Der Bielefelder Fenster und Fassadenspezialist Schüco treibt die Zertifizierung seiner Produkte nach dem Cradle to Cradle®-Designkonzept konsequent voran. Wir haben Stefan Rohrmus, Senior Expert Sustainability bei Schüco, nach den Gründen dafür gefragt.
BAUMEISTER: Schüco hat inzwischen 55 Produkte CradletoCradle (C2C) zertifizieren lassen. Was treibt Sie dabei an?
STEFAN ROHRMUS: In unseren Augen ist das C2C Label der derzeit beste Zertifizierungs-Standard für kreislauffähige Produkte, nach dem man sich richten kann. Wir haben deshalb schon 2013 damit angefangen, unsere Produkte auf diese Richtlinien abzustimmen, zunächst auf die Stufe „Bronze“, seit 2018 auf die deutlich anspruchsvollere Zertifizierungsstufe „Silber“.
B : Schüco hat viele komplexe Produkte im Angebot. Wie schwierig ist da der Zertifizierungsprozess?
S R : Unsere Produkte sind zwar häufig technisch komplex, aber überwiegend mechanisch. Bei der Cradle-to-Cradle-Zertifizierung spielt Demontierbarkeit eine zentrale Rolle: Die verschiedenen Materialien müssen am Ende des Produktlebens wieder voneinander trennbar sein, damit sie optimal recycelt werden können. Und Demontierbarkeit sollte eigentlich die ureigenste Wesenseigen schaft eines mechanischen Produkts sein. Anspruchsvoll ist es, die hohen Anforderungen zur Materialgesundheit der eingesetzten Werkstoffe zu erfüllen.
B : Wie hat die Ausrichtung auf die C2C-Zertifizierung die Entwicklung bei Schüco verändert?
S R : Mittlerweile setzen wir da bereits ganz am Anfang an: Der Entwicklungsprozess für jedes Produkt wird bei Schüco durch sogenannte Meilensteine gegliedert. Der erste Meilenstein ist das Erstellen des Lastenhefts, und seit 2019 ist die Anforderung zur Kreislauffähigkeit bereits dort festgeschrieben.
B : Welche Vorteile hat der Verwender von Schüco Produkten durch die CradletoCradle-Zertifizierung?
S R : Zunächst einmal Transparenz, weil die Kreislauffähigkeit von externen Experten festgestellt wird. Darüber hinaus können bei Nachhaltigkeits Bewertungssystemen für Bauwerke – etwa bei LEED und bei der DGNB – wertvolle Zusatzpunkte durch die Verwendung von C2C-Produkten erworben werden. Mittelfristig gehen wir zudem davon aus, dass die ökologischen Vorgaben in der Architektur spürbar strenger werden. In einigen Ländern sind Life CycleAnalysen für Neubauten bereits Pflicht. BIM führt dazu, dass Bauprozesse immer nachvollziehbarer werden, etwa im Hinblick auf Produkt und Materialpässe. Bauchemische Vorgaben werden immer anspruchsvoller. All diese Faktoren werden zu wichtigen Treibern für kreislauffähige Produkte werden.
B : Jenseits der C2C-Zertifizierung – welche Schritte geht Schüco, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern?
S R : Wir haben uns selbst ehrgeizige Ziele in Bezug auf die CO2-Reduktion gesetzt. Bei uns fallen da natürlich die Materialien ins Gewicht – insbesondere Aluminium ist ja in der Herstellung sehr energieintensiv. Aus diesem Grund sind wir auch Gründungsmitglied der „Aluminium Stewardship Initiative“, einer MultiStakeholder Initiative von Unternehmen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich selbst zu anspruchsvollen Standards, ökologischen wie sozialen, über die gesamte Lieferkette des Aluminiums hinweg verpflichtet haben.