Der Weg von der klassischen Musik hin zur Beschallung von Messeständen ist einer, der aus unternehmerischer Sicht notwendig war. „Wir mussten eine Nische finden, mit Kunden, die bereit sind, für unsere Arbeit auch Geld auszugeben“, sagt Cilic. Die Verknüpfung mit Messe-Design hat sich als solch eine Nische herauskristallisiert. Auf der Mailänder Möbelmesse zum Beispiel hätten an drei Ständen Vögel gezwitschert – das sei das Maximum gewesen. Nach positiven Gesprächen mit Messe-Designern kam es dann vor einem Jahr, mit dem Auftrag von Wicona, zum Neuanfang der „Sound-Architekten“, wie Barth und Cilic sich auch nennen.
Wicona, ein internationaler Fassaden- und Fensterhersteller, verbaut seine Produkte in vielen Großstädten weltweit, deshalb fiel die thematische Ausrichtung des Messestandes auf New York. Das Design konzipierte Andi Gabony von Atelier Seitz: Von oben hing eine Art gedrehte Skyline herab, dargestellt durch rote Kuben. Cilic und Barth entwarfen dazu die tonale Architektur, Sound- und Designkonzept sollten am Ende eine Einheit ergeben. „Die Herausforderung war, dass dieser Raum in der Vorbereitung noch nicht existierte. Wir arbeiteten mit Renderings“, sagt Marko Cilic.
Der Pavillon war mit 650 Quadratmetern recht groß, je nach ZoneIn der Architektur und Gebäudetechnik bezeichnet eine Zone einen Bereich innerhalb eines Gebäudes, der in Bezug auf Heizung, Klimatisierung oder Belüftung eine eigene Regelung benötigt. Zonen werden oft nach ihrer Nutzung, Größe oder Lage definiert, um eine maßgeschneiderte Versorgung mit Energie und Luft zu gewährleisten…. sollte der Besucher etwas anderes akustisch wahrnehmen. „Der Verkehrslärm war die Grundstimmung, um das Großstädtische auszudrücken“, sagt Thomas Barth. „Das lockte die Besucher an, die diese Geräusche nicht auf einer Messe erwarten.“ Für den Standbetreiber sei es wichtig, dass der Besucher in Bewegung bleibt, sich Zeit nimmt und die verschiedenen Exponate ansieht.
„Die AkustikAkustik bezieht sich auf die Beschaffenheit eines Raumes in Bezug auf Schall und dessen Ausbreitung. In der Architektur wird die Akustik beispielsweise bei der Planung von Konzertsälen oder anderen Veranstaltungsräumen berücksichtigt, um eine optimale Klangqualität zu erreichen. leitete die Menschen von Zone zu Zone über den gesamten Stand“, sagt Barth. Bei seinem Rundgang hörte der Besucher New York, sah es vor seinem geistigen Auge – durch die ikonischen Klänge und Lieder aus dem Big Apple. In der Mitte des Messestandes: der Central Park, nachgestellt, mit Hockern zum Sitzen. Oben drüber ein großer SpiegelSpiegel: Ein reflektierendes Objekt, das verwendet wird, um Licht oder visuelle Informationen zu reflektieren. sowie Boxen, aus denen Musikstücke tönten. Dramaturgisch ließen Barth und Cilic die Hintergrundgeräusche und Lieder sanft ineinander übergehen und fingen somit den speziellen Charme New Yorks auf. „Alle paar Minuten kam ein anderer Song aus fünf verschiedenen Moods“, sagt Barth. Diese fünf Moods waren Singer/Songwriter, Broadway-Musical, Bloc Party, Studio 54 und Jazz.
Die Moods sind Elemente einer Musiklandkarte, einem Kategoriensystem, das für den Tonsalon wie der Neufert für die Architekten ist: Fundament und Nachschlagewerk. Mit der Ausnahme, dass Barth und Cilic die Musiklandkarte immer wieder und immer weiter durch neue Stücke ergänzen. Die Idee zum Kategorien-system kam Thomas Barth während seines Linguistikstudiums, als er als Chauffeur arbeitete. „Ich saß in so vielen Lobbys. Und immer lief die gleiche bescheidene Musik“, sagt er.
Es brauchte eine musikalische Revolution für die Lobbys dieser Welt: Also entwickelte Barth jenes System, an dem sich unter anderem Barbesitzer, Hoteliers und Cafébetreiber bedienen können, und sortierte die Musikstile nach FarbenFarben: Verschiedene Empfindungen, die durch Licht unterschiedlicher Wellenlänge erzeugt werden.: Lounge-Musik im Lilaton, Jazz eher im Braunbereich, französische Chansons in Blau, Bossa Nova in Orange. Diese und weitere Musikgenres bilden zusammen ein buntes Mosaik, hinter jeder Farbe verbirgt sich eine Liste à 100 Liedern. Ein Sammelsurium, ein QuerschnittQuerschnitt: Ein Schnitt durch ein Objekt senkrecht zur Längsrichtung. durch die verschiedenen Musikrichtungen und -epochen. Kunden können sich nun ihre eigene Liste zusammenstellen lassen: 10 Prozent Bossa Nova, 20 Jazz, 70 Funk & Soul.
„Die Musik muss individuell für den Raum, den Nutzen und die Menschen abgestimmt werden“, sagt Barth. Er und Cilic vergleichen sich und ihre Arbeit mit einem Sommelier im Restaurant: In den wenigsten Restaurants geht es um den Wein, obschon er die perfekte Begleitung zum Essen ist. Im Tonsalon ist der Wein die Musik, die Musik der Wein. „Die richtige Musik kann eine perfekte Begleitung für einen Markenauftritt, für eine Präsentation, für einen Raum sein“, sagt Cilic. Während Privatkunden ihre Musiklisten selbst im digitalen Backend variieren können, setzen Messebetreiber auf das Arrangement von Tonsalon.