28.07.2021

Produkt

Japanisches Panorama

Pünktlich zu den Olympischen Spielen in Tokio bringt der Taschen-Verlag einen großformatigen Bildband Japan von Philip Jodidio zur zeitgenössischen japanischen Architektur in die Buchläden. Wir haben uns angeschaut, was die Leser und Leserinnen auf über 400 Hochglanzseiten erwartet.

Yuusuke Karasawa: S-Haus, Omiya, Saitama, Japan (2013), Foto: Koichi Torimura

Dank der Olympischen Sommerspiele ruhen derzeit die Augen der Welt auf Japan. Das neu errichtete Nationalstadion ist ein Werk von Kengo Kuma, derzeit einer der gefragtesten Architekten der Welt. Deshalb wäre kaum jemand erstaunt, wenn auch er in den nächsten Jahren den Pritzker-Preis erhalten würde – wie schon seine Generationsgenossen Shigeru Ban (2014) oder Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa von Sanaa (2010). Die Qualität sowie Innovationskraft der japanischen Architektur ist ungebrochen. Sie beeinflusst heute die Baukunst weltweit. Und weltweit bauen Japans namhafteste Architekten an den renommierten Projekten. Man denke zum Beispiel an die vor einigen Wochen eingeweihte Pinault Collection, die Tadao Ando (Pritzker-Preisträger 1995) in die historische Bourse der Commerce im Zentrum von Paris eingebaut hat.

Terunobo Fujimori: Mosaikfliesen-Museum, Kasahara, Tajima, Gifu, Japan (2016), Foto: Akihisa Masuda

Bildband Japan: Architekturelite im Großformat

Der Zeitpunkt für die Veröffentlichung von „Contemporary Japanese Architecture“ hat der Taschen-Verlag also gut gewählt. Das großformatige Buch aus der Feder von Philip Jodidio gibt einen profunden Überblick über wichtige Bauten der aktuellen japanischen Architekturelite. Jodidio leitet sein Werk mit einem Essay ein, das einen knappen Überblick über die architekturhistorische Entwicklung der Moderne in Japan gibt und die Architektengenerationen seit Kenzo Tange kurz charakterisiert.

Junya Ishigami: Serpentine Gallery Summer Pavilion, Kensington Gardens, London, Großbritannien (2019), Foto: Iwan Baan

Die 55 Projekte, die der Bandband Japan vorstellt, werden zudem opulent bebildert. Das Großformat verfehlt hier seine Wirkung nicht. Die Texte sind dagegen teils sehr knapp. Hier würde man sich mehr wünschen, als eine dürre Projektbeschreibung. Die durchgängige Dreisprachigkeit des Buches frisst viel Platz. Auch die abgedruckten Pläne haben aufgrund fehlender Beschriftung nur begrenzte Aussagekraft. Auf der anderen Seite bekommt der Leser hier für 60 Euro eine gutgestaltete Übersicht über die wichtigsten Köpfe der japanischen Architektenszene, ihre Formensprache und gestalterischen Ansätze. Es wäre ungerecht, ein wissenschaftliches Werk einzufordern, bei einem Buch, dass in der Hauptsache nicht auf ein Fachpublikum, sondern auf Architekturinteressierte und Japanliebhaber zielt. Wer dies als Vorzeichen akzeptiert, bekommt ein schön gemachtes Übersichtswerk mit größtenteils hervorragenden Architekturfotografien.

Fumihiko Maki: 4 World Trade Center, New York, USA (2014), Foto: Tectonic
Hiroshi Nakamura & NAP: Gemeindehaus, Kamikatsu, Tokushima, Japan (2015), Foto: Laurin Ghinitoiu

Philip Jodidio:

Contemporary Japanese Architecture

In englischer, französischer und deutscher Sprache

Hardcover, 24,6 x 37,2 cm, 448 Seiten

Köln: Taschen-Verlag 2021

ISBN 978-3-8365-7510-2

60 Euro

 

Junya Ishigami: Wassergarten, Nasa, Tochigi, Japan (2018), Foto: Iwan Baan

 

Hiroshi Sambuichi: Gemeindesaal, Naoshima, Kagawa, Japan (2015), Foto: Shigeo Ogawa

 

Hiroshi Nakamura & NAP: Hochzeitskapelle, Onomichi, Hiroshima (2014), Foto: Nacasa & Partners Inc.
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