Abstand halten in London

Academy-Gewinner Philipp startete vor den Ausgangsbeschränkungen sein Praktikum bei Adjaye Associates in London. Wenn er nicht im Homeoffice sitzt, spaziert er durch die Stadt und entdeckt dabei viele grüne Flächen. Denn: London hat im europäischen Vergleich mit am meisten Grünflächen. Er berichtet welche Vorteile das in Zeiten von Kontaktbeschränkungen hat. 

In den letzten Monaten haben aufgemalte und aufgeklebte Linien, Kreise und Punkte das Leben der Menschen in London und überall auf der Welt bestimmt. Um die Social Distancing Regelungen umzusetzen, helfen Markierungen den Mindestabstand zu anderen Personen einzuhalten: In Berlin sind es 1,5 Meter, in New York 1,8 Meter und 2 Meter in London. Parks in dicht besiedelten Städten, wie New York oder San Francisco, haben nun besondere Maßnahmen getroffen. Große weiße Kreise hat die Parkverwaltung des Domino Parks im New Yorker Stadtteil Williamsburg auf den Rasen malen lassen. Die Kreise haben einen Durchmesser von 3 Metern und sind zweieinhalb Meter voneinander entfernt. Die „menschlichen Parkplätze“, wie die New York Post die Markierungen in einem Artikel letzte Woche bezeichnete, sollen alle Parkbesucher an die Abstandsregelungen erinnern. Nachdem die Kreise erstmals in New York gesichtet wurden, haben nun vier weitere Parks in San Francisco das Konzept übernommen.

 

Die Wasserbecken des „Italian Gardens“ im berühmten Londoner Hyde Park.
Eine versteckte Parkanalage inmitten viktorianischer Häuser im Stadtteil Mayfair.
Blick über den „Boating Lake“ im gut besuchten Regent’s Park.

Grünes London

In London scheint die Idee der weißen Kreise noch in weiter Ferne. Trotzdem ziehen auch hier die sommerlichen Temperaturen die Bewohner in die Parks. Vor allem an den Wochenenden sind Massen von Menschen im Hyde Park und zahlreichen weiteren Grünanlagen zu sehen. Lediglich Hinweisschilder an den Parkeingängen erinnern die Besucher an die geltenden Abstandsregelungen. Von Markierungen hingegen fehlt jede Spur. Sind also die New Yorker in diesem Punkt den Londonern einen Schritt voraus?

Um diese Frage zu beantworten, muss man die Stadt von oben betrachten. Und – wie in letzter Zeit so oft – sich die Zahlen genauer ansehen. Auf Karten ergibt London das Bild eines grünen Flickenteppichs. Sofort springen einem die großen Grünflächen Richmond Park im Südwesten und Hampstead Heath im Norden der Stadt ins Auge. Insgesamt belegen 3.000 Parks mit einer Gesamtfläche von 142 Quadratkilometern fast 40 Prozent der Fläche von Greater London. Zum Vergleich: Deutschlands grünste Stadt Berlin kommt hier lediglich auf 14 Prozent, Paris nur auf 9 Prozent. Und auch im Detail gibt es wesentliche Unterschiede. Der berühmte Londoner Hyde Park hat mit einer Fläche von 142 Hektar die 70-fache Größe des Domino Parks in New York City.

 

Verschattete Straßenzüge zieht die Londoner am Abend in die weitläufigen Parks der Stadt.
Der Blick vom „Primrose Hill“ über die Skyline der Stadt.

Und so strömen auch dieses Wochenende die Londoner in Massen in die städtische Natur. Von dichtem Gedränge ist in der grünsten Metropole Europas allerdings keine Spur und die Besucher halten weit mehr als zwei Meter Abstand. Und während man in den Supermärkten nach wie vor vergeblich nach Klopapier und Mehl sucht, findet man schnell einen sonnigen Platz im Freien. In den Londoner Parks ist Abstandhalten auch ohne weiße Markierungen im Rasen möglich.

Apropos Rasen: Entdecken Sie neben dem Hyde Park auch das Wembley Stadion in London, wo das Finale der EURO 2020 stattfand.

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

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