Euer größter Erfolg?
Unser größter Erfolg ist sicherlich, das Büro über all die langen Jahre mit immer wieder interessanten und nicht alltäglichen Aufträgen attraktiv gehalten zu haben. Ein großer Erfolg ist aber auch, dass trotz der vorhandenen Fluktuation, die auch wir haben, viele unserer Mitarbeiter schon sehr lange in unserem Team sind.
Jetzt mal ehrlich: Können die blutigen Anfänger etwas, die, die gerade von der Uni kommen und in eurem Büro anfangen? Was fehlt ihnen?
Blutige Anfänger haben immer einen gewissen Mut, haben eine Inspiration, die sie in das Büro einbringen können, kommen mit sehr viel Fantasie und Enthusiasmus. Was ihnen fehlt, ist meist die Routine. Aber das ist auch gut so, denn das kommt in diesem Beruf sowieso später von selbst.
Was ist das Schlimmste, das ihr mal in einem Bewerbungsgespräch erlebt habt?
Bewerbungsgespräche können eigentlich nie schlimm sein, weil sich ja immer zwei Parteien aufeinander einlassen und aufeinander zu bewegen müssen. Das ist eher interessant als schlimm. Was ich allerdings nicht in Bewerbungsgesprächen leiden kann, sind Bewerber, die sich mit fremden Federn schmücken, das heißt, mit Renderings oder Zeichnungen, die sie gar nicht selbst gemacht haben, sondern jemand anderes. Das gibt oft leider ein falsches Bild über die tatsächlichen Fähigkeiten des Bewerbers.
“Benedikt und ich würden noch öfter während des Studiums ins Ausland gehen.”
Wenn ihr nochmal in der Zeit ins Studium zurückspringen könntet. Was würdet ihr anders machen?
Benedikt und ich würden noch öfter während des Studiums ins Ausland gehen, obwohl wir ja schon in Spanien und Paraguay waren. Aber wir würden bestimmt noch andere Stellen auf dieser Welt besuchen. Auslandsaufenthalte erweitern den Horizont ungemein, denn die Deutsche Architekturszene ist einfach zu limitiert. Und die Schweizer Szene, die auch oft hoch gelobt wird, ist auch nur eine, wie sie die Deutschen gerne hätten, eben mit größeren finanziellen Möglichkeiten und mit besseren Handwerkern. Also: hinaus in die Welt!
Was machen die Studenten von heute oft falsch?
Spitzenarchitektur ist als „Nine-to-Five-Job“ nicht zu schaffen. Das muss einem klar sein. Der Beruf besitzt eine extrem hohe Komplexität und eine große Verantwortung. Ständig muss man mindestes 150 % geben, um überhaupt 90 % von dem, was man sich vorstellt, zu erhalten. Man muss hart arbeiten – ähnlich wie im Leistungssport. Dieses harte Arbeiten sollte man allerdings bereits im Studium trainieren. Dazu sind heutzutage leider nicht mehr alle bereit.
“Der wichtigste Tipp ist wohl, zu Beginn des Studiums das Basiswissen bedingungslos zu pauken.”
Euer Tipp an angehende Architekten?
Der wichtigste Tipp ist wohl, zu Beginn des Studiums das Basiswissen bedingungslos zu pauken. Das heißt, sich in den ersten Semestern ein umfängliches Wissen über Baukonstruktion, Tragkonstruktionen und Bauphysik anzueignen. Man kann das schon ähnlichsehen, wie bei Studierenden der Medizin, die sich zu Beginn ihres Studiums erst mal mehrere Semester mit Anatomie beschäftigen müssen, bevor sie tatsächlich auf Patienten und auf die praktischen Fälle der Medizin losgelassen werden. Nach dem Erlangen des oben genannten Basiswissens sollte man sich dann öffnen – dies aber richtig. Das heißt, viele Büros, viele Leute, viele Fakultäten kennenlernen, auch außerhalb von Deutschland.
Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.