Die Nürnberger Südstadt ist dicht bebaut und Betreuungsplätze für Kinder sind rar. Daher schlug der Musikhändler Andreas Klier vor, auf dem obersten Deck des Parkhauses, welches sich über seinem Musikfachgeschäft befindet, eine Kindertagesstätte zu errichten. Die Idee stieß anfänglich auf reichlich Skepsis, wohl auch weil bisher kein vergleichbares Projekt realisiert wurde. Wenn man aber auf dem Parkdeck steht, kann man sich aber vorstellen, dass die Projektpartner bei diesem unverbauten Blick auf die Stadt sicherlich schnell begeistert waren von der Idee des Bauprojekts.
Über den Dächern von Nürnberg
Die Planung übernahm das Nürnberger Architekturbüro querwärts Architekten. Angesichts der statischen Gegebenheiten des Parkhauses aus dem Jahr 1979 entschieden sich die Architekten aufgrund der Leichtigkeit für eine Holzkonstruktion. Die Baustelle auf 16,70 Metern Höhe über Straßenniveau stellte die Planer natürlich vor einige neue Herausforderungen. Vor Beginn des Baus mussten zuerst 700 Tonnen Gartenmannbelag abgetragen werden, um genügend Gewichtreserven für die neue Aufstockung zu schaffen. Bäume konnten ausschließlich an Stellen mit stabilisierenden Unterzügen gepflanzt werden. Außerdem mussten alle Baumaterialien mit einem Baukran auf die 9. und 10. Ebene des Parkhauses gehoben werden. Trotzdem eröffnete die Kita nach nur neun Monaten Bauzeit im April 2015.
Geschützer Raum trotz exponierter Lage
Der aufgesetzte Baukörper in Holzständerbauweise erstreckt sich über die südliche Hälfte des Parkdecks. Der übrige Teil wurde als Außenanlage mit Bepflanzung, Sandkasten und Klettergerüsten gestaltet. Eine drei Meter hohe, bestehende Mauer bietet den Kindern Schutz und schirmt ihren Spielraum vor der Nachbarschaft ab. Von den höher gelegenen Gruppenräumen hingegen bietet sich ein weiter Blick durch die großzügige Verglasung über die Außenanlage hinweg auf die Dachlandschaft der Südstadt bis hin zur Kaiserburg. Auch wenn es eher die Erzieher und Eltern sind, die bei diesem Blick kurz innehalten, so profitieren die Kinder in dieser Kita von der Helligkeit und der Ruhe trotz innerstädtischer Lage.
Ein Aufzug bringt die Kinder direkt von der Straße zur Eingangstür der Kita auf dem Parkhausdach. Ein Oberlicht erhellt den offenen Eingangsbereich. Auch die restlichen Räume sind sorgfältig gestaltet und mit hellen Einbauten versehen.
Holz als Baumaterial
Nach außen hin zeigt sich das Baumaterial Holz als ein wichtiges Gestaltungselement. Eine naturbelassene, waagerechte Holzschalung prägt die Fassade und auch die vorgelagerten Terrassen sind in Holz ausgeführt. Die Fassade teilt sich in vier Segmente und schafft so verschiedene Terrassenbereiche für die einzelnen Gruppenräume.