14.12.2022

Event Portrait

Ole Scheeren im ZKM in Karlsruhe

Kultur
Ausstellungsansicht ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ausstellungsansicht ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß

Mit der monografischen Ausstellung „Spaces of Life“ macht das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe den internationalen Architekten Ole Scheeren im deutschsprachigen Raum bekannt. Der Planer ist dort 1971 geboren.


Ein Karlsruher international

Er baut in großem maßstäblichem Raum, vor allem international: Ole Scheeren. Das zeigt derzeit eine große multimediale Ausstellung im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe, die allein dem globalen Architekten gewidmet ist. Mit der Schau „ole scheeren : spaces of life“ setzt die Stadt dem 1971 in Karlsruhe geborenen Planer ein Denkmal. Peter Weibel, seit 1999 künstlerisch-wissenschaftlicher Vorstand des ZKM, hat die Ausstellung in engem Dialog mit Scheeren kuratiert. Dieser realisiert seine Projekte aber hauptsächlich in Asien.

Ole Scheeren beim Aufbau der Ausstellung ole scheeren : spaces of life im ZKM | Karlsruhe. © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Foto: Felix Grünschloß
Ole Scheeren beim Aufbau der Ausstellung im ZKM | Karlsruhe. © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Foto: Felix Grünschloß
Ole Scheeren bei der Eröffnung ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ole Scheeren bei der Eröffnung | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß

„form follows fiction“

Die Ausstellung zeigt seine Werke, die seinem Credo „form follows fiction“ folgen. Die skulpturalen Bauten lassen sich in den hohen Lichträumen des ZKM Karlsruhe anhand von AR-Technologien, Fotos sowie Modellen raumgreifend erleben. Augmented-Reality versetzt das Publikum somit an den großformatigen Modellen in die Stadträume und die Innenräume der Gebäude. Die 100 Architekturmodelle in 3D-Druck reihen sich dabei zu Beginn an einer rund 40 Meter langen Timeline auf und verorten jedes einzelne Projekt zeitlich und räumlich.

Ausstellungsansicht ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ausstellungsansicht im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß

Sohn des Architekten Dieter Scheeren 

Mit nur 31 Jahren entwarf Ole Scheeren – damals noch als Partner von Rem Koolhaas’ Büro OMA – eines der größten sowie spektakulärsten Bauwerke der Welt: das Hauptquartier des chinesischen Staatsfernsehens in Peking. „Mein Weg hat sich erst mal ohne Plan entwickelt“, erzählt Ole Scheeren bei der Pressekonferenz vergangene Woche. „Ich bin einfach mit meinem Interesse bzw. meiner Faszination für die Architektur und den unterschiedlichen Aufgaben gefolgt.“ Der Sohn des Architekten, Dieter Scheeren, arbeitete schon im Teenageralter bereits im Büro seines Vaters mit. Er eroberte zudem früh die Welt. „Mit zehn Jahren bin ich mit einem Freund allein nach New York geflogen.“ Mit zwanzig reiste er dann durch China, bevor er in Karlsruhe, Lausanne und London studierte. Seit 2010 führt Ole Scheeren sein Büro mit Dependancen Peking, Hongkong, London, Berlin, Bangkok und New York. 

Rem Koolhaas und Ole Scheeren »CCTV« © Rem Koolhaas und Ole Scheeren »CCTV«, © OMA, Foto: Iwan Baan
„CCTV“ © Rem Koolhaas und Ole Scheeren, © OMA, Foto: Iwan Baan

Ole Scheeren: Superlative und große Dimensionen 

In Asien stapelt Scheeren Blöcke übereinander und baute 2018 mit dem 314 Meter hohen Skyscraper Maha Nakhon das zweithöchste Gebäude in Bangkok. Seine Wohnanlage „The Interlace“ wurde 2014 als weltweit bestes Hochhausprojekt für städtischen Lebensraum mit dem „Urban Habitat Award“ ausgezeichnet. Ein Jahr später erhielt sie auch die Auszeichnung „World Building of the Year“. Damit ist er in Asien zum wichtigsten deutschen Architekten einer neuen Generation aufgestiegen, und auch in der Karlsruher Ausstellung fehlt es daher nicht an Superlative und großen Dimensionen.

Von vier seiner größten Projekte wurden extra für die Schau bis zu acht Meter hohe Modelle produziert. Die Ausstellung zeigt aber auch das allererste Projekt von Ole Scheeren: Den Umbau eines Karlsruher Modegeschäfts, das er bereits in frühen Studienjahren an der Universität Karlsruhe (heute KIT) umgesetzt hat. Ein weiteres Highlight ist zudem das Guardian Art Center in Peking. Damit hat Ole Scheeren nicht nur ein Ausstellungshaus geplant, sondern auch einen hybriden Typ mit umfangreicher kultureller Nutzung geschaffen. Neben Galerieräumen plante Ole Scheeren hier eine ganze Etage für die Aufbewahrung und Restaurierung von Objekten.  

