04.04.2022

Architektur Öffentlich

Lernvilla im Wallis von Office Oblique

Office Oblique

Office Oblique

Der Blick auf den Lageplan macht deutlich, warum die Architekten des Zuricher Büros Office Oblique von einer Lernvilla sprechen. Ihr neuer, kompakter Bau arrondiert den Schulcampus inmitten des wallisischen Ortes Naters. Da die Fassaden die Farbigkeit der umgebenen, grau-grünen Bergwelt aufgreifen, hört die neue Primarschule auch auf den Namen „Froschkönig“.

 

Office Oblique
Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot

 

Die Gebäude auf dem Schulcampus von Naters im Schweizer Kanton Wallis stammen aus verschiedenen Epochen und sprechen dementsprechend unterschiedliche Architektursprachen. Am westlichen Rand des heterogenen Ensembles hat nun das Zürcher Architekturbüro Office Oblique eine neue Grundschule errichtet. Ihr kompakter Baukörper besetzt den westlichen Teil der Parzelle. Zu der neuen Primarschule gehört auch ein klar gefasster Pausenraum. Mit der Positionierung auf dem Areal und auch in seiner Volumetrie setzt der Schulbau die vorgefundene Logik des Campus und seiner Aussenräume fort. Die Kubatur und die Größe der neuen Schule ähnelt zudem den Villen der angrenzenden Nachbarschaft. Vor diesem Hintergrund sprechen die Entwerfer auch von einer Lernvilla. Und da die Lernvilla eine markante grün-graue Fassade besitzt hört das Projekt auf den Namen Froschkönig.

 

Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot
Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot

Modularer Grundriss

 

Im kompakten Körper des Froschkönig verbirgt sich ein modular aufgebauter Grundriss. In diesem sind die Klassenzimmer paarweise um einen Garderobenbereich gruppiert, der auch als erweiterter Lernraum funktioniert. Darüber hinaus gibt es auf jeder der insgesamt drei Ebenen der Schule eine Loggia. Die Loggien dienen auch zusätzliche Klassenzimmer im Freien, so wie es etwa auch schon das Konzept der Freiluftschule von Jan Duiker vorsieht. Die offenen Klassenzimmer orientieren sich zum Campus und zur Sportwiese. Mit dieser Geste verstärken sie den Charakter der Schule als Hybrid zwischen Schulgebäude und Villa. Falls die Größe des Schulbaus eines Tages nicht mehr ausreichen wird, haben die Architekten vom Office Oblique bereits jetzt an Erweiterungsmöglichkeiten gedacht. In der aktuellen, ersten Bauetappe sind zehn Klassenzimmer und ein Raum für Lehrpersonal entstanden. Ein Anbau könnte dann sechs weitere Klassenzimmer in derselben modularen Logik schaffen.

 

Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot

Knappes Budget für Office Oblique

 

Das Budget für den Froschkönig war so knapp, dass das Projekt als veredelter Rohbau konzipiert ist. Dementsprechend hat Office Oblique die Wände und Decken mit Sichtbeton gestaltet, der den Charakter der Innenräume und die Atmosphäre der Schule prägt. Aus akustischen Gründen befinden sich grossformatigen Akustikpaneelen an den Decken. Die Paneele sitzen bündig in den Decken. Nur im zweiten Obergeschoss sind die Paneele von der Decke abgehängt, um Raum für die offen verlegten Installationen zu erhalten. Zwischen den Klassenräumen und dem Garderobenbereich haben die Architekten die trennenden Wände mit Oberlichtbändern ausgestattet. Diese sorgen für eine Atmosphäre der Offenheit und kreieren vielfältige Lichtstimmungen. Zu dieser lichten Stimmung tragen auch die unterschiedlich farbigen, hellen Linoleumböden bei. Sie verstärken die räumliche Fluidität im Gebäudeinneren und geben jedem Geschoss eine eigene Identität.

 

Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot
Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot

Villa mit Gewerbecharme

 

Obwohl der Schulbau Ähnlichkeit mit den benachbarten Villen hat, besitzt er zugleich einen industriellen Charakter. Dieser ist insbesondere von außen zu sehen. Dort wo die Außenhaut nicht aus Fenstern besteht, hat sie eine leichte Vorhangfassade bekommen. Diese besteht aus Wellplatten, die wiederum aus Aluminium und grau-grünem Acryl bestehen. Wie hellgrüne Bänder binden sie den Baukörper zusammen und heben die Geschosse hervor. Sowohl die Wellplatten als auch die Acrylelemente haben dasselbe Relief. So erzielen die Architekten von Office Oblique ein durchgängiges Fassadenmuster bei unterschiedlicher Materialität. An der südwestlichen Ecke des Schulbaus bricht die Bandfassade ab. Hier weisen zwei geschlossene, gebäudehohe Aluminiumwände schon heute auf die mögliche, zukünftige Erweiterung hin.

 

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Office Oblique, Primarschule, Naters, Foto: Archphot
Office Oblique, Primarschule, Naters, EG, Zeichnung: Office Oblique
Office Oblique, Primarschule, Naters, 1. und 2. OG, Zeichnung: Office Oblique
Office Oblique, Primarschule, Naters, Schnitt, Zeichnung: Office Oblique
Office Oblique, Primarschule, Naters, Situationsplan, Zeichnung: Office Oblique

 

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