21.01.2022

Architektur Öffentlich

Restaurierung des Straßburger Stadtbads

Das Pariser Büro Chatillon Architectes haben die Bains Municipaux Strasbourg vollständig restauriert und technisch in die Gegenwart geholt. Darüber hinaus wurden in dem historistischen Schmuckstück aus dem frühen 20. Jahrhundert neue Wellness-Angebot geschaffen.

Das Pariser Büro Chatillon Architectes haben die Bains Municipaux Strasbourg vollständig restauriert und technisch in die Gegenwart geholt. Darüber hinaus wurden in dem historistischen Schmuckstück aus dem frühen 20. Jahrhundert neue Wellness-Angebot geschaffen.

Das Pariser Büro Chatillon Architectes hat die Bains Municipaux Strasbourg vollständig restauriert und technisch in die Gegenwart geholt. Darüber hinaus wurden in dem historistischen Schmuckstück aus dem frühen 20. Jahrhundert neue Wellness-Angebot geschaffen.

 

Das Pariser Büro Chatillon Architectes haben die Bains Municipaux Strasbourg vollständig restauriert und technisch in die Gegenwart geholt. Darüber hinaus wurden in dem historistischen Schmuckstück aus dem frühen 20. Jahrhundert neue Wellness-Angebot geschaffen.
Foto: Cyrille Weiner

Baden wie im alten Rom

 

Das Straßburger Stadtbad ist ein herrliches bauhistorisches Erbe von 1905, entworfen nach antiken Vorbildern, aber errichtet mit der damals zeitgemäßen, modernsten Bautechnik in Eisenbeton, dazu verziert mit zahlreichen Art-Nouveau-Elementen. Die „Bains Municipaux Strasbourg“ stehen unter Denkmalschutz. Der Entwurf stammt von dem Architekten Fritz Beblo, von 1910 bis 1919 Stadtbaurat in Straßburg. Den Bürgern liegt ihr prächtiges Bad sehr am Herzen, ähnlich vielleicht wie das Müllersche Volksbad den Münchnern. Ist der hiesige neobarocke Jugendstilbau von 1901 schon ein Schmuckstück, so ist das Straßburger Bad sogar noch etwas imposanter in der Ausstattung.

Vorbild ist in beiden Fällen das alte Rom, denn auch dort wurde prunkvoll und luxuriös gebadet. Denn damals diente das Bad beileibe nicht nur der Entspannung und Reinigung, sondern auch der gesellschaftliche Aspekt des gemeinsamen Badens hatte einen hohen Stellenwert und erforderte deshalb einen adäquaten Rahmen. Wertvolle Mosaik- und Marmorböden, mehrere Badebecken, Räume für Schwitz- und Dampfbäder machten sie zu ganz besonderen Prestigebauten. Die öffentlichen Thermalbäder wurden von spezialisierten Architekten und Bauleuten aus dem ganzen Reich errichtet. Und so wie in der Antike gehören selbstverständlich auch in den Bains Municipaux Strasbourg verschiedene Einrichtungen dazu: Hallenbäder, öffentliche Duschen, ein Dampfbad, ein Solarium – und sogar ein eigener Hundesalon.

 

Römische Bäder, Foto: Cyrille Weiner
Eingangsrotunde, Foto: Cyrille Weiner

Zeitgemäßes Wellnessangebot in den Bains Municipaux Strasbourg

 

Nun stellt es eine heikle, komplexe Aufgabe dar, wertvolle historische Substanz an moderne Wellness-Vorstellungen anzupassen. Das Pariser Architekturbüro Chatillon allerdings ist prädestiniert dafür. Sie haben sich als Spezialisten im Umgang mit historisch bedeutenden Bauten bereits einen Namen gemacht. So hatten sie kürzlich erst gemeinsam mit Snøhetta die Renovierung des Musée Carnavalet fertig gestellt (Baumeister 10/21), des stadtgeschichtlichen Museums von Paris. Vor allem aber sammelten sie bei einer ähnlichen Bauaufgabe, der Sanierung des Pariser Schwimmbads „Piscine des Amiraux“, ein Gebäude von 1927 vom Architekten Henri Sauvage, reichlich Erfahrung. Auch hier war es Ziel gewesen, einem architektonischen Juwel des frühen zwanzigsten Jahrhunderts neuen Glanz zu verleihen und gleichzeitig unseren modernen Ansprüchen gerecht zu werden.

