17.06.2021

Öffentlich

Wembley Stadion London – Stadien der EM 2021

Foto: Mitch Rosen/Unsplash

Foto: Mitch Rosen/Unsplash

Das letzte Mal, als das Finalspiel einer Fußballeuropameisterschaft im Londoner Wembley Stadion ausgetragen wurde, konnte das Gastgeberland den Sieg für sich verbuchen. England gewann die EURO 1996. Auch dieses Jahr findet das Finale der EURO 2020 im Wembley Stadion in London statt. Ein gutes Zeichen für die britische Nationalelf, die auch Three Lions genannt wird? Die Magie von damals findet sich jedenfalls nicht mehr in den Mauern des Gebäudes. Das alte Wembley Stadion wurde Anfang der 00er-Jahre abgerissen und mit einem doppelt so großen Neubau, entworfen von Foster + Partners und Populous, ersetzt. Wie die Architekt*innen es geschafft haben, dass den Zuschauer*innen keine Säulen im Blick stehen? Warum die Three Lions im neuen Stadion fitter sein müssen, wenn sie den Pokal erreichen wollen? All das lesen Sie hier.

Das Wembley Stadion in London ist das zweigrößte in ganz Europa. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

 

„It´s coming home, it´s coming home“ – im Juli 2018 waren diese Sprechchöre überall in ganz Großbritannien zu hören. Die englische Fußballnationalmannschaft hatte zum ersten Mal seit 28 Jahren das Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft erreicht. Die Brit*innen waren ekstatisch und voller Zuversicht: „It´s coming home.“ Er – der Pokal – kommt nach Hause. Aber dann kam das Halbfinale gegen den Gegner Kroatien und die Träume der Engländer*innen platzten in der Nachspielzeit.

Es fasst rund 90.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

Das Wembley Stadion in London: inoffizieller Hauptaustragungsort der EM 2021

Wie bezeichnend, dass die englische Nationalelf an ihrem ersten Spiel der EURO 2020 (die zwar erst 2021 stattfindet, aber es ist eben nachhaltiger – sprich: billiger –, nicht alle Merchandise-Artikel etc. neu zu produzieren) wieder auf Kroatien traf. Dieses Mal hatten die Engländer aber den Heimvorteil: Das Spiel fand auf englischem Boden statt, im Londoner Wembley Stadion. Vielleicht war es dann auch der Rückenwind der heimischen Fans, der das Team beflügelte und zum Sieg verhalf. Raheem Sterling revanchierte sich jedenfalls in der 57. Minute bei den kroatischen Rivalen und verhalf England zum ersten Sieg in einem Startspiel an einer Europameisterschaft.

Ein historischer Moment, den die England-Supporter*innen unter den 22.500 Zuschauer*innen der EM 2021 im Wembley Stadion zu schätzen wussten. Ohne Corona-Pandemie hätten aber noch viel mehr Fans im Stadion mitfiebern können: Mit 90.000 Sitzplätzen ist das Wembley Stadium die größte Sportstätte Großbritanniens und das zweitgrößte Stadion Europas – größer ist nur Camp Nou in Barcelona mit 99.354 Plätzen. Das Wembley, das sich selber als das „Zuhause des Englischen Fußballs“ bezeichnet, ist aber nicht nur das Nationalstadion für Fußballspiele, sondern richtet auch olympische Sommerspiele, Rugby-Matches und Konzerte aus.

Der Wembley Bogen kann nachts individuell beleuchtet werden - je nach Anlass. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

Das neue Wembley Stadion: Zwischen Anforderungen und Ansprüchen

Aber im Sommer 2021 ist das Wembley Stadion – eigentlich eher unbeabsichtigt – der inoffizielle Hauptaustragungsort der EURO 2020. Als die UEFA die Spiele verteilte und London sowohl mit den Halbfinalspielen als auch mit dem Finale der EURO 2020 ehrte, war noch nicht klar, dass dort ebenfalls drei Gruppenspiele und zwei Achtelfinals stattfinden würden. Doch als Brüssel es nicht schaffte, ein neues Stadion für die EURO 2020 zu bauen, das den UEFA-Standards genügte, fiel die europäische Hauptstadt als Gastgeberin aus – und die dort geplanten Spiele dem Wembley Stadion zu, das den modernen Anforderungen entspricht.

Dies war aber nicht immer so: Ursprünglich wurde das Wembley Stadion für die Kolonialausstellung „British Empire Exhibition“ 1924 gebaut. Es diente als Austragungsort für die Olympischen Spiele 1948 und das Finale der Fußballweltmeisterschaft 1966 – und ging so in die britische Sportgeschichte ein. Zu Beginn des neuen Jahrtausends und nach unzähligen (Sport-)Großereignissen war das Stadion allerdings in die Jahre gekommen. In Anbetracht der Bewerbung für die Olympischen Spiele in London 2012 galt es, eine moderne, der Zeit angemessenere Spielstätte zu errichten. So wurde das alte Wembley Stadion zwischen 2002 und 2003 abgerissen.

