Nun stellt es eine heikle, komplexe Aufgabe dar, wertvolle historische Substanz an moderne Wellness-Vorstellungen anzupassen. Das Pariser Architekturbüro Chatillon allerdings ist prädestiniert dafür. Sie haben sich als Spezialisten im Umgang mit historisch bedeutenden Bauten bereits einen Namen gemacht. So hatten sie kürzlich erst gemeinsam mit Snøhetta die Renovierung des Musée Carnavalet fertig gestellt (Baumeister 10/21), des stadtgeschichtlichen Museums von Paris. Vor allem aber sammelten sie bei einer ähnlichen Bauaufgabe, der Sanierung des Pariser Schwimmbads „Piscine des Amiraux“, ein Gebäude von 1927 vom Architekten Henri Sauvage, reichlich Erfahrung. Auch hier war es Ziel gewesen, einem architektonischen Juwel des frühen zwanzigsten Jahrhunderts neuen Glanz zu verleihen und gleichzeitig unseren modernen Ansprüchen gerecht zu werden.
Bei den Bains Municipaux Strasbourg waren Chatillon Architectes damit betraut, das Gebäude neben der Restaurierung für eine zeitgemäße Nutzung umzubauen. So war der Bestand aufzuwerten und es mussten über die Zeit verschwundene oder veränderte Elemente und Ornamente wiederhergestellt werden. Vor allem aber sollte die Sicherheit, Zugänglichkeit und Barrierefreiheit – in allen Bereichen sowohl für Kinder als auch mobil eingeschränkte Nutzer – verbessert werden. So hat man zum Beispiel die historischen Buntglasfenster mit einer inneren zweiten Verglasung versehen. Zudem sind selbstverständlich die technischen Anlagen umfassend erneuert worden. Ziel der Erneuerung war natürlich, dass die Anlagen für heutige Badegäste komfortabel zu nutzen sind. Dazu zählt auch neues Wellness-Angebot.
Restaurierung und Energieeffizienz
Die Stadt Straßburg hatte als Eigentümerin des Gebäudes ein ganzes Konsortium an Planern zusammengestellt. Dazu gehörten neben den Architekten rund um das Bauunternehmen Eiffage Construction Alsace auch die Agentur TNA für die Wasser- und Sportanlagen. Sie alle hatten auch dafür zu sorgen, dass die Ressourcen Wasser und Energie in Zukunft effizienter genutzt werden sollten. Die Bains Municipaux Strasbourg wurden daher an das Fernwärmenetz angeschlossen, alte Anlagen wurde abgerissen. Der alte hohe Heizungsraum konnte nun in zwei Ebenen unterteilt werden. Dort findet sich nun ein Fitnessraum oben und ein Kochstudio im unteren Bereich. Die neu eingebaute Wasseraufbereitungs-, -erneuerungs- und -heizungsanlage und senkt den Gesamtwasserverbrauch voraussichtlich künftig um 80 Prozent. Oder anders ausgedrückt, von 850 Litern auf 150 Liter Wasser pro Badegast.