31.01.2023

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Dächer: Der Baumeister im Februar 2023

Wie können wir tote Dachlandschaften intelligent nutzen – etwa als öffentlichen Raum? In der Februar-Ausgabe dreht sich alles um „Dächer“ und die Antworten auf diese Frage. Coverfoto: Taran Wilkhu
Wie können wir tote Dachlandschaften intelligent nutzen – etwa als öffentlichen Raum? In der Februar-Ausgabe dreht sich alles um „Dächer“ und die Antworten auf diese Frage. Coverfoto: Taran Wilkhu

Wir beschäftigen uns in der Februar-Ausgabe mit dem vielleicht wichtigsten Gebäudeteil – dem Dach. Denn ohne es geht es nicht! Dabei können Dächer viel mehr als nur ein Wetterschutz sein. Was genau? Das lesen Sie in der B2, unserem aktuellen HeftMehr dazu im Editorial von Chefredakteur Fabian Peters.


Das flache Dach – eine moderne Entwicklung

Wer ein Haus bauen will, der muss ein Dach bauen. Ohne geht es nicht! Es kann Nurdachhäuser geben, aber keine „Nurwandhäuser“. An dieser für Jahrtausende unumstößlichen Regel meldete die Moderne Zweifel an. Und wurde dafür immer wieder an den Pranger gestellt. Das Unwohlsein mit den neuen Formen, Proportionen und Architekturelementen endete dabei nicht mit dem Untergang der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. So wollte 1948 der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr in seinem gleichermaßen erfolgreichen wie (zu Recht) heftig umstrittenen Buch „Verlust der Mitte“ einen dominanten Zug in der modernen Architektur erkannt haben: „die Möglichkeit, oben und unten zu vertauschen, womit die Vorliebe fürs flache Dach zusammenhängt“.


Alles auf Anfang: das Kugelhaus von Ledoux

Als Ausgangspunkt dieser Entwicklung machte Sedlmayr Claude-Nicolas Ledoux‘ berühmte Architekturfantasie eines Kugelhauses aus dem Jahr 1770 aus. Ledoux‘ „maison des gardes agricoles“ ist tatsächlich der Fall eines Hauses ohne Wände oder Dach – je nach Sichtweise –, bei der alle Funktionen in einer Sphärenform untergebracht sind. Der französische Architekt hat in seinem utopischen Entwurf bereits vor 250 Jahren die klassische Unterscheidung zwischen diesen beiden Bauteilen überwunden – einen Schritt, den wir in der architektonischen Praxis eben erst zu gehen bereit sind.


Vom Ende der Konzepte „Wand“ und „Dach“

Das scheint auf den ersten Blick banal, ist aber eine Zäsur in der Architekturgeschichte. In Sedlmayrs Augen wäre die Übersetzung dessen, was Ledoux nur imaginiert hat, in gebaute Architektur fraglos ein weiterer Schritt auf den Abgrund zu. Für ihn manifestierte sich in seinen Beobachtungen an der Moderne das hereinbrechende Chaos, die Auflösung des humanistischen Menschenbilds. Seine Schreckensszenarien scheinen uns heute, nach dem triumphalen Siegeszug der modernen Architektur, die seitdem stattgefunden hat, aus der Luft gegriffen. Dennoch müssen wir uns ganz wertfrei und ohne Untergangsvisionen vor Augen auch architekturtheoretisch mit der Frage auseinandersetzen: Was bedeutet es, wenn wir zukünftig die fast axiomatische Trennung von Wand und Dach aufgeben? Einige Hinweise in diese Richtung gibt Kjetil Trædal Thorsen in unserem Interview in diesem Heft (Siehe S. 12).


Dachräume – neue Chancen für die Architektur?

Derzeit allerdings hat ein anderes Dach-Thema Hochkonjunktur: Wie können wir die toten Dachlandschaften über unseren Köpfen intelligent nutzen, etwa als öffentlichen Raum? Unter dem Dach waren lange die schlechtesten Räume des Hauses, wo die Dienstboten untergebracht wurden. Heute sind unter dem Dach oftmals die teuersten Wohnungen, die Penthäuser, die Präsidentensuiten. Der Fahrstuhl hat die Beletage bis in das oberste Stockwerk transportiert. Wäre es nicht schön, wenn das Dach in einer nächsten Entwicklungsstufe zu einem Ort für alle werden würde – ganz wie es die Moderne bereits früh erträumt hat (siehe Essay S. 18)?

Das neue Heft ist ab jetzt bei uns im Shop erhältlich: B2: Dächer

Mit unserer Januar-Ausgabe „Umbauen“ ging die dreiteilige Sonderserie „Weiterbauen“ in die letzte Runde. Die Arbeit im historischen Bestand erfordert viel Einfühlungsvermögen, um Alt und Neu harmonisch zu verbinden. Bei welchen Projekten dies besonders gelungen verrät Chefredakteur Fabian Peters im Editorial.

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