Bei den Bains Municipaux Strasbourg waren Chatillon Architectes damit betraut, das Gebäude neben der Restaurierung für eine zeitgemäße Nutzung umzubauen. So war der Bestand aufzuwerten und es mussten über die Zeit verschwundene oder veränderte Elemente und Ornamente wiederhergestellt werden. Vor allem aber sollte die Sicherheit, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit – in allen Bereichen sowohl für Kinder als auch mobil eingeschränkte Nutzer – verbessert werden. So hat man zum Beispiel die historischen Buntglasfenster mit einer inneren zweiten Verglasung versehen. Zudem sind selbstverständlich die technischen Anlagen umfassend erneuert worden. Ziel der Erneuerung war natürlich, dass die Anlagen für heutige Badegäste komfortabel zu nutzen sind. Dazu zählt auch neues Wellness-Angebot.

Restaurierung und Energieeffizienz

Die Stadt Straßburg hatte als Eigentümerin des Gebäudes ein ganzes Konsortium an Planern zusammengestellt. Dazu gehörten neben den Architekten rund um das Bauunternehmen Eiffage Construction Alsace auch die Agentur TNA für die Wasser- und Sportanlagen. Sie alle hatten auch dafür zu sorgen, dass die Ressourcen Wasser und Energie in Zukunft effizienter genutzt werden sollten. Die Bains Municipaux Strasbourg wurden daher an das Fernwärmenetz angeschlossen, alte Anlagen wurde abgerissen. Der alte hohe Heizungsraum konnte nun in zwei Ebenen unterteilt werden. Dort findet sich nun ein Fitnessraum oben und ein Kochstudio im unteren Bereich. Die neu eingebaute Wasseraufbereitungs-, -erneuerungs- und -heizungsanlage und senkt den Gesamtwasserverbrauch voraussichtlich künftig um 80 Prozent. Oder anders ausgedrückt, von 850 Litern auf 150 Liter Wasser pro Badegast.

 

Römische Bäder, Foto: Cyrille Weiner
Kleines Becken, Foto: Cyrille Weiner

Geschützte Lage

 

Neu ist in der Organisation der Räume nun, dass die Gäste zwischen den beiden Schwimmhallen vom großen zum kleineren Becken wechseln können. Beim „Grand Bassin“ entstand eine Entspannungszone mit Kräuterteebar. Einige der Kabinen entlang des großen Beckens wurden außerdem umgestaltet, so dass mehr Platz am Beckenrand entstand. Zur Sicherheit und besseren Orientierung trägt auch ganz wesentlich das neue Beleuchtungskonzept bei. Auch die verbesserte vertikale Erschließung gestaltet den Zugang aller Bereiche in dem beliebten Stadtbad mit vielen Gästen sicherer und fließender. So hat man fünf neue Treppenhäuser in das Bauvolumen eingefügt. Das römisch-irische Dampfbad restaurierten Chatillon Architekten ebenfalls komplett. Und in ehemaligen Technikräumen wurden ein Whirlpool, eine Salzgrotte und eine Sauna untergebracht. An dieser Stelle erweitert sich das Badeangebot auf die Grünflächen außerhalb des Gebäudes. Denn auf dem Gelände des alten Parkplatzes der Bains Municipaux Strasbourg finden sich nun mitten in einer Wiese ein Entspannungsbecken aus Edelstahl und die Sauna.

Die Bains Municipaux Strasbourg liegen am Übergang zwischen der mittelalterlichen Altstadt und der Neustadt, in einem historischen Viertel, das aus der Erweiterung der Stadt durch das Deutsche Reich von 1870 bis 1918 hervorging. Somit steht das Stadtbad seit 2017 mitten im vom Unesco-Weltkulturerbe geschützten Gebiet als „Monument historique“ unter Denkmalschutz. Nach zweijähriger Renovierung stehen die Bains Municipaux Strasbourg den Badegästen seit letztem November wieder offen. (sas)

Nicht nur in Frankreich versteht man etwas von einfühlsamen Restaurierungen. In Lauffen am Neckar entstand ein Museum im Geburtshaus des Dichters Friedrich Hölderlin. 

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