22.09.2023

Gewerbe

Ein V für Veja: Neuer Store in Madrid von Plantea Estudio

Beton Innenarchitektur Nachhaltigkeit Ziegel
Für die Schuhmarke Veja gestaltete das Büro Plantea Estudio den Flagship-Store in Madrid – natürlich in einer V-Form. Foto: © Salva Lopez
Für die Schuhmarke Veja gestaltete das Büro Plantea Estudio den Flagship-Store in Madrid – natürlich in einer V-Form. Foto: © Salva Lopez

Die französische Schuhmarke Veja erobert Schritt für Schritt die europäischen Metropolen. Nach Berlin 2022 folgt nun Madrid. Das dort ansässige Büro Plantea Estudio gestaltete den Flagship-Store der nachhaltigen Marke, die Verkauf, Repair und Services unter einem Dach verbindet.


Das V als Markenzeichen

An der Ecke Calle Barquillo und Fernando VI in der Madrider Innenstadt füllt Veja nun das Erdgeschoss eines Bestands, das auf außergewöhnliche Weise zur Marke passt: Es hat eine geschlossene V-Form.

Der Zugang zum Store erfolgt von der „Spitze“, durch vier Öffnungen zur Calle Barquillo und acht Richtung Fernando IV wirkt der Raum sehr transparent.

Grafik: Plantea Estudio
Grafik: Plantea Estudio
Am Knotenpunkt, der sogenannten „Spitze“, können die Besucher den Veja-Store betreten.
Grafik: Plantea Estudio
Grafik: Plantea Estudio
Trotz der massiven Gestalt der Materialien wirkt der Showroom durch tiefe Fensterleibungen lichtdurchflutet.

Alles freigelegen

Die Architekten von Plantea Estudio entfernten zunächst die Verkleidung der Wände und legten die Struktur aus tragendem Ziegelmauerwerk frei. Diese Stützen sich an Durchgängen auf Rahmen aus Kiefernholz, zu den Straßenseiten auf den Granit der Fassade. Die tiefen Fensterleibungen und die Raumhöhe von vier Metern sorgt für einen beeindruckenden Charakter und unterstreicht die Seltenheit des Bestandsobjekts und dessen räumliche Qualität.

Durch den Abbruch der Verkleidung offenbart Plantea Estudio die verletzliche Seite des Gebäudes und macht Veränderungen und Narben sichtbar, die es im Laufe der Jahre erlebt hat.

Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Vier Meter Raumhöhe lässt tief in den Store blicken – von außen sowie von innen.
Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Plantea Estudio hat die Verkleidung freigelegt und gibt Einblick in einen gezeichneten und anmutenden Bau.

Unberührte Vergangenheit

Plantea Estudio verstärkt diesen klar wahrnehmbaren Charakter des V-förmigen Raumes. Für den Umbau zum neuen, zum Store einer nachhaltigen Marke, machen die Architekten mit dem Gebäude einen Schritt in die Vergangenheit. Die vorhandenen Fensteröffnungen wurden beispielsweise auf ihre ursprüngliche Höhe erhöht, während alle Wände von überflüssigen Materialien gereinigt wurden, um wesentliche Reparaturen oder Überreste vergangener Epochen sichtbar zu machen. Plantea Estudio beschreibt den Prozess in etwa so: „Es ist notwendig, viel zu berühren, damit es scheint, als ob nichts berührt geworden wäre.“

Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Nachhaltigkeit wird nicht nur von Veja selbst in deren Produkten vertreten, sondern nun auch im Store in Madrid.

Moderne Eingriffe in den Bestandsbau

Die Rückwände des Verkaufsraums wurden mit rauem Putz versehen und auch die Decke, in der die Beleuchtung eingelassen wurde, verkleideten die Architekten mit einem rauen, schallabsorbierenden Material. Der Boden ist mit einem hochwertigen Zementmörtel behandelt, die eine durchgehende Oberfläche bietet, für den Eingangsbereich entschied sich Plantea Estudio dafür, die Wände zu reflektieren: Der Boden wurde mit gerade geschnittenen, länglichen Klinkersteinen gepflastert.

