07.09.2022

Wohnen

Sempach: Roman Hutters Neubau in der historischen Altstadt

Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. Foto: © Markus Kaech

Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. Es fügt sich harmonisch in das sensible Umfeld ein, ohne zu verleugnen, dass es eine zeitgenössische Zutat ist.

Die Kleinstadt Sempach liegt etwa 15 Kilometer entfernt von Luzern am Sempachsee. Trotz ihrer nur knapp 4.000 Einwohner besitzt der hervorragend erhaltene Ortskern klar die Züge einer mittelalterlichen Stadt. Dazu tragen die erhaltenen Reste der Stadtbefestigung samt Wehrturm und Stadttor erheblich bei. Bereits 1220 erhielt Sempach Stadtrechte. Für die Habsburger besaß der Ort strategische Bedeutung, weil er auf dem Weg vom Rhein zum Gotthard lag. In der Schlacht von Sempach im Jahr 1386 errangen die Eidgenossen einen entscheidenden Sieg gegen die Habsburger Landesherrn.

Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH

Sempach: Stadt im Kleinformat

Noch heute ist die Bedeutung der Nord-Süd-Verbindung im Stadtbild klar ablesbar. Zwei breite Straßen, Stadtstraße und Oberstadt, sind die prägenden Elemente des Stadtgrundrisses. Stattliche Bürgerhäuser säumen insbesondere die Stadtstraße, die von Ochsentor im Norden zum Luzerner Tor im Süden führt. Als einzig größere Querstraße verbindet die Kronengasse die Stadtstraße mit der Oberstadt. Nur einige Gebäude säumen den kurzen schmalen Weg. Eine alte Scheune, die an ein Wohnhaus von 1797 angebaut war, ersetzte der Architekt Roman Hutter nun durch ein neues Gebäude.

Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech
Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech

Architektur, die sich einfügt

Sempach legt großen Wert auf die Erhaltung des historischen Stadtbilds. Für diese vorbildlichen Bemühungen erhielt die Stadt den Wakkerpreis 2017, die jährliche Auszeichnung des Schweizer Heimatschutzes. Die Jury begründete dies damit, dass Sempach eine „gelebte Diskussionskultur über das Bauen und Planen in der Gemeinde“ pflege. Der Heimatbund lobte, dass die Stadt einerseits im sensiblen Ortskern von nationaler Bedeutung angemessene städtebauliche und architektonische Lösungen durchsetze. Andererseits reagiere die Gemeinde aber auch auf sich verändernde Bedürfnisse der Bevölkerung.

Was das in der Praxis bedeutet, illustriert der Neubau in der Kronengasse von Roman Hutter. Der Architekt hat den Neubau als eigenständigen Bau ausformuliert, der nur im Erdgeschoss mittels Verbindungstraktes an den Bestand anschließt. Das historische Haus erhällt dadurch nun eine neue formale Klarheit, die der Neubau wiederum aufgreift. So wiederholt Hutter hier die Grundanlage mit drei Stockwerken und Satteldach und greift auch charakteristische Details wie die Fensterläden auf.

Untergeschoss Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH
Untergeschoss, Zeichnung: © Roman Hutter Architektur GmbH
Sockelgeschoss, Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH
Sockelgeschoss, Zeichnung: © Roman Hutter Architektur GmbH
1. Obergeschoss, Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH
1. Obergeschoss, Zeichnung: © Roman Hutter Architektur GmbH
2. Obergeschoss, Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH
2. Obergeschoss, Zeichnung: © Roman Hutter Architektur GmbH
Dachgeschoss, Zeichnung © Roman Hutter Architektur GmbH
Dachgeschoss, Zeichnung: © Roman Hutter Architektur GmbH

Sorgfältig gestaltete Details im Neubau

Unübersehbar interpretiert der Architekt die Grundelemente aber viel knapper und sachlicher. Das Dach etwa besitzt zwar in etwa die gleiche Neigung wie dasjenige des Bestandes. Doch es zeigt sowohl auf der First- als auch auf der Traufseite nur knappe Überstände. Ein geneigtes Gesims vermittelt zwischen Außenwänden und Dachkanten. Schöne Details sind die in die Fassade eingetieften Felder, in denen die Fenster und Türen liegen. Sie liegen in einer Ebene mit dem ebenfalls zurückspringenden Sockel. Unterhalb der Fenster kragen die Sohlbänke kräftig aus und schaffen so eine Gegenbewegung zur Eintiefung. Zur Gartenseite im Osten öffnet sich der Bau mit bodentiefen Glasfenstern und -türen, die hinter eine Pfeilerkolonnade zurückgesetzt sind. Die Pfeiler sind an ihren Vorderkanten teilweise gefasst, so dass Basen und Kapitelle angedeutet werden.

Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech
Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech

Gestockter Beton statt Putzfassade

Alle diese Details entstanden wie auch alle übrigen Teile der Außenwände aus Beton. Allerdings zeigen die Wandzonen unterschiedliche Formen der Bearbeitung. Während die Sockelzone, das Gesims, die eingetieften Wandflächen, Sohlbänke und Pfeiler glatte Oberflächen zeigen sind die übrigen Flächen gestockt ausgeführt. Durch die Bearbeitung entsteht eine Textur, die den ortstypischen Putzfassaden sehr ähnlich ist. Gleichzeitig erzeugen die unterschiedlichen Oberflächen subtile Abstufungen von Farbigkeit und Plastizität. Auch im Innern des Neubaus blieb der Beton an vielen Stellen sichtbar. Als Kontrast ließ Roman Hutter die Innenausbauten vollständig aus massivem Holz fertigen, das vor Ort im Wald der Korporation Sempach geschlagen wurde.

Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech
Inmitten der bedeutenden Altstadt von Sempach bei Luzern hat der Architekt Roman Hutter ein neues Wohnhaus errichtet. © Markus Kaech
Foto: © Markus Kaech

Parallel zur Errichtung des Neubaus sanierte Roman Hutter den Altbau vollständig. Besonders bemerkenswert ist dabei der Ausbau des Dachgeschosses. Hier stellte der Architekt einen neue Raumzelle aus Holz in das Stockwerk, die jedoch respektvoll Abstand zu den beiden historischen Giebelwänden hält. Bei den Innenwänden der Giebel wurde das historische Fachwerk dann aufwendig freigelegt. Aus der Raumzelle öffnen sich bodentiefe Fenstertüren in die Freisitz-artigen Zwischenbereiche.

Auch in der Altstadt von Tübingen wurde ein historisches Gebäude umgebaut: Lesen Sie hier mehr über das Wohn- und Geschäftshaus von Dannien Roller Architekten + Partner.

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