10.07.2023

Wohnen

„The Float“ von RAP: Das schwimmende Haus

Holz Nachhaltigkeit
Nicht nur die außergewöhnliche Form sticht heraus – sondern auch das Material der Fassade bringt Fragen auf. Foto: © Riccardo De Vecchi
Nicht nur die außergewöhnliche Form sticht heraus – sondern auch das Material der Fassade bringt Fragen auf. Foto: © Riccardo De Vecchi
Das niederländische Architekturstudio RAP hat für einen privaten Kunden ein nachhaltiges Haus aus massivem Kork und Holz erschaffen. Das Gebäude namens „The Float“ schwimmt auf den Grachten in Leiden.

Ein Floß aus mehreren Modulen

Studio RAP hat für einen privaten Kunden im Jahr 2021 ein richtiggehendes Floß entworfen: Das nachhaltige Haus aus Holz und massivem Kork schwimmt auf den Grachten der historischen Altstadt von Leiden. Im Inneren zeigt das Haus freiliegendes Holz, das das Licht einfängt und eine ruhige, angenehme Atmosphäre schafft. Die Außenfassade aus Kork fügt sich dezent in die Altstadt ein. Durch die Verwendung von fast ausschließlich zwei Materialien, Holz und Kork, konnte Studio RAP die Konstruktion deutlich vereinfachen und zugleich einfache, aber elegante Details schaffen.

Foto: © Riccardo De Vecchi
Fotos: © Riccardo De Vecchi
Am Abend kann man nicht von innen eine schöne, harmonische Aussicht aus „The Float“ genießen – sondern auch von außen macht das Gebäude was her.
Foto: © Riccardo De Vecchi
Das Dach von „The Float“ ist komplett begrünt und hebt sich auch aus der Vogelperspektive von den restlichen Hausbooten ab.

Die Idee für das Design von „The Float“ besteht darin, mit dem Haus eine Reihe verschiedener Atmosphären darzustellen und die Wohnfunktionen zu repräsentieren. Dabei war es wichtig, das Erscheinungsbild eines einzelnen, schwimmenden Containers zu vermeiden. Vielmehr entwarfen die Architekten ein Reihe kleinerer Module, die in Richtung der Natur auf der anderen Seite des Kanals gedreht sind. Zwischen den Modulen befinden sich zusätzliche Paneele, die so gefaltet sind, dass komplizierte 3D-Wellwände und ein Dach entstehen.


Realisation von „The Float“

Die Projektphasen von „The Float“ wurden von Studio RAP vollständig digital umgesetzt, vom Entwurf bis hin zur Realisierung. Basierend auf einem digitalen Entwurf entstanden digitale Produktionsdaten für Kork und Holz. Auch die statische Berechnungen fanden digital statt. So blieben die Projektkomponenten variabel und Änderungen waren bis spät in den Realisierungsprozess hinein problemlos möglich. Die Architekten konnten verschiedene Entwürfe auf ihre planerische, technische und finanzielle Machbarkeit hin überprüfen.

Foto: © Riccardo De Vecchi
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Die Einrichtung versprüht alles andere als eine Hausboot-Stimmung: Dabei setzen RAP auf simple, aber stilvoll.
Foto: © Riccardo De Vecchi
Dir großen Fensterflächen erlauben das Beobachten der vorbeifahrenden Booten.
Foto: © Riccardo De Vecchi
Innen bewegt sich das Interior innerhalb einer warmen Farbpalette.
Foto: © Riccardo De Vecchi
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Foto: © Riccardo De Vecchi
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Dabei stand stets die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Sie leitete die meisten Entwurfsentscheidungen des digitalen Arbeitsablaufs. Mit diesem Vorgehen möchte „The Float“ die nachhaltige Architektur in der Branche voranbringen und außerdem über die Verwendung konventioneller Materialien und Methoden hinausgehen.

Quelle: © RAP
Grafik: © RAP
Die Zeichnung veranschaulicht die kleinen Paneele, die zu den Wänden von „The Float“ miteinander verschraubt sind.

Inspiriert von Origami-Prinzipien

Die Struktur des schwimmenden Hauses „The Float“ ist alles andere als standardisiert. Sie wurde von Origami-Prinzipien und gefalteten Strukturen inspiriert. So entstand eine größere Spannweite mit weniger Material als bei konventionellen Bauformen. Die tragende Struktur von The Float besteht vollständig aus Cross-Laminated Timber (CLT). Dieses massive, hölzerne Material ist biobasiert. Im Inneren ist es als Teil der Verkleidung zu sehen. In enger Zusammenarbeit mit dem Statiker hat Studio RAP Faltungen für die Wände und das Dach entworfen und so optimiert, dass 2000 Kilogramm Holz eingespart wurden.

Quelle: © RAP
Grafiken: © RAP
Der Aufbau der Wände von „The Float“ ist vielschichtig und gut durchdacht.
Quelle: © RAP
Grob kann man das schwimmende Gebäude in seinen Bestandteilen auf zwei Hüllen reduziert werden.

Die Vorteile von Kork als Baumaterial

Die einzige Verkleidung der Holzkonstruktion von „The Float“ ist Kork. Das Material dient als Isolierschicht mit einer geringen Dichte. Außerdem gibt es eine Außenschicht aus Kork mit hoher Dichte, die mit einer Korkmörtelschicht verbunden ist. Auf diese Weise sind atmende Wände entstanden, die ein gesundes und angenehmes Innenraumklima schaffen. Der Kork für das Projekt ist ein rein pflanzliches Material aus ökologischer Herkunft, was dem Gebäude einen sehr niedrigen CO2-Fußabdruck verleiht.

Foto: © Riccardo De Vecchi
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Die grobkörnige Oberfläche der Fassade ist ein scharfer Kontrast zur hölzernen Innenverkleidung.
Foto: © Riccardo De Vecchi
Erst aus der Nähe wird die massive, grobe Struktur vom Kork deutlich.

Außerdem eignet sich Kork hervorragend für die digitale Fertigung. Die Module wurden mit einer CNC-Maschine geschnitten, was saubere Nähte und maßgeschneiderte Fensterdetails ermöglicht. Die Kombination aus nachhaltigen Materialien und einem digitalen Arbeitsablauf, der den Hausbau erleichtert und effizienter macht, hat bei „The Float“ zu einem beispielhaften Ergebnis geführt.

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