Keinerlei Säulen versperren die Sicht auf das Spielfeld. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

Royale Beinfreiheit für Fußballfans

Das neue Stadion entstand aus einer Zusammenarbeit des „World Stadium Teams“, bestehend aus dem britischen Architekturbüro Foster + Partners und dem amerikanischen Sportarchitekturbüro Populous (ehemals HOK). Die Planer*innen waren sich der Herausforderung des Projekts bewusst: Es galt, Anlagen zu schaffen, die den Bedürfnissen der kommenden Generationen an Sportler*innen genügen würden und gleichzeitig die Ansprüche der Zuschauer*innen zu erfüllen. Letzteres war nicht einfach, da das alte Wembley Stadium unter den Fußballfans regelrecht verehrt worden war. Die Architekt*innen hatten also die Aufgabe, ein Stadion mit einer vergleichbaren Anziehung zu gestalten.

Dafür zauberten Foster + Partners und Populous ein spektakuläres Design aus dem Hut: Schon von Weitem erkennt man das Wembley Stadion an dem ikonischen Bogen, der sich über dem Dach wölbt. Der Bogen besteht aus Stahl und ist insgesamt 315 Meter lang, sein höchster Punkt liegt 135 Meter über dem Boden. Nachts kann der Bogen, der über der Nordkurve platziert ist, individuell beleuchtet werden – abgestimmt auf das gerade stattfindende Ereignis.

Das Dach ist ausrollbar. Foto: Nigel Young/Foster + Partners
Der Wembley Bogen trägt rund 60 Prozent des Dachs. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

107 Stufen führen zum Pokal

Mit dem Wembley Bogen, der vom Londoner Zentrum aus zu sehen ist, schufen die Architekt*innen von Foster + Partners und Populous aber nicht nur eine neue Landmarke. Die Struktur trägt nämlich ungefähr 60 Prozent des Gesamtgewichts des Stadiondachs. So konnten die Planer*innen vermeiden, im Stadion Säulen einzusetzen, um das ausfahrbare Dach zu tragen. Jeder der 90.000 Sitzplätze hat damit einen ungestörten Blick auf das Spielfeld. Übrigens: Die Sitzplätze sind darauf ausgelegt, den Besucher*innen mehr Beinfreiheit zu gewähren. Mehr Beinfreiheit sogar, als in der „Royal Box“ (den Sitzplätzen, die extra für den Besuch der königlichen Familie reserviert sind) des alten Wembley Stadions zu Verfügung standen.

Um dem alten Stadion gerecht zu werden, bemühten sich die Architekt*innen des World Stadium Teams, das Dach und die „Schüssel“ des Stadions so zu konstruieren, dass die Akustik während der Spiele dem alten Stadion entsprach. Dafür nutzten sie alte Audioaufnahmen von Fußballspielen. Außerdem ist das Spielfeld gleich ausgerichtet – es liegt auf der Achse des Olympischen Weges mit der Hauptfassade gen Norden.

Das Wembley Stadion ist auch vom Londoner Zentrum aus sichtbar. Foto: Nigel Young/Foster + Partners

Für die Fans besonders wichtig, ist aber vor allem die Tatsache, dass siegreiche Teams sich ihre Trophäe immer noch aus der Royal Box abholen. Diese befindet sich im vorderen Mittelrang des Stadions. Nur: Heute müssen sie dafür fitter sein als vor dem Neubau. Statt den 39 Stufen des alten Wembley Stadions, müssen sie im neuen Stadion 107 Stufen erklimmen. Erst dann können sie den Pokal in die Arme schließen.

Der Wembley Bogen – das Markenzeichen des Wembley Stadions, Foto: Aleks Marinkovic/Unsplash

Weitere Spiele der EURO 2020 im Londoner Wembley Stadion

In der Gruppenphase werden aus der Gruppe D am 18. Juni 2021 England und Schottland im Wembley Stadion aufeinander treffen sowie Tschechien und England am 22. Juni. Außerdem finden am 26. und 29. Juni zwei Achtelfinalspiele im Londoner Wembley Stadion statt. Beide EM-Halbfinalspiele – am 6. und 7. Juli – werden ebenfalls in Wembley ausgetragen, genauso wie das Finale am 11. Juli um 21 Uhr. Genauere Informationen dazu lesen Sie hier.

Erfahren Sie hier mehr zur Allianz Arena in München. Hier finden Sie die Übersicht der EM 2021-Stadien.

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