09.03.2022

Architektur Wohnen

Holzwohnbau „Go Buiksloterham“ in Amsterdam

Ansicht

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Amsterdam präsentiert sich gerne als Stadt der Zukunft. Um dieser Vision gerecht zu werden, entstehen derzeit viele nachhaltige Gebäude. Ein solches ist auch das „Go“ im Stadtteil Buiksloterham. Auf einem eingeengten Bauplatz steht nun ein besonderer Baukörper mit außergewöhnlicher Hülle.

Die Niederlande nehmen das nachhaltige Bauen ernst. Bis zum Jahr 2050 sollen alle Bauaktivitäten der Kreislaufwirtschaft verpflichtet sein. Auf dem Weg zu diesen zirkulären Bauprozessen experimentiert auch Amsterdam. Hier wachsen zahlreiche Projekte in die Höhe, die Vorbilder für nachhaltige Architektur und Stadtentwicklung sind. So entstehen etwa kollektiv entwickelte Nullenergie-Wohnviertel. Außerdem experimentieren die Amsterdamer auf der Suche nach neuen Nachhaltigkeitsansätzen mit Konzepten zur zirkulären Stadt. Vielen von diesen innovativen Projekten liegen im Stadtteil Buiksloterham in Amsterdam-Noord. Buiksloterham will das erste zirkuläre Viertel Amsterdams werden, bei dem alle Abfall- und Energieströme geschlossen sind. Für dieses Experiment hat die Kommune Grundstücke zur Verfügung gestellt. Mittlerweile haben unterschiedliche Privatinitiativen, Baugruppen oder auch kommerzielle Parteien zahlreiche energieneutrale Wohnbauten realisiert. Das Go Buiksloterham von Sophie Valla Architekten gehört dazu.

Ansicht des Go Buiksloterham vom Ridderspoorweg, Foto: Luuk Kramer
Blick auf den Amsterdamer Hafen, Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch
Bedruckte Scheiben der Glasfassade, Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch

CPO in Buiksloterham

Das Wohngebäude „Go“ ist ein Projekt, das als Collective Private Commissioning entstand. In diesem sogenannten CPO-Modell hat eine Baugemeinschaft von 17 Haushalten das Wohnhaus nach seinen eigenen Wohnbedürfnissen konzipiert. Sie haben ein Gebäude entwickelt, das vollständig energieneutral und zirkulär ist. Für ihr Vorhaben erhielt die Baugruppe ein langgestrecktes Grundstück zugewiesen, zu dessen weiteren Herausforderungen die Verschattung zählt. Denn aufgrund der zulässigen Bauhöhe auf dem Areal war klar, dass die Westseite des Baugrunds einen Teil des Tages immer im Schatten liegen würde. Deshalb entschieden sich die Architektinnen und Architekten für einen hohen, kompakten Baukörper, in dem alle Wohnungen direktes Sonnen- und Tageslicht bekommen.

Auf der stadtzugewandten Südostseite ist dafür eine große Ecke aus dem Gebäudevolumen herausgeschnitten. Hier treppt die Fassade ab und bildet dabei große L-förmige Balkone aus. Dagegen blieb ein westlicher Teil des Grundstücks unbebaut und bietet Raum für einen Garten. Neben den Balkonen nach Südosten besitzen alle Wohnungen des Go Buiksloterham auch einen großzügigen Westbalkon. Von diesen haben alle Wohnungen einen Blick in die eigene Gartenoase inmitten der Stadt. Insgesamt steht jeder Wohnung zwischen 20 bis 30 Quadratmeter Außenraum zur Verfügung.

Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch
Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch

Transparenz und zweite Haut

Der Sockel des Go in Buiksloterham unterscheidet sich von den oberen Geschossen des Gebäudes. Das erste und zweite Stockwerk präsentieren sich zur Straße offen und lebendig. Anders als in den oberen Wohnetagen ist die Fassade im Sockelbereich komplett transparent. Damit bekommen alle Passierenden Einblick in die extra hohen Räume, die die Büros einer Werbeagentur sowie eines Foto- und Tanzstudios aufnehmen. Oberhalb des Sockelbereichs besitzt das gesamte Gebäude eine doppelte Außenhülle, denn der eigentlichen Fassade, die aus Holz besteht, ist eine zusätzliche Glasfassade vorgelegt. Zwischen diesen beiden Schichten liegt ein offener, 40 Zentimeter breiter Hohlraum. Die Glasflächen der Außenhaut sind in verschiedenen Abstufungen siebbedruckt. Die variierenden Muster des Siebdrucks mildern die Härte des Materials und sorgen für eine milchige Anmutung. Auf diese Weise gibt das Gebäude nicht mehr als vage Konturen nach außen preis. Was sich hinter der Fassade abspielt, bleibt unscharf.

Fassadendetail, Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch
Fassadendetail, Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch

Sparsam und zirkulär

Nur die tragenden Bauteile des Go sind aus Beton und dazu in ihrer Dimension minimiert. Darüber hinaus bestehen die innenliegenden Wände aus Glas und Holz und sind dementsprechend leicht zu recyceln. Die Dämmung leidet unter dem sparsamen Einsatz von Materialien nicht. Da der Wohnblock nicht an das Fernwärmesystem angeschlossen ist, versorgt ihn eine eigene ATES-Quelle mit Wärmepumpe mit Energie. Zudem sind die Verglasungen dreifach und Solarzellen bedecken Dach und Fassade. Die Solarpaneele der Fassade sind in die Glashaut integriert. Dabei bleiben die Gläser ohne Rahmen.

Die notwendigen Kabel für die Anschlüsse der Solarpaneele liegen unsichtbar in den Glashalterungen. Das ist nicht nur gestalterisch von Belang, sondern spart zudem Material. Auch die großen Pflanzgefäße auf den Terrassen der Wohnungen sind nicht nur Dekoration. Sie übernehmen wichtige Ent- sowie Bewässerungsfunktionen. Auch viele Böden, Wände und Decken des Go in Buiksloterham sind aus Holz gefertigt. Das gleiche gilt für die Balkone, den Garten und die Dachterrasse. Das Holz kompensiert die Kühle der gläsernen Fassade und schafft so einen spannenden Gegenpol.

Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch
Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch
Go Buiksloterham, Foto: Jeroen Musch

Ebenfalls interessant: In Amsterdam ist auf dem Gelände einer ehemaligen Schiffswerft direkt am IJ in Amsterdam Nord eine Mischnutzung aus Bildung, Forschung, Existenzgründungen und Studentenwohnungen entstanden. Mehr über die Idee von OZ Architects für ihr Campusprojekt „De Werf“ lesen Sie hier.

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