OMA Ole Scheeren »The Interlace« © OMA Ole Scheeren »The Interlace«, Foto: Iwan Baan
„The Interlace“ © OMA Ole Scheeren, Foto: Iwan Baan
Ole Scheeren »Guardian Art Center« © Ole Scheeren »Guardian Art Center«, © Buro-OS, Foto: Iwan Baan
„Guardian Art Center“ © Ole Scheeren, © Buro-OS, Foto: Iwan Baan

Förderung von Kommunikation und Interaktion

„Die von mir entworfenen Formen sind das Ergebnis von Überlegungen darüber, wie sich Verhältnisse neu definieren lassen,“ erklärt Scheeren. Mit seinen Projekten möchte der Architekt die Interaktionen zwischen den Menschen sowohl anregen als auch fördern. Ein Beispiel dafür ist das schwimmende Kino für die Erstauflage des thailändischen Yao Noi-Filmfestivals, eine schwimmende Plattform zwischen Phuket und Krabi (2012). Die aus recycelten Materialien gebauten sowie flexiblen Module von Ole Scheerens gigantischem „Archipelago Cinema“ wurden nach dem Event den lokalen Fischern zum weiteren Einsatz geschenkt.

Ole Scheeren »Archipelago Cinema« © Ole Scheeren »Archipelago Cinema«, Foto: Piyatat Hemmatat
„Archipelago Cinema“ © Ole Scheeren, Foto: Piyatat Hemmatat

Ole Scheeren als Kurator

Neben seiner Tätigkeit als Architekt hat Scheeren auch zahlreiche Ausstellungen konzipiert. So entwickelte der Architekt Ausstellungskonzepte für zwei Stationen (London sowie Bangkok) der Wanderausstellung „Cities on the Move“, die Hans Ulrich Obrist und Hou Hanru Ende der 1990er Jahre initiiert hatten. „,Cities on the Move‘ war die erste große Ausstellung mit mehr als 100 Personen aus Kunst und Architektur, die auf die asiatische Stadt geschaut hat“, erklärt der Architekt. „Die Station in der Londoner Hayward Gallery markierte dabei den Endpunkt der westlichen Tour: Dort wurde das unbekannte Asien vorgestellt.“ 

Ausstellungsansicht ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ausstellungsansicht im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ausstellungsansicht ole scheeren : spaces of life im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
Ausstellungsansicht im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, 2022. © Foto: Felix Grünschloß
AR Experience in der Ausstellung ole scheeren : spaces of life im ZKM | Karlsruhe. © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Foto: Felix Grünschloß
AR Experience in der Ausstellung im ZKM | Karlsruhe. © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Foto: Felix Grünschloß

„Gebaute terrestrische Manifeste“ 

Zu den aktuellen Arbeiten des Architekten gehören:

  • der 398 Meter hohe Empire City Towers Complex in Ho-Chi-Minh-Stadt,
  • „Fifteen Fifteen by Ole Scheeren“, ein markengeschützter High-End-Wohnturm in Vancouver,
  • das Abaca Mactan Resort auf den Philippinen und
  • der neue Hauptsitz von ZTE, einem der größten Tech-Giganten Chinas in Shenzhen.

„Ole Scheerens Architektur ist das Ergebnis, das uns zeigt, wie Architektur im Zeitalter des Anthropozäns nicht mehr nur Wohnraum, sondern auch Lebensraum durch eine neue Nachbarschaft von Natur und Gebäudekomplex gestalten muss“, erklärt ZKM-Vorstand Peter Weibel. „Augmented Reality Anwendungen geben daher Einblick in das Leben innerhalb dieser Gebäude, die durch ihre horizontale Ausrichtung gebaute terrestrische Manifeste sind.“

Ole Scheeren »Fifteen Fifteen« © Ole Scheeren »Fifteen Fifteen«, © Buro-OS, Rendering: Binyan Sudios
„Fifteen Fifteen“ © Ole Scheeren, © Buro-OS, Rendering: Binyan Sudios

Die Ausstellung „ole scheeren: spaces of life“ in Karlsruhe ist ein gemeinsames Projekt des ZKM mit OS Archives und der Karlsruher Tourismus- und Marketing GmbH.

Die Ausstellung ist im ZKM Karlsruhe noch bis 4. Juni 2023 geöffnet.

Kein Architekt, aber ein Fotograf: Die Kunsthalle München widmete Erwin Olaf die erste große Retrospektive in Deutschland. In den Niederlanden ist der Fotograf ein Star. Mehr dazu hier: Erwin Olaf in der Kunsthalle München.

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