Sparsame Akzente im Inneren
Im Inneren der Gebäude ziehen sich Schlichtheit und Funktionalität als Raumkonzept weiter durch. Während im Innern des Altbaus grober Putz verwendet wird, ist im Neubau das rohe tragende Mauerwerk noch sichtbar. Die Architekten hatten sich für Kalksandstein entschieden, denn zum einen waren dessen gute Brandschutzeigenschaften wichtig, da die Anforderungen diesbezüglich im Umfeld des Pfleghofs und der restlichen historischen Bebauung besonders hoch sind. Zum anderen war Dannien Roller Architekten + Partner daran gelegen, das Gebäude mithilfe eines sehr groben, abgezogenen und in den Kornspitzen gestrichenen Putzes mit den angrenzenden Natursteinmauern in Dialog treten zu lassen. „Wir hatten durchaus Diskussionen, ein Holzbau stand ebenfalls zur Debatte. Aber wenn sich ein Gebäude von außen an einer Mauer orientiert, dann muss es auch ein entsprechender Bau sein“, ist Matthias Roller überzeugt.
Dass es dem Büro ernst war mit der viel gerühmten „Ehrlichkeit des Materials“, wird im Inneren noch deutlicher: Das KS-Mauerwerk wurde nicht verputzt, sondern weitestgehend im Ausgangszustand belassen – inklusive Spuren von werkseitig aufgebrachten Wandabschnitts- oder Typenbezeichnungen. „Im Winter wurde der Rohbau aus Feuchte-Gründen abgeflämmt, wodurch eine sehr ruppige Oberfläche mit Farbigkeiten entstand, die fast schon an Marmor erinnern“, erzählt Maren Dannien. Für sie stand allerdings auch fest: „Wenn wir so ruppig sind, brauchen wir gleichzeitig eine Detaillierung, die deutlich macht, dass ein Plan dahintersteckt!“ Und so wurden, gemeinsam mit einem Statiker und den Maurern, nicht nur Wandabwicklungspläne mit optisch ansprechendem Verband entwickelt, sondern auch ein Zentimeter dicke, leicht ausgekratzte Lagerfugen in Kombination mit geklebten Stoßfugen realisiert. Durch dieses Zusammenspiel von ausgeprägten geraden Linien und rauen Flächen entstand ein „Werkstattcharakter“, der sich auch im ungeschliffenen, lediglich flügelgeglätteten durchgefärbten Estrich widerspiegelt.
Dazu kombinieren die Architekten und Architektinnen sparsame Akzente und Farbtupfer, wie der leuchtend gelbe Küchentresen im Zwischengeschoss oder der Kronleuchter im Besprechungsraum. Sie verleihen den Innenräumen trotz der Zurückhaltung einen lebendigen Gesamteindruck.