20.02.2023

Wohnen

PVT Schorshaegen: Pflegeeinrichtung in Flandern

Foto: © Ulrich Schwarz
Foto: © Ulrich Schwarz

Als zweiter Bauabschnitt eines Gesundheitscampus im belgischen Heist-op-den-Berg baute Atelier Kempe Thill eine Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen. Sie sollen dort weitgehend selbstbestimmt leben können.


Mehr Selbstbestimmung in Pflegeinstitutionen

Die Abkürzung PVT steht in Flandern für „Psychiatrisch Verzorgingstehuis“. Dahinter verbergen sich Einrichtungen, in denen Menschen mit psychischen Erkrankungen dauerhaft oder zeitweise leben. Sie werden dort in ihrem Alltag und, wenn möglich, bei der Wiedereingliederung unterstützt. Allerdings sind PVT, wie das von Atelier Kempe Thill, keine Krankenhäuser, sondern zielen vielmehr darauf, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen.

Das neue PVR von Atelier Kempe Thill soll den Bewohnern zu mehr Selbstständigkeit verhelfen, Foto: © Ulrich Schwarz
Das neue PVT soll den Bewohnern zu mehr Selbstständigkeit verhelfen. Foto: © Ulrich Schwarz

Einer von zwei Standorten der PVT Schorshaegen befindet sich in Heist-op-den-Berg, das sich mit 40.000-Einwohnern rund 25 Kilometer entfernt von Antwerpen liegt. 2012 entwickelte das Architekturbüro Atelier Kempe Thill aus Rotterdam gemeinsam mit dem Büro Daniel van Doorslaer aus Antwerpen den Masterplan für einen gesundheitlichen Campus in Heist-op-den-Berg. Während ihr Entwurf ein Pflegezentrum aus den Achtzigerjahren erweitert, stellten die zwei Architekturbüros als zweiten Neubau auf dem Campus nun das Gebäude für das PVT fertig. Bislang befand dies das sich in einem Bestandsbau.

Im Grünen gelegen soll in der neue Pflegeeinrichtung vom Atelier Kempe Thill in Heist-op-den-Berg die Patienten so selbstständig wie möglich leben. Foto: © Ulrich Schwarz
Im Grünen gelegen soll in der neue Pflegeeinrichtung vom Atelier Kempe Thill in Heist-op-den-Berg die Patienten so selbstständig wie möglich leben. Foto: © Ulrich Schwarz

Am künstlichen Hang

Der Neubau liegt an einer künstlich aufgeschütteten Geländestufe, sodass er zur Eingangsseite als zweigeschossig, zur Rückseite als dreigeschossig erscheint. Dabei sind im halb versunkenen Untergeschoss die Verwaltungs- und Gemeinschaftsräume untergebracht, jedoch nimmt bei weitem größte Fläche der Aufenthaltsraum für die Bewohnerinnen und Bewohner ein, der zudem über zwei Etagen erstreckt. Und von der Eingangsetage führt eine breite Freitreppe hinab auf die untere Ebene. Hier besteht die Außenwand des Aufenthaltsraums beinahe vollständig aus Fensterelementen, die sich im Untergeschoss teilweise aufschieben lassen, wobei im Außenbereich eine große Terrasse für die Bewohnerinnen und Bewohner angelegt worden ist.

Von der Hinterseite mit ihrem drei Etagen lässt sich von außen ein guter Blick auf den großen Gemeinschaftsraum werfen. Er erstreckt sich über das Erdgeschoss sowie das 1.OG. Auch die Terrasse soll draußen auf der Plattform noch entstehen. Foto: © Ulrich Schwarz
Von der Hinterseite mit ihrem drei Etagen lässt sich von außen ein guter Blick auf den großen Gemeinschaftsraum werfen. Er erstreckt sich über das Erdgeschoss sowie das 1.OG. Auch die Terrasse auf der Plattform ist von dort aus zugänglich. Foto: © Ulrich Schwarz
Die Fensterelemente der Pflegeeinrichtung von Atelier Kempe Thill eröffnen den Blick sowie Tür zur zukünftigen Terrasse. Foto: © Ulrich Schwarz
Die Fensterelemente eröffnen den Blick sowie Tür zur zukünftigen Terrasse. Foto: © Ulrich Schwarz
Vom Eingang führt eine breite Treppe ein Stockwerk tiefer zum Gemeinschaftsraum, Foto: © Ulrich Schwarz
Vom Eingang führt eine breite Treppe ein Stockwerk tiefer zum Gemeinschaftsraum. Zudem wird der Raum durch die Öffnungen im Dach erhellt. Foto: © Ulrich Schwarz

In den beiden oberen Stockwerken sind insgesamt 32 Ein-Zimmer-Apartments untergebracht. Die gleich großen und weitgehend identisch aufgeteilten Wohneinheiten verfügen über ein Duschbad und eine kleine Kochzeile. Dabei werden sie durch Fenster erhellt, die beinahe die gesamte Fläche der Außenwand jedes Apartments einnimmt, während eine Klappe zu einer Seite der Verglasung zur Lüftung dient.

