Das Archäologische Nationalmuseum in Athen – ein klassizistisches Gebäude von Ludwig Lange und Ernst Ziller – soll erweitert werden. Der Gewinnerentwurf hierfür kommt von David Chipperfield.
Neue Standards für das Archäologische Nationalmuseum in Athen
Das Athener Archäologische Nationalmuseum ist die Heimat einer der bedeutendsten Sammlung prähistorischer und antiker Kunst weltweit. Es wurde zwischen 1855 und 1874 nach Entwürfen von Ludwig Lange und Ernst Ziller erbaut. Das neoklassizistische Gebäude nimmt die Fläche mehrerer Häuserblocks im dicht besiedelten Exarcheia-Viertel ein. Dazu gehört auch der öffentliche Raum des Nationalen Archäologischen Museumsgartens.
Nun soll das Museum einen umfangreichen Erweiterungsbau erhalten. David Chipperfield Architects sind dafür zuständig, die Einrichtung an neue Standards in Bezug auf Qualität, Zugänglichkeit und NachhaltigkeitNachhaltigkeit: die Fähigkeit, natürliche Ressourcen so zu nutzen, dass sie langfristig erhalten bleiben und keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Nachhaltigkeit in der Architektur – Gebäude, die die Umwelt schützen und gleichzeitig Ästhetik und Funktionalität bieten Nachhaltigkeit und Architektur sind zwei Begriffe, die heute mehr denn je miteinander verbunden… anzupassen. Das Architekturbüro ist international aufgestellt, wobei das Berliner Büro den Wettbewerb für das Archäologische Nationalmuseum gewonnen hat. Der Entwurf setzte sich gegen eine Shortlist mit zehn anderen Kandidaten durch. Das internationale Bewertungskomitee stellte den Vorschlag im Beisein des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis vor.
Der Entwurf von David Chipperfield Architects Berlin greift die ursprüngliche Idee der Architektur auf: Das Archäologische Nationalmuseum stellt eine romantische, hellenische Idee einer Stadtlandschaft dar, die üppige Freiflächen in einem dichten Stadtnetz bietet. Dabei nimmt die Sanierung und Erweiterung das bestehende Gebäude als Ausgangspunkt, um eine Umrahmung mit der Natur zu erreichen.
Mehr Platz und mehr Grün
Der Sockel des Museums soll bis zur Straße verlängert werden, um einen neuen Rahmen für das historische Wahrzeichen zu schaffen. Diese Maßnahme soll zudem die Beziehung des Museums zur Stadt stärken. Eine neue FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. soll eine offene Kommunikation mit der städtischen Umgebung erlauben und überdies Passanten Einblicke in die neuen Ausstellungsräume geben. Zugleich werden zwei unterirdische Galerien hinzugefügt.
Auf einen Schlag sollen durch die Sanierungsarbeiten dabei bis zu 20.000 Quadratmeter mehr Platz im Archäologischen Nationalmuseum von Athen entstehen. Außerdem planen die Architekten einen üppig begrünten Park auf dem Dach des Gebäudes, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Insgesamt möchten David Chipperfield Architects Berlin so ein harmonisches Raumensemble kreieren, das keine Konkurrenz darstellt, sondern das Gleichgewicht zwischen Alt und Neu ausbalanciert.
Die Logik des Entwurfs basiert auf der Topographie des Geländes: Aktuell besteht das Museum aus einem imposanten neoklassizistischen Gebäude mit einer großen grünen Plaza. Im geplanten Erweiterungsbau werden sich die wichtigsten öffentlichen Funktionen des Museums befinden. Dazu gehören Ticketschalter, Souvenirladen, Restaurant, Auditorium und Räume für Wechsel- und Dauerausstellungen. Unter Berücksichtigung der historischen Architektur sollen diese Elemente symmetrisch angeordnet werden.
Eine raffinierte architektonische Sprache
Der Anbau aus StampflehmStampflehm: Stampflehm ist eine natürliche Bauweise, bei der die Wand aus verdichtetem Lehm besteht. Durch die Massivität der Wand ergibt sich eine hohe Speicherfähigkeit von Wärme. soll es den Besuchern und Besucherinnen ermöglichen, schon beim Betreten des Museums zwei Etagen mit ihren durchgehenden, ineinander fließenden Ausstellungsräumen wahrzunehmen. Diese führen zum bestehenden Gebäude. Dabei entsteht eine architektonische Sprache mit reinen, klaren Räumen, diagonalen Durchblicken und einem raffinierten Kontrast zwischen Stampflehmwänden und historischen Räumen. Das präzise Licht- und Schattenspiel soll ein Gefühl unterirdischer Höhlen erwecken.
Der Museumsgarten auf dem Dach wird einen kühlen sowie ruhigen öffentlichen Raum darstellen, der einen Gegensatz zur geschäftigen Stadt bietet. Die belgischen Landschaftsarchitekten Wirtz International arbeiten mit Chipperfield Architects daran, die Landschaft mit reichen Texturen zu versehen. Insgesamt soll die Erinnerung an das alte griechische Ideal eines öffentlichen Versammlungsraums für alle Bürger und Bürgerinnen gestärkt werden. Auf der unteren Ebene ist dann die Anpflanzung großer Bäume auf dem Dach geplant. Großzügige Kiesflächen, Wege, Rasenflächen und Strauchgruppen sowie Gruppen von Schirm- und Aleppokiefern mit immergrünen Steineichen erinnern an Parks des 19. Jahrhunderts. Der Park soll von allen Seiten zugänglich sein. In seinem Herzen wird es einen versenkten, geschützten Innenhof als attraktiven Treffpunkt für Museumsbesucher und Athener geben.
Der Entwurf für den Museumsgarten auf dem Dach des neuen Anbaus wurde von Wirtz International mit Tombazis & Associate Architects, wh-p ingenieure, Werner Sobek und Atelier Brückner entwickelt. Wann die Arbeiten für den Anbau am Archäologischen Nationalmuseum Athen beginnen und welche Sanierungsarbeiten geplant sind, ist aber derzeit noch nicht bekannt.