David Chipperfield Architects haben die Procuratie Vecchie, den ältesten Teil der Prokuratien am Markusplatz in Venedig tiefgreifend saniert. Gleichzeitig schufen sie neue Räume unter dem Dach des historischen Bauwerks, die zukünftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein werden.
Ein knappes Jahr nachdem sie die hochgelobte Restaurierungbezeichnet die wissenschaftliche und handwerkliche Wiederherstellung von Kunst- und Kulturgütern. Dabei wird versucht, den ursprünglichen Zustand des Objekts möglichst originalgetreu wiederherzustellen und dabei dessen Geschichte, Materialität und Formgebung zu berücksichtigen. der Neuen Nationalgalerie in Berlin abgeschlossen haben, konnten David Chipperfield Architects die Sanierung eines weiteren hochbedeutenden Bauwerks vollenden. Vor wenigen Tagen sind die Procuratie Vecchie, der nördliche Flügel der Prokuratien am Markusplatz in Venedig, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Dieser älteste Teil des Komplexes, der die Piazza San Marco an drei Seiten rahmt, ist zugleich eines der wichtigsten Zeugnisse der Renaissancearchitektur in der Stadt. Insbesondere der Florentiner Jacopo Sansovino, der das 1517 von Bartolomeo Bon begonnene Projekt 1529 übernahm, sorgte dafür, dass die in Florenz und Rom bereits voll erblühte Hochrenaissance auch in Venedig fußfasste. Die Procuratie Vecchie zeigen allerdings stilistisch noch eher die venezianische Spielart der Renaissance.
Bereits seit 1831 residiert der Generali-Versicherung in den Procuratie Vecchie. Schon im Gründungsjahr mietete die neue Gesellschaft erste Büros am Markusplatz an. Heute befindet sich der Nordflügel der Prokuratien vollständig im Besitz des Versicherungskonzerns. 2017 erhielten David Chipperfield Architects den Auftrag, die Procuratie Vecchie umfassend instand zu setzen und sie gleichzeitig an neue Nutzungsanforderungen anzupassen. Ein wesentlicher Teil der Umbauten diente dem Zweck, öffentlich zugängliche Bereiche in den Alten Prokuratien zu schaffen, die von der Generali-Stiftung „The Human Safety Net“ bespielt werden. Dafür entstanden im dritten Obergeschoss der Procuratie Vecchie Ausstellungsräume, Veranstaltungsbereiche, Büros und ein Auditorium.
Neues unter dem Dach der Procuratie Vecchie
Der überwiegende Teil der neuen Räume entstand im Dachgeschoss des Gebäudes. Da LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. bislang nur durch kleine Okulusfenster in der Renaissancefassade hierhingelangte, setzen David Chipperfield Architects große Dachfenster in die flach geneigte Dachfläche ein. An den Wänden wurde das Ziegelmauerwerk freigelegt, die Raume mit einer repräsentativen Enfilade miteinander verbunden.
Um das neugestalteten Dachgeschosses zu erschließen, bauten die Architekten unter anderem ein neues Treppenhaus in das historische Gebäude ein. Es liegt zwischen den Höfen der Procuratie Vecchie im Zentrum des Flügelbaus. Nach oben endet die Treppe im neuen „Central Pavilion“, den David Chipperfield Architects in die Dachlandschaft der Prokuratien eingefügt haben. Er bringt einerseits mit seinen großen Fenstern LichtLicht: Licht bezeichnet elektromagnetische Strahlung im sichtbaren Bereich des Spektrums. In der Architektur wird Licht zur Beleuchtung von Räumen oder als Gestaltungselement eingesetzt. in das neue Treppenhaus. Andererseits erschließt er die beiden großen Dachterrassen – ein typisch venezianisches Element – die den Pavillon flankieren.
David Chipperfield und die venezianische Tradition
So tiefgreifend die Umbauten an den Procuratie Vecchie sind, so sehr legten David Chipperfield Architects Wert darauf, im Geist der venezianischen Architektur zu arbeiten. Das zeigt sich besonders an den verwendeten Oberflächenmaterialien. So wurden die Wände dort, wo sie nicht steinsichtig sind, mit Marmorino verputzt oder einer Scialbatura unterzogen. Die Böden bestehen aus TerrazzoTerrazzo: Terrazzo ist ein Bodenbelag, der aus einer Mischung aus Zement und verschiedenen Zuschlagstoffen besteht. Er wird oft mit dekorativen Elementen wie Marmor- oder Glassplittern versehen und ist in verschiedenen Farben und Designs erhältlich. oder Pastellone. Die Türlaibungen der neu eingebrochenen Durchgänge bestehen aus KunststeinKunststein: Ein Material, das optisch Naturstein ähnlich ist, aber künstlich hergestellt wird. Dabei werden verschiedene Materialien wie Harz, Marmor oder Quarz miteinander vermischt und unter Druck und Hitze verarbeitet.. Der Cental Pavilion besitzt auf der Außenseite einen Anstrich in Cocciopesto-Technik. Für die Dachterrassen wählten die Architekten Farbe aus gemahlenen Terrakottefliesen.