11.08.2021

Gewerbe

Geburtstagsgeschenk

Das Weingut Donum im kalifornischen Napa Valley hat sich selbst zum 20. Geburtstag ein Geschenk gemacht: Der dänische Architekt und Designer David Thulstrup gestaltete das Donum Home, wo die berühmten Weine des Gutes verkostet werden, neu.

Foto: Eric Petschek
Foto: Eric Petschek
Foto: Eric Petschek

Wessen Weine knapp unter der Bestpunkzahl von 100 Punkten in der Bewertung des Weinpapstes Robert Parker rangieren, sollte keine Probleme mit mangelndem Publikumsinteresse haben. Das Weingut Donum im kalifornischen Sonoma County verlässt sich dennoch nicht nur auf die Qualität seiner Pinot Noirs.

Foto: Eric Petschek

Die Domäne hat beispielsweise eine sehenswerte Sammlung zeitgenössischer Kunst zusammengetragen. Gezeigt werden unter anderem über 50 Skulpturen, darunter Arbeiten von Keith Haring, Ai Weiwei und Fernando Botero. Sie verwandeln das Areal in einen großen Skulpturenpark. Die zehn Meter hohe Edelstahlarbeit „People Tree“ des indischen Künstlers Subodh Gupta etwa ist auf einem Hügel aufgestellt und überblickt die Umgebung. Die Kunst bildet einen spannenden Kontrast zur weiten, hügeligen Landschaft von Los Caneros, dem südlichsten Weinanbaugebiet des Napa Valley.

Foto: Eric Petschek
Foto: Eric Petschek

Das Donum Home – eine Galerie für die Weinverkostung

2017 baute der Architekt Matt Hollis von MH Architects aus San Francisco für das Weingut neue Gebäude zur Weinproduktion und -verkostung. Für die Weinproben entstand dabei ein pavillonartiges Gästehaus, das Donum Home. Mit seinem Giebel als Blickfang soll es auf die umgebenden Weinberge Bezug nehmen. Das an den Giebel anstoßende Satteldach ist mit großen Oberlichtern geöffnet, um viel Licht in die Räume zu lassen. Auch die Wände bestehen in großen Teilen aus bodentiefen Fenstertüren, um einen möglichst ungehinderten Blick in die umgebende Landschaft zu ermöglichen. Die Außenseite des Gebäudes bestimmt eine Verkleidung aus vertikalen Holzpanelen unterschiedlicher Breite. In Verbindung mit der weißen Farbe und dem hellen Licht Kaliforniens entsteht so ein leicht flirrender Effekt. Die Innenräume sollen dagegen die Ruhe und Konzentriertheit einer Kunstgalerie vermitteln.

Zum 20. Geburtstag des Weinguts Donum im Jahr 2021 hat der dänische Architekt und Designer David Thulstrup das Donum Home umgebaut. Dabei hat Thulstrup dem bestehenden Bau unter anderem drei neue Degustationsräume hinzugefügt. Dadurch können nun insgesamt fünf Weinproben parallel stattfinden. „Ich liebe das Licht und wie es sich im Laufe des Tages verändert. Auf diesen Faktor habe ich mich auch beim Interieur des Donum Homes besonders konzentriert“, erklärt David Thulstrup. Ruhe sollen seine Räume vorrangig ausstrahlen, Gastlichkeit und nicht zuletzt ein Gefühl von Heimat. Deshalb hat Thulstrup auch viele lokale Materialien benutzt.

Foto: Eric Petschek

Skandinavisches Design und kalifornischer Granit

Dies lässt sich an den eigens für das Donum Home angefertigten Möbeln ablesen. Ein gewaltiger Steintisch aus kalifornischem Granit bildet den Mittelpunkt des großen Oberlichtraums, der dem Donum Home als Zentrum und Foyer dient. Parallel zum Steintisch findet ein langer rechteckiger Holztisch Aufstellung. Er wurde aus American Walnut gefertigt. Auch die übrigen Ausstattungen und Einrichtungsgegenstände des Oberlichtraumes zeigen ausgesuchte Materialien und zurückhaltende Formen. Das reicht von den Bodendielen aus Eiche von Dinesen bis zu den Pendelleuchten „Candela di Vals“ aus Messing – ein Design von Peter Zumthor für Viabizzuno. Vor die Fensterfront platzierte Thulstrup den ikonischen Liegesessel pp225 von Hans J. Wegner neben einem Beistelltisch von Ido Yodhimoto auf einem Teppich von Tai Ping.

Eigentlich spielt aber die Kunst die heimliche Hauptrolle im Hauprraum des Donum Home. Auf dem Granittisch steht die mächtige Vase „Grapes“, die die dänische Glaskünstlerin Lene Bødker für das Donum Home gefertigt hat. An den Wänden hängen zwei großformatige Gemälde der chinesischen Künstler Liu Xiadong und Yue Minjung. Erst beim zweiten Blick entdeckt man das Kunstwerk „Three Colors for Donum“ des Dänen Jeppe Hein. Drei spiegelnde Ballons in Rot, Gold und Messing, die unter dem First hängen, als hätte ein Kind sie versehentlich losgelassen. „Ich wollte ein Kunstwerk schaffen, dass die drei vorherrschenden Farben des Weinguts aufgreift“, erleutert Hein seine Arbeit. „Die spiegelnde Oberfläche reflektiert die Umgebung und den Betrachter und macht beide so zum Teil des Kunstwerks.“

Foto: Eric Petschek

Kunst bildet heimlichen Höhepunkt

Außerdem richtete Thulstrup die beiden bereits bestehenden Degustationsräume des Donum Home neu ein. Dort bildet nun jeweils ein „Ashida“-Holztisch nach dem Entwurf von Philipp Mainzer für e15 den Mittelpunkt. „Arv“-Stühle von Brdr. Krüger dienen als Sitzgelegenheiten. David Thulstrup hat sie für das Kopenhagener Restaurant Noma entworfen hat,  Über den Tischen hängt Poul Henningsens legendäre Artichoke-Lampe.

Foto: Eric Petschek

Anders als in den bestehenden Bereichen hat Thulstrup im neuerrichteten Teil des Donum Home, der die drei zusätzlichen Verkostungsräume aufnimmt, einen Terrazzoboden verlegen lassen. Außerdem arbeitete der Architekt in diesem Bereich mit Wandverkleidungen. In den Degustationsationsräumen bestehen Wände und Türen aus Eichenvertäfelungen. Dagegen besitzt die ovale kleine Halle, die Thulstrup zwischen die Zimmer gelegt hat, eine Verkleidung aus holzgerahmten Rattanelementen. Auch in den Verkostungsräumen finden sich Werke bedeutender Künstler. Neben Andy Warhols Seidendruck „Königin Margarethe II. von Dänemark“ hängt hier auch das Gemälde „Another Thirty Years“ von Tracey Emin.

Foto: Eric Petschek
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Für die Besitzer des Weinguts Donum, Mei und Allan Warburg, war die Neugestaltung des Donum Home eine willkommene Gelegentheit, sich mit ihrer Kunstsammlung auseinanderzusetzen: „Die Bauarbeiten gaben uns die Chance, die Donum-Sammlung neuzubetrachten und neu zu hängen“, berichtet das Eigentümerpaar. „Wir sind begeistert von den Neuzugängen, etwa Jeppe Heims spiegelnden Glasballons, die von der Decke hängen. Sie bewegen sich sanft im Wind, während sie das Sonnenlicht brechen und multiplizieren.“

Foto: Eric Petschek
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