100 Kilometer östlich von Oslo als auch mitten im Grünen an der norwegisch-schwedischen Grenze steht „The Plus“ – die neue Vestre-Produktionsstätte entworfen von BIG. Dabei ist nicht nur der Standort grün. Laut dem Hersteller sei die Architektur die umweltfreundlichste Möbelfabrik der Welt. Seit Juni 2022 ist „The Plus“ nun eröffnet. Was wir von dem Entwurf erwarten dürfen sowie erste Eindrücke der fertiggestellten Architektur finden Sie hier.
Grünes Abenteuer
Color & Wood Factory
Nur 18 Monate hat es gedauert bis das Gebäude fertiggestellt ist, aber bereits damals stand fest: Die neue Produktionsstätte „The Plus“ von Stadtmobiliarhersteller Vestre ist mit 28 Millionen Euro die seit Jahrzehnten größte Einzelinvestition in der norwegischen Möbelindustrie. Der Entwurf für das Projekt der Superlative ist vom dänischen Architekturbüro BIG. Bei der Fabrik scheint es jedoch weniger um den wirtschaftlichen Aspekt zu gehen, als um Umwelt und NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden…. Nicht grundlos bezeichnet Vestre die „Color & Wood Factory“ – offizieller Name von „The Plus“ – als umweltfreundlichste Möbelfabrik der Welt. Paradox, wenn man daran denkt, dass ursprünglich 30 Hektar Kiefernforst für den Industriestandort im norwegischen Wald des Ortes Magnor weichen sollten. Die Wahl des Standortes war rein logistisch. Die Fabrik liegt etwa auf halber Strecke zwischen dem Vestre-Hauptsitz in Oslo und der bestehenden Produktionsstätte, der Vestre Steel Factory, im schwedischen Torsby. Letztere hat Architekturbüro Snøhetta entworfen.
300 Hektar Kultur- und Abenteuerpark
Das Architekturbüro von Bjarke Ingels entschied sich für einen Entwurf, der die versiegelte Grundfläche auf ein Minimum reduziert und nur 5 Prozent des Areals okkupiert. Das gelingt durch eine radiale Anordnung der vier Hauptproduktionshallen Lager, Montage, Farb- und Holzfabrik. Jede dieser Hallen hat ein begrüntes PultdachPultdach: Eine Art von Dach, das nur eine geneigte Oberfläche hat und an einer Wand höher ist als an der anderen.. Von oben betrachtet, formen rund 6.500 Quadratmeter Nutzfläche ein Pluszeichen – daher der Name „The Plus“. Im Zentrum der Architektur befindet sich ein rundes, gläsernes und begrüntes Atrium. Eine Art Kreisverkehr umgibt diese Mitte, verbindet Produktionsstätte, Büroräume sowie Ausstellungszentrum und soll einen effizienten Arbeitsablauf zwischen den Produktionseinheiten fördern. Bei dem Entwurf setzen die Architekten und Architektinnen von BIG auf Wegeverbindungen sowie TransparenzTransparenz: Transparenz beschreibt die Durchsichtigkeit von Materialien wie Glas. Eine hohe Transparenz bedeutet, dass das Material für sichtbares Licht durchlässig ist.. Die Produktionsprozesse können Besucher und Besucherinnen über Treppen entlang der Farb- und Holzwerkstatt verfolgen – nur ein Highlight im Vestre Forest Camp, einem 300 Hektar großen, öffentlichen Kultur- als auch Abenteuerpark.
Paris-proofed
Paris-proofed: „The Plus“
50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen in der Fertigung und Erzeugung von rund 250.000 Kilowattstunden erneuerbarer EnergieEnergie: die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten oder Wärme zu erzeugen. pro Jahr durch mehr als 1.200 SolarmoduleSolarmodule: Solarmodule sind technische Einheiten, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandeln. Sie bestehen aus mehreren Solarzellen, die in Reihe geschaltet sind und über einen Rahmen mit einem Schutzglas abgedeckt sind. Solarmodule sind die Hauptkomponente von Photovoltaikanlagen. – damit soll „The Plus“ von BIG als erstes Industriegebäude Skandinaviens mit der Klassifizierung „Outstanding“ die höchste BREAAM-Zertifizierung erhalten. Zudem nutzen die Architekten und Architektinnen überschüssige Wärme aus der Produktion, um das Gebäude zu heizen: Das Überschusswärmesystem verbindet Eiswasseranlage für Kühlung, Wärme- sowie Kältespeicher, Wärmepumpen mit geothermischen QuellenQuellen: Das Ausdehnen von Holz aufgrund von Feuchtigkeitsaufnahme. und unterstützt so die Speicherung. Um 90 Prozent niedriger soll der EnergiebedarfEnergiebedarf: die Menge an Energie, die benötigt wird, um eine bestimmte Funktion oder Aktivität auszuführen. im Unterschied zu vergleichbaren Fabriken sein. Das in der Produktion verwendete Wasser kann außerdem zu 90 Prozent wiederverwendet werden. Alles in allem wird „The Plus“ folglich im Sinne des Pariser Klimaabkommens „Paris-proofed“ sein.
Zero-waste
Das Plus im „The Plus“: Das Unternehmen setzt mit ihrer „Vestre Vision Zero“ hohe Ziele und will dabei abgenutzte Möbel nach Jahren des Gebrauchs restaurieren. Hierzu planten die Architekten und Architektinnen von BIG eine spezielle zirkuläre Produktionslinie im Gebäude ein, die den EnergieverbrauchEnergieverbrauch: Dieses Fachmagazin beschäftigt sich mit dem Energieverbrauch von Gebäuden und Infrastrukturen. Es untersucht die verschiedenen Faktoren, die den Energieverbrauch beeinflussen, und die Möglichkeiten der Reduzierung des Energieverbrauchs. der Aufarbeitung reduzieren soll. „The Plus“ wäre somit nicht nur die umweltfreundlichste, sondern möglicherweise auch die erste zirkuläre Möbelfertigung der Welt.
Ein weiteres Projekt der Superlative der Bjarke Ingels Group? Unseren Kolleginnen der Garten+Landschaft stellen die von Woven City – Bjarke Ingels Smart-City-Modellmetropole für Toyota – vor.
Außerdem ein weiteres Projekt in Sachen NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden… von BIG? Copenhill ist Müllverbrennungsanlage mit Skipiste, die überdies Hedonistic Sustainability propagiert.