Das 1. OG mit überschneidendem Gemeinschaftsraum im Gebäude des Atelier Kempe Thill. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Das 1. OG mit überschneidendem Gemeinschaftsraum, Grafik: © Atelier Kempe Thill
Das 2.OG im Gebäude des Atelier Kempe Thill. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Das 2.OG, Grafik: © Atelier Kempe Thill
Our Lüftung dient eine Klappe neben dem fast raumgroßen Fenster, die dabei den Blick auf die Natur weiter gewährt. Foto: © Ulrich Schwarz
Our Lüftung dient eine Klappe neben dem fast raumgroßen Fenster, die dabei den Blick auf die Natur weiter gewährt. Foto: © Ulrich Schwarz

Große Fenster und Oberlichter

Im Zentrum des Obergeschosses befindet sich ein überdachter Lichtschacht, der sein Tageslicht durch drei große Oberlichter erhält. Am unteren Ende mündet der Schacht in den zweistöckigen Gemeinschaftsraum. Dagegen bildet er zum Obergeschoss keine Öffnungen aus. Außerdem sind zwei seitliche Treppenhäuser wie der Lichtschacht auf der Längsachse des Gebäudes angeordnet.

Dafür, dass der Gemeinschaftsraum lichtdurchflutet ist, sorgen die drei Oberlichter, die im 2.Og nicht einsichtbar sind. Foto: © Ulrich Schwarz
Dafür, dass der Gemeinschaftsraum lichtdurchflutet ist, sorgen die drei Oberlichter, die im 2.Og nicht einsichtbar sind. Foto: © Ulrich Schwarz
Die dreigeschossigen Treppenhäuser befinden sich jeweils am der rechten und linken Seite des Gebäudes von Atelier Kempe Thill. Foto: © Ulrich Schwarz
Die dreigeschossigen Treppenhäuser befinden sich jeweils am der rechten und linken Seite des Gebäudes. Foto: © Ulrich Schwarz

Achsen und Gesimse

Den breit gelagerten Baukörper gliedern deutlich auskragende Gesimse zwischen den Geschossen und als oberer Fassadenabschluss. Sie werden auch dort fortgeführt, wo das Untergeschoss im Hang eingesunken ist. Zur Eingangsseite entsteht so der Eindruck eines Gebäudesockels. Neben den Gesimsen prägen die querrechteckigen Fensteröffnungen die Fassade. Die Reihung gleichmäßiger Öffnungen wird an der Vorder-und Rückseite nur im Bereich des Gemeinschaftsraumes aufgegeben. An den beiden Schmalseiten befinden sich je drei große Fenster, die axial übereinander angeordnet sind. Sie belichten die zentralen Erschließungsachsen, welche sich auf der Längsachse des Gebäudes befinden.

Im Dunkeln sticht die Dominanz des Gemeinschaftsraum im Atelier Kempe Thill Bau deutlich hervor. Foto: © Ulrich Schwarz
Im Dunkeln sticht die Dominanz des Gemeinschaftsraum in der Architektur dank der Raum- und Fensteraufteilung deutlich hervor. Foto: © Ulrich Schwarz
Der Bau am Hang erzeugt die Optik eines Gebäudesockels am Bau von Atelier Kempe Thill. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Der Bau am Hang erzeugt die Optik eines Gebäudesockels. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Ein Querschnitt verdeutlicht die räumliche Aufteilung, die komplexer ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Ein Querschnitt verdeutlicht die räumliche Aufteilung, die komplexer ist, als sie auf den ersten Blick scheint. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Der perspektivische Blick auf die Längsachse auf den Bau des Ateliers Kempe Thill. Grafik: © Atelier Kempe Thill
Der perspektivische Blick auf die Längsachse, Grafik: © Atelier Kempe Thill

Einen anderen Ansatz hat das Architekturstudio Jan Vermeulen in Zusammenarbeit mit Tom Thys Architecten gewählt, die den Hauptpart eines innovativen Pflegecampus im westflandrischen Kortrijk fertiggestellt haben. Zu den beiden Bauabschnitten gehören jeweils ein historischer Villenbau und ein angegliederter Neubau: Villa Lanhuis und der Pflegecampus De Korenbloem.

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