Das kürzlich eröffnete Planetarium Halle stellt ein ganz besonderes Projekt dar: Aus einem alten Gasometer wurde hier das modernste Planetarium in ganz Europa. Das frühere Planetarium war einem Hochwasser zum Opfer gefallen. Mehr über den Ersatzneubau von RKW Architektur + lesen Sie hier.
Ein konsequent rundes Planetarium für Halle
Das alte Planetarium der Stadt Halle fiel 2013 einem Hochwasser zum Opfer. Jetzt, 10 Jahre später, hat die Stadt ein neues Vorzeigeprojekt. Das neue Planetarium liegt in einem ehemaligen Gasometer und ist heute das modernste Planetarium Europas. Die Stadt hat sich dafür entschieden, den Ersatzneubau im denkmalgeschützten Gasometer am Holzplatz zu errichten. Es wurde von Fluthilfemitteln finanziert. Der Spatenstich für den Bau erfolgte 2019.
Das Herzstück des Gebäudes, das nun Industriekultur und Sternegucken kombiniert, ist der „Sternensaal“ mit seiner hohen Kuppel. Hier können Besuchende dank Fulldome-Projektionstechnik 360-Grad-Ansichten in die Welt der Sterne und Galaxien erhalten. Außerdem gibt es auf dem Dach eine Beobachtungsterrasse und eine Sternwarte, um den echten Sternenhimmel zu zeigen. Ein Café, interaktive Ausstellungsflächen, Veranstaltungsräume für den Astronomieunterricht und für Vorträge sowie eine Bibliothek mit Ausstellungsobjekten zum Thema Weltall runden das Angebot ab.
Die Architekten von RKW Architektur + haben das ungewöhnliche Gebäude mit viel Sorgfalt saniert und im Inneren das Planetarium errichtet. Zudem wurde die denkmalgeschützte Ziegelfassade renoviert. Im Inneren haben die Architekten eine statisch mit dem Bestand verzahnte Stahlbetonkonstruktion errichtet. Die hohen offenen Lufträume und der bauliche Abstand zwischen Alt und Neu erhalten den Denkmalcharakter. Zugleich bietet der Neubau alle modernen Funktionen und Highlights, wie ein 7,50 Meter hohes Foyer und die konsequent kreisrunde Form.
Behutsame, detailorientierte Sanierung
Das Farb- und Materialkonzept des neuen Planetariums in Halle punktet ebenfalls mit seiner Kombination der industriellen Geschichte und moderner Ästhetik. Das Architekturbüro führte alle Installationen an der historischen Außenwand-Innenseite als Sichtinstallationen aus. Sie sind in KupferKupfer: Kupfer wird in der Fassadentechnik oft als Material für Dachrinnen, Abdeckungen und Verkleidungen eingesetzt. Es ist robust, langlebig und witterungsbeständig. und in Schwarz auf Ziegel-Hintergrund gehalten. Dazu passen die robusten Böden aus geschliffenem Gussasphaltestrich oder Eichenparkett sowie die erhaltene Infrastruktur. Alte Füllstandsanzeigen und Wartungsumgänge an den Treppenhausfenstern deuten auf die Geschichte des Gasometers hin.
Besonders ist auch die konsequente Umsetzung der runden Form. Nicht nur das Planetarium selbst, sondern auch die radialen Wände und Unterzüge sowie die runden Stützen mit Kapitellen betonen dies. Darüber hinaus spiegeln auch die runden Akustikelemente das Thema wider. Sie sind farblich auf die neue Nutzung abgestimmt und schweben wie Planeten über dem Café-Würfel und seiner Terrasse. Ebenso sollen die linsenförmigen Leuchten überall im Planetarium astronomische Assoziationen wecken.
RKW Architektur + hat viel Lob für diese behutsame, detailorientierte Sanierung erhalten. Der Neubau passt präzise, ohne die historische FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. zu stören. Sie ist 16 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 30 Metern. Der Betonsockel zeigt das Jahresband der Sternenbilder und weist somit schon von außen auf das Planetarium hin. Auch der Schriftzug „Raumflug-Planetarium“ über dem Haupteingang ist ein wichtiges Detail: Er stammt vom ehemaligen Sigmund-Jähn-Planetarium auf der Peißnitzinsel.
Kreative Wiederbelebung der Geschichte
Seit der Eröffnung im März 2023 ist das neue Planetarium in Halle bereits zu einem Besuchermagneten geworden. Neben den üblichen Shows rund um das Weltall und die Sterne dient das Planetarium auch als Bildungsort. Auf drei Ebenen finden beinahe täglich Veranstaltungen statt, die zwischen 5 und 9 Euro Eintritt kosten. Zeitgemäße Bildung in Kombination mit einer wertschätzenden Wiederbelebung der Geschichte war das Ziel der Architekten RKW Architektur +. Die Stadt Halle war Bauherr.
Das Architekturbüro RKW Architektur + hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf und ist schon seit 1950 in der deutschen Architekturlandschaft aktiv. Es wurde von Helmut Rhode gegründet und hat sich inzwischen zu einem Büro mit breiter Expertise im Bereich Wohnen und Bauen im Bestand entwickelt. 420 Mitarbeitende aus über 30 Ländern sorgen für kreative Lösungsansätze.
Alte Gasometer bieten viele Weiterverwendungsmöglichkeiten. In Leipzig ist zum Beispiel ein Panometer mit schönen Panoramablicken entstanden.