26.07.2023

Event

Ab und zu eine Frau für internationale Architektur

Nachhaltigkeit
Yasmeen Lari war die erste Architektin Pakistans. Foto: BBC Urdu
Yasmeen Lari war die erste Architektin Pakistans. Foto: BBC Urdu

Yasmeen Lari, pakistanische Architektin mit über fünfzig Jahren Berufserfahrung, wird mit der Royal Gold Medal 2023 ausgezeichnet. Dieser Preis ehrt nicht nur eine Person, sondern mit Yasmeen Lari auch eine unprätentiöse und humanistische Praxis.


175 Jahre Royal Gold Medal

Das Royal Institute of British Architects (RIBA) vergibt jährlich die Royal Gold Medal. Die Auszeichnung ehrt herausragende Personen oder Gruppen und ihren Beitrag zur internationalen Architektur. Sie wird im Namen des Königs beziehungsweise der Königin Großbritanniens vergeben. Preisträgerinnen und (hauptsächlich) Preisträger waren bisher abseits von klassischen Architektinnen und Architekten auch Ingenieure, Maler und Archäologen. Neben Personen wurde die Royal Gold Medal auch der Stadt Barcelona oder dem experimentellen Kollektiv Archigram vergeben – und auch sieben Frauen wurden seit der erstmaligen Verleihung 1848 (also vor 175 Jahren) bereits ausgezeichnet:

  • 1979 Ray Eames (gemeinsam mit Ehemann Charles)
  • 1994 Patricia Hopkins (mit Ehemann Michael)
  • 2015 Shela O’Donnell (mit Ehemann John Tuomey)
  • 2016 Zaha Hadid (hier gehts zum Artikel)
  • 2020 Yvonne Farrell und Shelley McNamara
  • 2023 Yasmeen Lari

Viele Preisträgerinnen und Preisträger sind auch mit dem Pritzker-Preis geehrt worden, wie unter anderen Farrell und McNamara.


Vom Brutalismus zur architektonischen Katastrophenhilfe

Lari sieht in der Verleihung der Royal Gold Medal eine Wertschätzung gegenüber der Arbeit für Arme und Aussätzige, mit dem Fokus auf Bauen abseits megalomaner und geldgetriebener Investitionsprojekte. Lari, in den letzten Jahren besonders bekannt geworden durch ihre Bauten für Arme in den ländlichen Gebieten Pakistans, integriert auch traditionelle Klimatechniken in ihre Entwürfe ein. Sie selbst wuchs in privilegierten Verhältnissen auf, studierte Architektur in Oxford und gründete mit 24 Jahren ihr Architekturbüro Lari Associates in Pakistan. Damit war sie offiziell die erste Architektin des Landes. In ihrer Zeit in Pakistan schuf sie sozialen Wohnbau und ikonische Bauten im Stil des Brutalismus.

Schließlich fokussierte sie sich nach Ende ihrer aktiven Karriere als Architektin den humanitären Lösungsmöglichkeiten ihres Feldes. Lari baute Gemeinschaftsküchen für Geflüchtete, überschwemmungssichere Wohnhäuser und erdbebensichere Konstruktionen. Weiter entwickelte sie den traditionellen Ofen in Privathäusern weiter, machte ihn sparsamer sowie sicherer und gewann dafür den World Habitat Award 2018. Ein Jahr davor schuf sie die größte Bambuskonstruktion Pakistans für das Zero Carbon Cultural Center in Makli, Pakistan.

Das Bild entstand im Rahmen des World Environment Day in Pakistan. Die Häuser sind typisch für die Arbeit von Yasmeen Lari. Foto: BBC Urdu
Das Bild entstand im Rahmen des World Environment Day in Pakistan. Die Häuser sind typisch für die Arbeit von Yasmeen Lari. Foto: BBC Urdu

Ausstellung in Wien

Aktuell läuft die weltweit erste Ausstellung zur Architektin Yasmeen Lari im Architekturzentrum Wien.

Bis 16. August 2023 sind in der Institution am Museumsplatz 1, 1070 Wien Zeichnungen, Fotos und Dokumente zu sehen, die den „beeindruckenden Weg von der internationalen Moderne zu einer CO2-freien Architektur“ von Yasmeen Lari zeigen.

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