Am 18. November 2023 eröffnete in der Vitra Design Museum Gallery die Ausstellung „Tsuyoshi Tane: The Garden House“. Sie ist dem kürzlich errichteten Tane Garden House auf dem Vitra Campus gewidmet.
Tsuyoshi Tanes Garden House: Gebäude mit Blick auf die Klimakrise
Das Gartenhaus des japanischen Architekten Tsuyoshi Tane ist das neueste Gebäude auf dem Vitra Campus und das erste, das mit Blick auf die Klimakrise entworfen wurde. Den Anstoß zu seinem Bau gab Rolf Fehlbaum, der Chairman Emeritus von Vitra, im Jahr 2020. In einem Schreiben an Tane erklärte er, das Tane Garden House solle, zusammen mit dem umliegenden Oudolf-Garten, die „erste Manifestation einer stärkeren Sensibilisierung für NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden…“ auf dem Vitra Campus sein. Dabei sei es wichtig, dass die verwendeten Materialien, Arbeits- und Nutzungsweisen hohen ökologischen Standards entsprechen.
Trial and Error auf der Suche nach Essenz
Das Tane Garden House hat eine recht kleine Grundfläche von nur 15 Quadratmetern und dient sowohl als Aufenthaltsraum für die Gärtner des Geländes, als auch als Aussichtsplattform für Besuchende des Campus. Die Plattform bietet einen erhöhten Blick auf den umliegenden Oudolf-Garten. Die Anlage wurde in einem Trial-and-Error-Prozess entwickelt, bei dem viele verschiedene Optionen untersucht wurden – auf der Suche nach der Essenz des Ortes.
Das Gartenhaus ist ein typisches Beispiel für die Arbeitsweise von Tsuyoshi Tane. Seinen Projekten geht immer eine intensive Recherche über die örtlichen Begebenheiten voraus. Die Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery zeigt, wie aus einer solchen Recherche das neue Gebäude entstand.
Archäologie der Zukunft
Tane begibt sich wie ein Archäologe auf eine Art Entdeckungsreise und auf die Suche nach der Essenz des jeweiligen Ortes – er bezeichnet diesen Prozess sogar selbst als Archäologie, als „Archäologie der Zukunft“. Dabei erforscht er vor allem die Verwendung traditioneller Materialien und die regionale Handwerkskunst im Umgang mit diesen. Tane verwendet des Weiteren den Begriff „above ground“, also „oberirdisch“, um nachwachsende Produkte zu beschreiben, wie zum Beispiel Schilf oder HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet.. Im Gegensatz dazu stehen „underground materials“, stark übernutzte Bodenrohstoffe. Zur Verwendung der Materialien, aus denen das Gartenhaus besteht, wurde Tane zwar durch die historischen Gebäude im Schweizer Freilichtmuseum Ballenberg inspiriert, sein eigenes Bauwerk wurde aber mit regionalen Produktionstechniken und in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben umgesetzt. Ziel war es, insgesamt einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu generieren.
Tane Garden House: Intensive Auseinandersetzung und spielerische Herangehensweise
Die Ausstellung in der Vitra Design Museum Gallery präsentiert unter anderem genau diese Materialien, als Bestandteile des Gebäudes: Vom traditionellen Reetdach und dem aus Baustämmen gefertigten Brunnentrog bis hin zu Binde- und Knüpftechniken von Seilen, die für die Treppenbalustrade verwendet wurden. Daneben finden Besucher Architekturmodelle sowie Modelle von einzelnen Bauelementen, Zeichnungen des Gebäudes, und Zeugnisse der Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern. Anhand von über hundert Modellen und Mockups, die mehrere Versuchsstadien durchlaufen haben, lässt sich die gesamte Entwicklung des Gebäudes nachvollziehen. Die Ausstellungsstücke zeigen Tanes intensive Auseinandersetzung mit der Typologie des Gebäudes und seine spielerische Herangehensweise. Mit dem Tane Garden House ist ein Gebäude entstanden, das eine experimentelle Studie für zeitgemäßes und ökologisches Bauen darstellt. Die Ausstellung besteht währenddessen ausschließlich aus den im Entwicklungsprozess verwendeten Materialien.
Begleitend zur Ausstellung erscheint auch die Publikation „Tane Garden House“. Sie vermittelt Tanes einzigartigen architektonischen Ansatz, seine Diskussionen und Austausche mit Handwerkern, Bauherren und anderen am Prozess Beteiligten anhand von Aussagen und Zeichnungen, Prototypen und Skizzen, Modellen und Materialien.
Die Ausstellung wird am 18. November 2023 eröffnet und lädt bis zum 21. April 2024 alle Interessierten dazu ein, sich selbst zu überzeugen.