Im Süden Chiles vereint der Architekt Iván Bravo mit dem Aladino-Haus eine Menge an Gegensätzen. Besonders auffällig ist dabei die Architektur.
Chile erstreckt sich über eine enorme Länge von 39 Breitengraden, was das Land klimatisch und landschaftlich sehr abwechslungsreich macht. So ist der Norden des Landes trocken und wird durch eine der unwirtlichsten Wüsten der Welt bestimmt. Das zentrale Chile ist die wichtigste Wirtschaftsregion des Landes. Hier sind Landschaft und Klima gemäßigt, die Erde fruchtbar. Der Süden des Landes dagegen ist eine der stürmischsten Regionen der Welt und beheimatet in seiner verregneten Wildnis eisbedeckte Vulkane und schroffe Felsen. Die durchschnittliche Temperatur beträgt hier im Sommer etwa 14 °C, im Winter etwa 6 °C.
Deutsche Immigranten unterstützten im 19. Jahrhundert die Besiedelung der südlichen Region Los Lagos. Sie brachten ihr Knowhow im Holzbau mit und legten so den Grundstein für eine Holzbautradition, die seitdem die Architektur Chiles prägt. Grund für den Erfolg war nicht nur die Verfügbarkeit des Rohstoffs im Land, sondern auch die Anpassungsfähigkeit des Materials an seine jeweilige Funktion, die Geografie und die Klimazone.
In der baumreichen und wilden Natur des Südens liegt die Stadt Puerto Varas, wo Iván Bravo 2021 das Aladino-Haus errichtete. Wie das Land, so will auch das Gebäude Gegensätze vereinen. Es steht für das Nebeneinander von zeitgenössischer und traditioneller Architektur, das Miteinander von unberührter Natur und menschlichem Eingriff. Es kombiniert ein Wohnhaus mit einem Nutzgebäude. Das Raumprogramm des Projekts bietet auf einer Fläche von 100 Quadratmetern zu gleichen Teilen Platz für öffentliche und private Nutzungen. Zum einen dient es als Empfangs- und Lagergebäude für den Nationalpark Parque Pudú und zum anderen als Wohnhaus für Aladino, den Park-Ranger.