionen Liter Trinkwasser erweitert. Die alten Betonwände weisen noch heute dicke Kalkspuren davon auf.

In diesen unterirdischen Sälen sind nun Ausstellungen zu sehen. Die Exponate – Videos, Lichtkunst und vieles mehr – fokussieren ökologische Themen mit Hilfe zeitgenössischer Kunst, die rau belassenen Wände bilden den robusten Hintergrund. Die Leitung des Zentrums arbeitet unter anderem mit Künstlern und Ökologen zusammen, um der Bevölkerung an diesem neuen Ort Umweltthemen in Vorträgen, Seminaren und Ausstellungen näher zu bringen.

Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee
Credit: Scagliola Brakkee

Wenige Mittel, großer Effekt

Die Architekten sorgen in dem 500 Quadratmeter großen Speicherbecken mit minimalen Eingriffen und effektreichen Lichtinszenierungen für eine anregende und abwechslungsreiche Atmosphäre. Sie zeichnen einen Rundgang in konzentrischen Kreisen vor, wobei die rau gebliebenen Wände in regelmäßigen Abständen für Durchgänge und Durchblicke unterbrochen werden. Die Erdmassen ringsum dämmen und kühlen, so dass die Haustechnik auf ein Minimum reduziert werden konnte. Um unangenehme Schallreflexionen zu vermeiden, sind ab und an perforierte Birkenholzpaneele aufgestellt. Die einzige sichtbare Installation ist in Form einer umlaufenden Schiene für Licht, Projektoren und Information von der Decke abgehängt. Die bestehenden umlaufenden Wartungsgänge werden heute als Sitzbänke und Ausstellungsfläche genutzt, dazu lassen sich darunter Strom- und Heizungsleitungen verbergen.

Der Zugang zum Kunstzentrum wurde ins ehemalige Pumpenhaus gelegt. Dort dient ein freistehendes Sperrholzgehäuse als Buchladen in der Eingangshalle, während links und rechts davon Treppenläufe entweder hinunter in den Speicher oder hinauf zur Cafeteria im Mezzanin führen.

Mit dieser Nutzung konnte das Delfter Denkmal vor dem Verfall gerettet werden. Nicht zuletzt haben die Initiative und Beharrlichkeit eines privaten Sponsors dazu geführt, dass dieser historische Ort zu einem attraktiven öffentlichen Anziehungspunkt wurde. Ganz nebenbei wird die Aufmerksamkeit auch wieder auf die kleine romantische Gartenanlage gelenkt. Der 29 Meter hohe Wasserturm, im sogenannten niederländischen Neo-Renaissance-Stil erbaut, lässt sich übrigens ebenfalls besichtigen.

 

Radius, Center for Contemporary Art and Ecology, Delft, NL: www.radius-cca.org

 

Lesen Sie hier mehr zu einem weiteren Beispiel von Denkmal und neuer Nutzung: der Kornversuchsspeicher in Berlin

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