07.02.2023

Öffentlich

Funktionales Parkhaus in Ledeberg

Beton
Der Park & Ride von Havana hat Platz für 500 Autos, Foto: © Stijn Bollaert
Der Park & Ride von Havana hat Platz für 500 Autos, Foto: © Stijn Bollaert

Nachdem der neue Verkehrsplan der Stadt Gent Autos aus dem Zentrum verbannt hat, gewinnen Parkplätze außerhalb der Stadt an Bedeutung. Das erkannte auch die Stadt Ledeberg, südwestlich von Gent. Sie beauftragte Havana Architekten in Zusammenarbeit mit L. U. S. T. architecten mit dem Bau einem oberirdischen Parkhaus für 500 Autos.


Minimalismus

2012 gründeten Bert Haerynck und Tijl Vanmeirhaeghe das Genter Büro Havana, das aktuell acht Mitarbeiter zählt. Ihre klare und einfache Handschrift zeichnet die Architekten aus und zieht sich wie ein roter Faden durch die Projekte. Dadurch entsteht eine natürliche Architektur ohne Schnörkel, mit klarem und oft robustem Design. Weil sie großen Wert auf Baubarkeit legen, führen ihre Gebäude zu einer scheinbar alltäglichen Architektur. Und genau diese Zurückhaltung ist es, was die Gebäude von Havana so anziehend macht. Da entstehen Räume, wie das Parkhaus in Ledeberg, die sich auf das Wesen der Architektur konzentrieren. Denn nichts darin ist zu viel und nichts zu wenig.

Die Parkanlage fügt sich nahtlos in das Stadtbild von Ledeberg ein, Foto: © Stijn Bollaert
Das Parkhaus fügt sich nahtlos in das Stadtbild von Ledeberg ein. Foto: © Stijn Bollaert

Ein umsichtig gebautes Parkhaus

Vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung 2022 vergingen acht Jahre, in denen das Team das rund 20.000 Quadratmeter große Parkhaus Ledeberg entwarfen und bauten. Solang bestand die Planungsgruppe aus Havana Architekten, L.U.S.T. Architekten, den Statikern von Bollinger + Grohmann und Haustechnikern von VK-Engineering. Einen wichtigen Ansatzpunkt der Gestaltung gab die Struktur von Ledeberg vor, denn dem dichten Gefüge der Stadt sollte keinesfalls Freiraum genommen werden. Deshalb bemühten sich die Architekten um jeden Quadratmeter Grünfläche und setzten dieses Konzept konsequent um. So wird der eingeschossige Freiraum als ebener Zugang bis ins Innere der Parkanlage geführt.

Foto: © Stijn Bollaert
Foto: © Stijn Bollaert
Durch die vielen Freiräume drängt sich das Parkhaus nicht in das dichte Stadtgefüge, sondern ergänzt es auf natürliche Weise. Fotos: © Stijn Bollaert
Foto: © Stijn Bollaert

Schwieriges Grundstück – einfache Lösung

Der Anspruch an einen möglichst kompakten Grundriss würde auf ein Parksystem schließen lassen, bei dem möglichst alle Flächen gefüllt werden. Für das unvorteilhaft spitze, dreieckige Grundstück in Ledeberg mussten die Architekten jedoch eine eigene Parkanlage entwerfen. Denn sie berücksichtigt alle Nachteile, die die Grundstücksform mit sich bringt. Daneben konzentriert sich die Architektur auf das Unterbringen vieler Parkplätze auf minimaler Grundfläche. So entstand eine Bumerang ähnliche Gebäudeform, die das Dreieck optimal organisiert.

Modell: © Havana
Für ein Parkhaus auf einem dreieckigen Grundstück stellte sich eine Bumerang-Form als die geeignete heraus. Modell: © Havana

Effizientes Parken in Ledeberg

Um die Lesbarkeit des Systems zu erhöhen wurde an dieser Form auch in ihrer Entwicklung in die Höhe gefeilt: Ein Flügel des Bumerangs ist leicht geneigt, der andere Teil flach. Zudem bewegt sich der nach Parkplätzen suchende Verkehr im Gebäude nach oben, der verlassende Verkehr nach unten. Nicht nur entlang dieser Rampen sind Parkplätze angeordnet, sondern auch im ebenen Flügel, der spitzen Ecke des Grundstücks. Dadurch wird das Parken im Parkhaus Ledeberg schnell und effizient.

Das Parkschema der Parkanlage, Grafik: © Havana
Grafik: © Havana
Das Parkschema der Parkanlage, durch das sich die Dreieckes-Form durchzieht. Grafiken: © Havana
Grafik: © Havana

Farblich abgestimmt mit Beton

Getreu des roten Fadens der Philosophie von Havana Architekten ist das Parkhaus Ledeberg optisch reduziert gestaltet. Denn das Gebäude besteht aus fertigen Betonteilen, deren Anmutung die Fassade und das Innere bestimmt. Auch weiße Markierungen der Fahrbahn halten sich auf dem hellen Material zurück, wobei sie das dezente Farbkonzept in den Vordergrund treten lassen. So ist die Beschilderung der Fahrtrichtung in Blau gehalten, jede Parkebene des Parkhaus erhält eine Nummer und eine Farbe. Außerdem ergänzen Linien in der entsprechenden Farbe die weißen Markierungen und kennzeichnen die Geschosse zusätzlich.

Die Markierungen sind – wie das Parkhaus selber – schlicht, aber auffällig. Fotos: © Stijn Bollaert
© Stijn Bollaert

Das Stadtbild belassen und gleichzeitig bereichern

Das Team von Havana Architekten schuf mit einfachen Mitteln ein Gebäude, das trotz der unvorteilhaften Umständen seiner Aufgabe gerecht wird. So ermöglicht der kompakte, nach oben gestaffelte Grundriss der Stadt Ledeberg eine weitere Grünfläche. Gleichzeitig bietet er einen wichtigen Beitrag zum mobilen Konzept der Region. Zuletzt schufen Havana mit dem Parkhaus Ledeberg ein schlichtes Gebäude, das sich trotz seiner Masse zurückhält und das Stadtbild nicht unterbricht.

Wie sich ein altes Polizei-Parkhaus bürotauglich umgestalten lässt, zeigen Ronald Janssen Architecten in Amsterdam. Mehr zu dem Projekt hier.

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