21.07.2023

Wohnen

Wohnen und Ausstellen im Sin Nombre House

Einfamilienhaus
Das Sin Nombre House vereint Wohnen und Ausstellen unter einem Dach. Foto: © Associates Architecture
Das Sin Nombre House vereint Wohnen und Ausstellen unter einem Dach. Foto: © Associates Architecture

Im Mai 2021 stellte das junge Architektenduo von Associates Architecture das Sin Nombre House fertig. Das zweistöckige, monolithisch anmutende Gebäude wurde für einige junge italienisch-amerikanische Designer konzipiert und vereint Wohnen mit potenziellen Ausstellungsräumen. 


Anlehnung an einheimische Traditionen

Das Sin Nombre House liegt in einem dicht bebauten Viertel im historischen Zentrum von San Miguel de Allende in Mexiko. Die Stadt aus dem 16. Jahrhundert wurde 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Das trapezförmige, 175 Quadratmeter große Grundstück ist nur über eine schmale, ansteigende Fußgängerstraße zugänglich. Ein nicht vollständig abgerissener Sockel aus lokalem Stein erinnert an ein vergangenes Bestandsgebäude. Associates Architecture schaffen es, den Sockel zu erhalten und in die Infrastruktur des neuen Gebäudes einzufügen. Aus räumlichem Erfindungsreichtum entstand eine architektonische Synthese, die einen zutiefst bewussten, pragmatischen Ansatz bei der Erforschung einheimischer Traditionen offenbart.

Foto: © Associates Architecture
Die Fassade ist auf Kalkbasis. Fotos: © Associates Architecture
Foto: © Associates Architecture

Trapezförmiges Grundstück

Der Entwurf von Associates Architecture beginnt mit einer Extrusion des trapezförmigen Grundstücks, wodurch das Haus auf 160 Quadratmetern Grundfläche von außen wie ein monolithisches und fast vollständig massives Volumen erscheint. Sobald man das Sin Nombre House betritt, öffnet es sich für den Besucher. Das Haus und die Galerie erscheinen wie ein bewohntes Gehege, das sich in drei Mikrokosmen, den drei Patios, des Wohnbereichs und der Schlafbereiche versteckt, geschützt im Kontext der mexikanischen Stadt.

Foto: © Associates Architecture
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Das Sin Nombre House von innen. Fotos: © Associates Architecture
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Einfluss bekannter Meister

Die drei Patios als private Außenräume wirken wie ein Filter, der die Stadt aus dem Gebäude herausholt. Die Stadt wird innerhalb des Sin Nombre House nur durch ein dumpfes Rauschen und reflektierte Farben wahrgenommen. Außerdem suggerieren die Patios, anders als die intimen Räume im Inneren, den Bewohnern und Besuchern eine andere Größenwahrnehmung, denn sie ermöglichen einen hohen Kontrast von Licht und Schatten. Die Designidee, das Gebäude nach Innen zu kehren, basiert auf der einheimischen mexikanischen Architektur mit versteckten Innenhöfen in vielen Gebäuden. Associates Architecture interpretieren diesen mit ihrem minimalistischen Stil neu und sind dennoch von Referenzen einiger Meister wie Luis Barragán und Mies van der Rohe beeinflusst.

Foto: © Associates Architecture
Eine Wendeltreppe führt in den zweiten Stock. Fotos: © Associates Architecture
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Terrassen und Öffnungen

Die große, mit Pflanzen gefüllte Terrasse auf der ersten Etage ist einer dieser drei privaten Außenräume. Sie ist durch raumhohe Glaswände mit der Küche, dem Ess- und dem Wohnbereich des Sin Nombre House verbunden. Eine Wendeltreppe leitet zur zweiten Etage, wo sich zwei Schlafzimmer mit Bad befinden. In jedem Schlafzimmer setzt sich der Gedanke des Mikrokosmos in Form einer eigenen geschlossenen, privaten Terrasse fort. Eine Besonderheit ist die Terrasse des größeren Schlafzimmers, denn diese öffnet sich durch eine quadratische Platte Richtung San Miguel. Sie ist eine von nur zwei sorgfältig geplanten Öffnungen des Hauses nach außen – die andere ist ein winziges Fenster, das auf das Kuppeldach der Kathedrale gerichtet ist.

Foto: © Associates Architecture
Quadratische Öffnungen. Fotos: © Associates Architecture
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Blick über die Stadt

Associates Architecture entwarfen mit dem Sin Nombre House ein Gebäude, das die Intimität feiert und gleichzeitig die Belichtung mit natürlichem Licht maximiert. Dies wird zum einen durch die Patios erreicht, zum anderen durch ein überraschendes Ende nach oben. Das zweistöckige Gebäude gipfelt in einer Dachterrasse, die den Bewohnern einen ungehinderten 360-Grad-Blick auf die Stadt ermöglicht. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, das introvertierte Haus an seinem Standort zu verankern – als letzte Ebene des Hauses, öffnet sie den Bezug zur urbanen Stadt und zum äußeren Kontext.

Foto: © Associates Architecture
Blick über die Stadt von der Dachterrasse. Fotos: © Associates Architecture
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Fassade auf Kalkbasis

Die Außen- und Innenwände des Hauses sind mit Putz auf Kalkbasis glatt geputzt und dienen nicht nur zur Verstärkung des Sonnenlichts im Inneren, sondern auch als neutrale, zurückhaltende Kulisse für die Möbelstücke. Diese wurden von den eingezogenen Designern selbst entworfen und sind eines der Elemente, die das Sin Nombre House zur Ausstellung machen. Der sanfte Farbton der Wände wird in Form von Mikrozement auch auf den Böden verwendet, was das neutrale Erscheinungsbild des Innenraums weiter verstärkt.

Entwurf: © Associates Architecture
Entwürfe: © Associates Architecture
Entwurf: © Associates Architecture
Entwurf: © Associates Architecture
Entwurf: © Associates Architecture
Entwurf: © Associates Architecture
Entwurf: © Associates Architecture

Raum für Ausstellungen

Das Sin Nombre House erfüllt den Anspruch seiner Bauherren, gleichzeitig darin zu leben und ihre Arbeit zeigen zu können, indem es Raum für kleine Happenings und Ausstellungen bietet. Umgeben von Häusern erscheint es als ein monolithisches Volumen, das nur von minimalen Öffnungen unterbrochen wird. Auf diese Weise schützen Associates Architecture die Bewohner und erzeugen zugleich eine geheimnisvolle Anmutung, die Aufmerksamkeit erregt und den Anspruch einer Galerie erfüllt.

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