14.10.2014

Wohnen

Neues Wohnen in Freiburg

“Wohnen und Leben um die Zähringer Thomaskirche” Diplom Uni-Kaiserslautern SS2014 Prof. Dirk Bayer

Was machen mit nicht mehr benötigten Gemeindezentren? Die TU Kaiserslautern ist diesem Thema in Form einer Diplomaufgabe im Sommersemester 2014 nachgegangen. Ausgangspunkt war die in Freiburg gelegene evangelische Thomasgemeinde, auf deren Gelände alternative Wohnformen, eine Kindertagesstätte und gemeinsame Begegnungsmöglichkeiten entwickelt werden sollten. Die Absolventin Katharina Oertel stellt ihren Entwurf vor:

Die gestaltgebende Idee meiner Arbeit ist aus der Überzeugung heraus entstanden, dass eine authentische Neunutzung der Kirche nur dann möglich ist, wenn man den bestehenden Raum völlig neu denkt. Neu, das heißt in diesem Fall, ihn invers zu denken: durch das Abheben des Kirchendaches wird der Innenraum zum Außenraum umgewandelt. Zudem befreit ein präziser Schnitt an der Außenkante der Bestandswände diese von Sakristei, Vordach und Kirchturm, welche ohne religiöse Nutzung keine Funktion mehr erfüllen.

Ein neuer, vollwertiger Baukörper, also mit eigenen Innen- und Außenwänden, wird als Mantel um den Bestand gefügt, der nun als Innenhof funktioniert. Damit die Proportion des Raumes weiterhin spürbar bleibt, weist der Neubau dieselbe Höhe wie die ehemalige Kirche auf und nur das Dach kragt zum Innenhof ein Stück weit aus, um die Bestandswände zu schützen.

Nähert man sich der Situation nun noch einmal städtebaulich, so wird deutlich, dass das Thomasareal eine exponierte Lage aufweist. Es befindet sich an der Kreuzung der beiden Hauptverbindungsachsen des Quartiers, also in klassischer Lage für ein Forum.

Die bauliche Struktur in diesem Gebiet ist sehr heterogen und auch die Bebauung auf dem Thomasareal selbst wies eine unruhige, gewachsene Struktur auf, die eine Großzahl von Restflächen mit sich brachte.

Durch die Entwicklung eines Hofhauses, das direkt an die Kirchenwände anschließt, wird es möglich, eine klare Form auszubilden, die diese Resträume, zum Beispiel an der Westseite des Grundstücks, besetzt. Durch die Positionierung eines weiteren Baukörpers, eines siebengeschossigen Wohnhauses, wird außerdem der Süd-Ost-Ecke des Grundstücks ein räumlicher Abschluss gegeben und ein Ensemble von Räumen aufgespannt. Neben dem Hof entstehen so der Platz und der Garten.

Neben diesen architektonischen Überlegungen war es mir außerdem ein Anliegen, die übergeordnete Stellung des ehemaligen Kirchengebäudes innerhalb des Quartiers sowie dem Anspruch des Ortes gerecht zu werden. Was bisher die Kirche neben ihrer religiösen Dimension für die Anwohner bedeutet hat, nämlich Versammlungs- und Begegnungstätte zu sein oder auch soziale Verantwortung zu übernehmen, leistet nun das neue Kulturforum. Als öffentliches Haus in dem Kultur ausgestellt, kommuniziert und erarbeitet wird, transformiert es die kirchliche Idee in einen bürgerlichen Ansatz. Es soll sowohl den Anwohnern Zähringens als auch Kreativen von außen als Raum für ihr geistiges und gestalterisches Schaffen zur Verfügung stehen und den gegenseitigen Austausch förden. Auch die Kindertagesstätte im letzten Obergeschoss setzt das Prinzip von Partizipation und Interaktion in ihrer räumlichen Anlage und der dahinter stehenden Bildungspädagogik fort.

Insgesamt wird ein anekdotischer Umgang mit dem Bestand vermieden, vielmehr soll die Architektur situativ wahrgenommen werden. Dies geschieht einerseits durch das direkte Einbinden des Bestands und andererseits durch die Wahrung sowie die besondere Reaktion auf gegebene Situationen. So entsteht eine Architektur, die über die einzelnen Baukörper hinaus, die Stadt zum Ziel hat.

Verfasserangaben: TU Kaiserslautern, Prof. Dirk Bayer, Methodik des Entwerfens, Diplomarbeit SS 2014, Thema: Wohnen und Leben um die Zähringer Thomaskirche, Verfasser: Katharina Oertel, Betreuer: apl. Prof. Dr. Matthias Castorph

Scroll to Top