25.09.2023

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Immer mehr Baustopps in München

Neubauprojekte in München müssen mindestens 60 Prozent günstige Wohnungen aufweisen. Ob dies der Grund für den Baustopp ist, steht jedoch nicht fest. Foto: Unsplash
Neubauprojekte in München müssen mindestens 60 Prozent günstige Wohnungen aufweisen. Ob dies der Grund für den Baustopp ist, steht jedoch nicht fest. Foto: Unsplash

In München gibt es immer mehr Baustopps. Dies könnte an der Regel liegen, dass Investoren auch Wohnungen mit geringen Mieten bauen müssen, was sich oft als Herausforderung darstellt.


Bezahlbarer Wohnraum wird auf Eis gelegt

Neubaugebiete müssen in München, wie in vielen anderen Städten, eine bestimmte Anzahl an Wohnungen mit geringer Miete enthalten. Dies scheint jedoch in letzter Zeit immer häufiger zu einem Baustopp zu führen. Denn Bauträger, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, können es sich oft nicht leisten, günstigere Wohnungen zu bauen. Sie wählen daher eher den Baustopp. Nun stellt sich die Frage, ob die Stadt München als Antwort auf diese Entwicklung die Richtlinien für Neubaugebiete lockern wird.

Insgesamt sind es oft 60 Prozent der Flächen, die bei Neubauten in München für günstige Wohnungen bereitgestellt werden müssen. Baustopps wie etwa beim neuen Quartier neben der ehemaligen Bayernkaserne, durchgeführt vom Bauunternehmen Sedlmayr GmbH, lassen die Frage aufkommen, ob dieser Anteil zu hoch ist. Das Bauunternehmen hat angekündigt, zunächst nur die bereits im Bau befindlichen 250 Wohnungen fertigzustellen. Die restlichen 813 Wohnungen werden erst einmal aufs Eis gelegt. Und auch andere Konzerne setzen in München im Jahr 2023 lieber auf einen Baustopp, wie etwa am alten Karstadt am Nordbad.

In München ist es derzeit auf vielen Baustellen ruhig. Bildquelle: Pixabay
In München ist es derzeit auf vielen Baustellen ruhig.

Sozialgerechte Bodennutzung in München

Eine Anfrage der FDP im Münchner Stadtrat löste Diskussionen darüber aus, was die Sozialgerechte Bodennutzung (Sobon) damit zu tun haben könnte. Die Sobon ist ein wichtiges Instrument, das in München schon seit 1994 existiert. Es gibt vor, dass Bauherren in neuen Siedlungen günstigen Wohnraum sowie Infrastruktur wie Kitas, Parks und Straßen schaffen müssen.

Im Jahr 2021 verschärfte die rot-grüne Koalition die Regeln zur Sobon. Sie gibt nun vor, dass auf privaten Flächen zu 60 Prozent geförderte, preisgebundene Wohnungen entstehen. 20 Prozent freifinanzierter Mietwohnungsbau und 20 Prozent Eigentumswohnungen sind erlaubt, wobei die Bindungsdauer 40 Jahre beträgt. Bauherren müssen sich zudem mit 175 Euro pro Quadratmeter Geschossfläche an den Kosten für die Infrastruktur des neuen Quartiers beteiligen.

Einige Parteien schieben den Baustopp in München auf die strengen Sobon-Regeln und wünschen sich frühere Varianten der Bodennutzung zurück. Jedoch lassen sich die Baustopps nicht einfach auf die Sobon 2021 schieben: So gelten für den Bauträger der Bayernkaserne zum Beispiel noch alte Regeln.

 

Foto: Unsplash
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Im Münchner Rathaus verschärfte die rot-grüne Koalition erst kürzlich die Regelungen zur Sozialgerechten Bodennutzung.

Grund für den Baustopp verstehen

Das oberste Ziel der Stadt München ist laut Münchener SPD-Chef Christian Müller bezahlbarer Wohnraum. Er gab an, dass sich bereits 20.000 Menschen beim Amt für Wohnen für eine geförderte Wohnung in München registriert haben. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp in der bayerischen Hauptstadt und die Mieten steigen rasant an.

Der Stadtrat diskutiert weiter darüber, wie am besten mit dem Trend hin zu Baustopps verfahren werden soll. Eine Möglichkeit besteht darin, Sobon-Regeln zu lockern. Jedoch gibt es auch andere Erklärungen für die pausierten Baustellen. An der Bayernkaserne möchte der Investor zum Beispiel Geld sparen und prüft derzeit, wie das möglich ist.

Bezahlbarer Wohnraum in den Großstädten ist seit Jahren ein zentrales Thema der Architekturdebatte: Berlin, Hamburg und München arbeiten nun gemeinsam an einer Initiative, um das gemeindliche Vorkaufsrecht zu stärken.

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