Zurück ins Büro

Philipp Merbeler verbrachte ein halbes Jahr in London als Praktikant bei David Adjaye, die meiste Zeit jedoch im Homeoffice. Um trotzdem die Stadt zu erkunden, kaufte er sich ein Rad und unternahm jede Menge Spaziergänge durch die Stadt. Sein Aufenthalt neigt sich nun dem Ende zu – Zeit einen Blick auf das letzte halbe Jahr zu werfen.

Nach sieben Monaten im Büro von David Adjaye geht es für mich nun wieder zurück an die Universität in Berlin. Am Ende meiner Zeit denke ich oft an den Anfang im März. Ich erinnere mich, dass der Einstieg ins Büro durch Home-Office und wenig soziale Kontakte nicht ganz einfach war. Während sich schnell ein produktiver Büroalltag von zu Hause entwickelte, fehlten mir vor allem die informellen Gespräche bei gemeinsamen Kaffeepausen und Mittagessen. Während dieser Gespräche erfährt ja normalerweise viele Details und wichtige Einblicke rund um das Projekt, das Team und das Büro.

Die von Adjaye 2011 selbst umgebauten Büroräume befinden sich im „Edison“. Auch Ole Scheeren hat sich hier eingemietet.
In der Küche des Büros hängen die Bilder realisierter Projekte.

Von meinen Freunden in Deutschland hörte ich schon nach kurzer Zeit, wie sie zurück an ihre Arbeitsplätze kehren konnten. Doch in Großbritannien und London hielt sich der Lockdown wesentlich länger. Glücklicherweise kehrten auch hier die meisten Kollegen ab Juni schrittweise ins Büro zurück und damit auch das lebendige Büroleben. Für die nette Atmosphäre im Büro nahm ich nur zu gerne meinen Arbeitsweg mit dem Rad im Londoner Regen in Kauf. Selbst wenn es mal spät wurde bei Adjaye Associates waren die Kollegen immer guter Stimmung und es herrschte eine unverwechselbare Unternehmenskultur.


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Der zweitgrößte Besprechungsraum des Büros verbindet Konferenz und Bibliothek in einem.

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Schwarze Oberflächen und bunte Akzente: Der große Besprechungsraum kann durch Vorhänge in kleine Räume unterteilt werden.

Nun konnte ich auch endlich die Londoner Pub-Kultur entdecken: Ein Afterwork-Bier mit spannenden Gesprächen über gewonnene Wettbewerbe und die besten Radstrecken Londons kann nicht durch „Virtual Drinks“ ersetzt werden. Umso schöner war es daher die überraschende RIBA Gold Medal Auszeichnung vor zwei Wochen mit dem ein oder anderen Glas Sekt und Cupcakes im Büro zu feiern. Um den Anlass zu feiern schalteten sich die Büros in New York und Ghana in einer länderübergreifenden Videokonferenz im großen Besprechungsraum dazu. Die gute Mischung aus virtuellem und persönlichem Zusammensein aller Architekten aus den drei unterschiedlichen Büros machte die kleine Feier umso unterhaltsamer.

Die letzten Sonnenstrahlen am Trafalgar Square im Herzen Londons.
Das Tate Modern mit seiner geknickten Backsteinfassade gehört weltweit zu den besten Museen für moderne Kunst.

Nun neigt sich mein Aufenthalt in London dem Ende zu und auch in England ist ein Anstieg der Corona-Fälle zu verzeichnen. So folgt das Büro den Richtlinien der britischen Regierung und verlagert einen Großteil der Arbeit wieder ins Homeoffice. Ist nun der richtige Zeitpunkt für ein Ende? Gerne hätte ich meinen Aufenthalt in London auf unbestimmte Zeit verlängert. Spannende Projekte, nette Kollegen und Freunde, einige der besten Museen der Welt, großartige Radstrecken und überraschend gutes Wetter: Das Büro von David Adjaye und London hat mich rundum überzeugt. Ein Abschied fällt mir umso schwerer. Nichtsdestotrotz freue ich mich auch wieder auf Berlin und das Uni-Leben dort. Doch wer weiß – vielleicht lockt mich London und Adjaye Associates schon bald wieder zurück…

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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