Foto: Salva Lopez
Böden aus Zement sowie Klinkern reflektieren einmal den Bestandsbau als auch den Sichtbeton.

Reduzierter Ausstellungsraum

Für die Innenarchitektur wählte Plantea Estudio einen zurückhaltenden Weg. Einbauelemente wurden auf das minimal mögliche reduziert. Beide Seiten des Stores ziert das V der Marke, ein paar zentrale Möbelstücke und ein lineares Regal an einer der Wände, jedes Stück mit einem eigenen Charakter: Die zentralen Teile aus Ortbeton mit Holzschalung, auf einem verlorenen Fundament errichtet.

Sie sprechen die Sprache der Unveränderlichkeit, dienen als Bank, Stütze oder Theke. Die Regale hingegen sind leicht, aus gefaltetem Stahlblech und schweben, scheinbar ohne die Wände zu berühren. Auf ihnen wird das Hauptsortiment ausgestellt, beleuchtet von einem eigenen Licht, heller als das der Decke.

Foto: Salva Lopez
Im Hauptraum dominiert Beton als Material – auch bei den wenigen „Möbeln“.

Mehr als ein Store

Ergänzt wird das Interieur durch große Spiegel, die vor den Ziegelsäulen der Fassade schweben. Ein großer Ficus rundet die Lounge am Eingang ab, Sessel die 1960 von Joaquim Belsa für Aresta entworfen wurden laden hier zum Ausruhen vom Shopping ein. Zentral im V-förmigen Grundriss befindet sich eine vollständig ausgerüstete Schuhreparaturwerkstatt.

Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Für eine kleine Küchennische ist im hinteren Bereich des Veba-Stores Platz.
Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Auch Spiegel für die Kunden dürfen in einem Bekleidungsgeschäft nicht fehlen.
Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Eine Schuhwerkstatt rundet den traditionellen Flair im Veja-Store ab.

Traditionell spanische Architektur trifft Postmoderne

Durch diese Eingriffe, die Kombination aus Rückbau und Sanierung, versuchen die Architekten die Qualität des Permanenten zu steigern und zu vervollständigen. Plantea Estudio sehen den Store als Behälter, in dem das Rot des Ziegelsteins, die getönte Farbe des Putzes, verschiedene Texturen und Variationen der Materialien zusammenkommen und die traditionelle Architektur Madrids mit dem abstrakten Zustand der Moderne zu verbinden.

Die nachhaltige, entschieden moderne und minimalistische Philosophie der Marke ist ausgedrückt in dem komplexen Dialog, der im Store stattfindet: Zwischen dem Traditionellen und dem Neuen, dem Dauerhaften und dem Wandelnden, dem Funktionalen und dem Idealistischen, dem Rohen und dem Anziehenden, dem Gefundenen und dem subtil Hinzugefügten.

Foto: Salva Lopez
Foto: Salva Lopez
Der Minimalismus zieht sich auch durch das Lager: Fein säuberlich sind hier die Schuhkartons auf herkömmlichen Lastregalen geordnet.

Plantea Estudio

Plantea Estudio ist ein in Madrid ansässiges Büro, das 2008 gegründet wurde. Das Büro verfolgt einen inklusiven Ansatz, arbeitet kollaborativ und fördert den kreativen Dialog mit Kunden, Beraterteams, Behörden, Auftragnehmern und Endnutzern.

Für die Arbeit von Plantea Estudio ist ein aktiver Austausch zwischen den Disziplinen Architektur, Innenarchitektur, Kunst und Städtebau sehr wichtig, was einen äußerst analytischen Ansatz und die solide Führung der einzelnen Teammitglieder erfordert.

 

Das Mailänder Büro von David Chipperfield Architects hat für das Modelabel AKRIS in Washington D.C. einen Store entworfen, der mit einer dreidimensionalen Architektur in Verbindung mit einem speziellen Lichtsystem die handgefertigte Kleidung der Marke in den Vordergrund stellt.

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