14.10.2014

Gewerbe

Die Bullen von Fuschl

Vergangene Woche eröffnete in Fuschl am See der neue Hauptsitz der Red Bull GmbH. Die Büroanlage, die aus mehreren Gebäudeteilen samt Kunstsee und Riesenplastik besteht, wurde vom Tiroler Künstler Jos Pirkner entworfen. Er hat die letzten sechs Jahre mit wenig anderem als den „Bullen von Fuschl“ zugebracht. Herausgekommen ist ein Projekt zwischen Gebäude und Raumskulptur. Ein Gesamtkunstwerk, könnte man sagen.

Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz gilt als eines der Marketing-Genies des 21. Jahrhunderts. Auch beim neuen Headquarter schöpfte das Unternehmen kommunikativ aus dem Vollen. Eine große Erföffnungsfeier mit Celebritites, Videoclips und einer 240-seitige Buchpublikation über den Entstehungsprozess des Projektes sorgten für die passende Begleitung.

Architektonische Dezenz herrscht dabei nicht in Fuschl. Eine „außergewöhnliche Verbindung von Kunst, Architektur und Natur“ habe er schaffen wollen, so Pirkner. Auf ein gigantisches Firmenlogo über dem Eingang hat er verzichtet. Stattdessen ein anderer Superlativ: die größte Bronzeskulptur der Neuzeit. Die Plastik zeigt 14 Bullen auf einer beeindruckenden Länge von 24 Metern, handgefertigt vom federführenden Künstler und Architekten des neuen Headquarters selbst, Jos Pirkner. „Der Mateschitz hat gemeint: ‚Lass dir mal was einfallen.’ “ Das hat Jos Pirkner getan. Die Idee, das Entwurfskonzept, das in Fuschl erstaunlich kompromissfrei umgesetzt wurde, war das auf Außenstehende üppig wirkende Bild einer Bullenherde, die aus einem Vulkan in Richtung Fuschlsee stürmt. Im Bergpanorama von Fuschl findet sich nun eine Komposition aus Kreissegmenten und Kegeln (Vulkane), die in und um einen künstlich angelegten See (Lava) arrangiert wurden. Glas, Naturstein und vorneweg die 14 Bullen aus Bronze (Energie), die ganz nebenbei von der Gießerei gegossen wurden, die auch die Skulpturen für Henry Moores goss. Jos Pirkner hat bei der Konzeption und Umsetzung der Anlage offenbar etwas genossen, was bei Red Bull – konträr zur Baubranche – gängige Unternehmenskultur zu sein scheint: freie Hand bei der Umsetzung seiner Ideen.

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