16.12.2019

Hotel

Unterwegs im Alila Yangshuo Hotel

Das Hotel von Außen © Su Shengliang

Diese luxuriöse Herberge befindet sich in einer märchenhaft erscheinenden chinesischen Landschaft. Vector Architects haben hier eine ehemalige Zuckerfabrik in ein beeindruckendes Landhotel verwandelt.

Das Hotel von Außen © Su Shengliang
Der Außenbereich ©Su Shengliang
Die Aussichtsterrasse mit Pool auf dem ehemaligen Ladedock. © Su Shengliang
Der Außenbereich © Christian Schittich
Der Pool © Christian Schittich
Der Außenbereich am Abend © Xufeng Jing

Von der Aussichtsterrasse mit Swimmingpool wandert der Blick über den mäandernden Li-Fluss und die malerischen Karstberge im Abenddunst: Im Alila Yangshuo ist man mittendrin in einer der berühmtesten Landschaften Chinas. Seit Jahrhunderten in Gedichten und Tuschezeichnungen verherrlicht, gilt sie im ganzen Land als wahrer Sehnsuchtsort.

Eine gute Stunde bevor ich hier die letzten Lichtstrahlen genieße, bin ich mit dem Hochgeschwindigkeitszug aus Guilin, der etwa 80 Kilometer entfernten Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangxi, am Bahnhof Yangshuo angekommen. Trotz des gleichen Ortsnamens liegt mein Ziel noch 27 Kilometer entfernt. Den Weg im Hotel-Shuttle säumen grün überwucherte Felskegel, Reisfelder und belebte Bauerndörfer, wo zwischen den hässlichen Neubauten aus Stahlbeton immer wieder auch alte Häuser aus Stampflehm hervorschauen. Nach einer halben Stunde Fahrt auf der lauten, auch von Lastwagen stark frequentierten Landstraße biegt der Fahrer unvermittelt in eine Einfahrt: Ein Tor geht auf, und dahinter offenbart sich eine andere Welt.

Den Kern des Hotels bilden die liebevoll sanierten Produktionsbauten einer ehemaligen Zuckerfabrik aus der Zeit der Kulturrevolution. Um diese herum hat Gong Dong, einer der wichtigsten Vertreter von Chinas „neuer“ Architektengeneration, mit seinem Büro Vector Architects drei Gebäuderiegel für die Gästezimmer und Suiten platziert; diese korrespondieren in Form und Material mit dem Bestand, zeichnen sich aber nicht zuletzt durch eine für China außergewöhnliche Detail- und Ausführungsqualität aus: Schalungsrauer Sichtbeton und perforierte Wände aus Hohlsteinen lassen die Volumina leicht, beinahe immateriell erscheinen. Nicht weniger überzeugend zeigt sich die Freiflächengestaltung mit den großen, luxuriös ausgeführten Wasserflächen, die die einzelnen Volumina zusammenbinden.

Ein Hotelzimmer © Christian Schittich
Das Sugarhouse-Restaurant ist in einem der eindrucksvoll sanierten Altbauten untergebracht. Rauer Beton und rostender Stahl bilden hier den Gegensatz zu dem historischen Holzdachstuhl. © Xufeng Jing
Innenraum © Xufeng Jing

Die Hotelzimmer selbst sind beinahe nüchtern eingerichtet. Alle Aufmerksamkeit wird hier über großflächige Fenster auf die eindrucksvolle Umgebung gelenkt. Geradezu verschwenderisch ist das Platzangebot in den etwa 100 Quadratmeter großen Suiten, wo vom frei im Raum stehenden Doppelbett der Blick durch ein Panoramafenster in den Garten schweift. Für den gesamten Innenausbau zeichnet Ju Bin, ein im ganzen Land weithin bekannter Innenarchitekt, verantwortlich. Sinnlicher und mehr als Erlebnis hat dieser die Räume mit zentraler Funktion in den äußerlich unveränderten Altbauten inszeniert: Das beginnt mit der Rezeption und Lobby im ehemaligen Kraftwerk, wo eine knallrote Sitzgruppe alle Blicke auf sich zieht, geht weiter über den früheren Pressraum, der jetzt eine glitzernde Bar und mehr als hundert Rumsorten beherbergt, und reicht bis zum „Sugarhouse Restaurant“ im früheren Raffineriegebäude. Der eindrucksvollste Platz für mich aber ist zweifellos der auf dem ehemaligen Ladedock am Fluss gelegene Swimmingpool – hier rahmt die Betonkonstruktion der früheren Kranbahn den Blick auf die majestätische Landschaft. Ein perfekter Ort, um im Liegestuhl mit einem Drink in der Hand die beeindruckende Aussicht zu genießen.

Den Artikel über das Alila Yangshuo Hotel finden Sie in unserer aktuellen Baumeister-Ausgabe 12/2019.

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