20.01.2022

Architektur Öffentlich

Zwei Schulumbauten von Palenzvela

Doppelter Schulumbau: Das spanische Büro Palenzvela hat zwei Schulen in Andalusien erweitert und an geänderte Erfordernisse angepasst. Dabei ließen sie eine Bautradition der Region wiederaufleben. Denn beide Umbauten besitzen große geflieste Wandflächen, die Farbakzente setzen.

 

Foto: Fernando Alda

 

Farben und Fliesen: Diese beiden Elemente spielen die Hauptrolle bei zwei Schulerweiterungen in der spanischen Region Andalusien. Entworfen und gebaut hat sie das Büro Palenzvela aus Alemería. In beiden Fällen haben die Architektinnen und Architekten eigenständige Zutaten neben sie Bestandsbauten gesetzt. Sie lassen sich klar als Ergänzung ablesen. Dennoch ist es ihnen gelungen, dass die Neubauten die Altbauten nicht stören, sondern beleben. Gelungen ist ihnen das durch zurückhaltende Formen und Materialien, die geschickt einen Kontrapunkt setzen. Die Farbigkeit, die sie einsetzten, verweist nicht nur auf die Tradition und das Licht Südspaniens, sondern auch auf die Funktion als Schulbau.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

 

Die San Agostin-Schule liegt nahe des Naturparks Puntas Entinas-Sabinar, einer Dünen- und Lagunenlandschaft bei Almería. Dem Licht und der Farbigkeit dieses Schutzgebiets entlehnen Palenzvela Architekten das Türkisgrün der Fliesen, mit denen ihr Anbau innen und außen verkleidet ist. Bauaufgabe war es, im Rahmen bei einem Schulumbau eine neue Erschließung für zwei Bestandsgebäude zu schaffen. Denn die bisherigen Treppenhäuser entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen in puncto Brandschutz und Barrierefreiheit. Zunächst war geplant, beide gebäude seperat um ein Treppenhaus zu erweitern. Stattdessen schlugen Palenzvela Architekten vor, einen der beiden Bauten und ein großzügiges Treppenhaus zu erweitern und gleichzeitig beide Gebäude im Obergeschoss mit eine Übergang zu verbinden. Mit dieser Maßnahme wurde aus einem anspruchslosen Anbau eine regelrechte Schulerweiterung.

 

Foto: Fernando Alda

Ein Schulumbau schafft Übergänge

 

Mit Hilfe des neuen Treppenhauses und der Brücke, die die beiden Bestandgebäude nun miteinander verbindet, entstand durch den Schulumbau eine bauliche Einheit. Gleichzeitig bildet das geschlossene kubische Volumen mit seiner farbenfrohen Fliesenverkleidung einen effektvollen Gegenakzent zu den beiden anspruchslos gestalteten Altbauten mit ihren ockerfarbenen Klinkerfassaden. Im Innern des Kubus verbindet eine breite einarmige Treppe mit Zwischenpodest die beiden Etagen. Erhellt wird das neue Treppenhaus von fünf pyramidenförmigen Oberlichtern. Das einfallenden Sonenlicht trifft dann auf einen Reflektor, der es diffus im Raum verteilt. Um die Lichtwirkung zu steigern, haben die Architektinnen und Architekten die Wände das Treppenhauses auch im Innern vollständig mit türkisfarbenen Fliesen verkleidet. So entsteht eine schimmernde Helligkeit die aber keine Blendung erzeugt.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

 

Das Podest am oberen Ende der Treppe öffnet sich nach links und rechts mit zwei Türen. Zu einer Seite gelangt man in den Mittelgang des Bestandgebäudes, an das das Treppenhaus angebaut ist. Wendet man sich zur gegenüberliegenden Seite betritt man den nach oben offenen Übergang. Er überwindet wie eine Brücke die knapp sieben Meter Abstand, zwischen den beiden Altbauten. So führt der Schulumbau nicht nur dazu, dass den gesetzlichen Anforderungen genüge getan werden kann. Sondern er sorgt zugleich dafür, die die Durchwegung des Schulkomplexes entscheidend zu verbessern. Darüber hinaus wurde durch die gut gestaltete Architektur der bestehende Schulbau mit geringem Aufwand deutlich attraktiver gemacht.

 

Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura

Gelber Hof zwischen alt und neu

 

Wesentlich aufwändiger als in Almería fiel der Schulumbau aus, den Palenzvela in einem Vorort von Sevilla durchgeführt haben. Ein bestehendes Grundschulgebäude aus den Neunzigerjahren erhielt dabei einen neuen Anbau. Die Architektinnen und Architekten standen dabei vor der Herausforderung, das Raumprogramm auf einem kleinen Bauplatz zwischen dem Hauptbau und Sporthalle unterbringen zu müssen.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

 

Dennoch gelang es ihnen, bei ihrem Schulumbau auch noch einen kleinen, halboffenen Hof zu schaffen, den sie zwischen Neubau und bestehendem Hauptbau platzieren. Die Wandverkleidung des Hofs aus sonnengelben Fliesen setzt einen Farbakzent, ohne den Schulkoplex optisch zu dominieren. Der „Intervallum“ genannte offene Hof verengt sich zur Vorderseite des Baus hin trichterförmig. Andersherum formuliert, weitet er sich, je tiefer man in ihn hineingeht. Aus dem Hof führt ein Durchgang in den Schulgarten auf der Rückseite des Gebäudes.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

 

Anders als der gelbe Hofbereich sind ist Fassade des Anbaus weiß verputzt. Damit schaffen die Architekten die gestalterische Verbindung zum Bestand, der Putz und Bachsteinflächen kombiniert. Fensterbänder belichten die drei Stockwerke. Auch damit greifen Palenzvela die Formen des Altbaus auf. Sonnenblenden schützen vor der südspanischen Sonne – vertikal angeordnet zur Vorder-, horizontal zur Rückseite.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

Blaue Fliesen verteilen das Licht

 

Im Innern des Anbaus sind Werkstatt- und Klassenräume untergebracht. Die Erschließung der drei Etagen des Anbaus erfolgt über den Bestandsbau, ein eigenes Treppenhaus gibt es deshalb nicht. Ein Mittelgang führt im ersten und zweiten Geschoss zu den Klassenräumen. Um den Gang zu belichten, sind die Wände zu de Klassenräumen nur halbhoch gemauert. Die Zone darüber ist als Fensterfläche ausgeführt. Am Ende des Ganges läuft zudem ein schmales vertikales Fensterband über beide Etagen.

 

Foto: Fernando Alda
Foto: Fernando Alda

 

Auch bei diesem Schulumbau setzen Palenzvela Architekten Wandfliesen sowohl außen als auch im Innern ein. Anders als in Almerída jedoch in unterschiedlichen Farben. Zum Gelb im Hof tritt hier Kobaltblau in den Innenräumen. Auch hier aber verteilt die glänzende Oberfläche der Fliesen das nur gedämpft eintretende Sonnenlicht sanft im Raum. Dagegen sind die Böden und Decken in Sichtbeton ausgeführt oder in Grau- und Anthrazittönen gehalten. Gleichzeitig funktional und fröhlich sollen die Innenräume nach den Vorstellungen Ihrer Erbauer wirken. Das ist ihnen bei beiden Schulbauten mit sparsamen Mitteln gelungen.

 

Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura
Zeichnung: Palenzvela Taller de Arquitectura

 

Von Andalusien nach Flandern, Rosa und Hellgrau statt Grün, Gelb, Blau: Ein Schulneubau von Felt Architekten

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