02.07.2023

Wohnen

Worrell Yeungs kleine Farm

Einfamilienhaus Holz
Studio Worrell Yeung modernisierten in New York ein historisches Anwesen. Foto: © Naho Kubota
Studio Worrell Yeung modernisierten in New York ein historisches Anwesen. Foto: © Naho Kubota

Das in Brooklyn ansässige Studio Worrell Yeung hat ein historisches Anwesen in New York mit einer Reihe von Giebelgebäuden modernisiert, renoviert und erweitert. Das North Salem Farm House und Studio befindet sich auf einem 8,7 Hektar großen Grundstück im Westchester County, New York und umfasst insgesamt 610 Quadratmeter.

Das North Salem Farm House soll nicht nur zum neuen Zuhause für eine Familie werden, sondern sich ebenso in die Agrarlandschaft des Westchester County einfügen. Bei einem Bestandsgebäude eigentlich kein Problem und in diesem Fall doch eine Herausforderung, denn Worrell Yeung erweitern das Haupthaus, das einst eine Milchscheune war und erschaffen durch zwei Neubauten ein neues Ensemble im Stil der amerikanischen Scheune. Das Büro setzt sein Interesse, architektonisches Volumen durch Vereinfachung der Elemente auszudrücken, um und entwirft eine „New Yorker Farm“, eine Ansammlung holzverkleideter „Cousin“-Gebäude.

Foto: © Naho Kubota
Worrell Yeung erweiterten das Haupthaus durch zwei Neubauten. Fotos: © Naho Kubota
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Bezug zur ländlichen Umgebung

Der Entwurf von Worrell Yeung vereint drei separate Gebäude an der schmalen Nordwestseite des 8,7 Hektar großen, dreieckigen Grundstücks. Den Bezug zur Agrarlandschaft schaffen die Architekten durch das Aufgreifen der archetypischen Giebelform und durch die Holzverkleidung der amerikanischen Scheune. Um mehr Spannung ins Ensemble zu bringen wandeln die Architekten die Form des Giebels und die Fassadengestaltung leicht ab. Die Sanierung des Haupthauses umfasst ein dunkles Metalldach und eine Fassadenverkleidung aus maßgefertigten dunkelgrün gebeizten Zypressenholzlatten in einem abwechslungsreichen Muster. Hinter dem Haupthaus befindet sich ein neues Fotostudio. Dieses schirmt das Haupthaus von der Straße ab und schafft zugleich eine neue Eingangssituation. Die äußere Gestalt des Studios ist analog zu der des Haupthauses und erzeugt zusammen mit dem Kiesvorplatz und einem ausgewachsenen Magnolienbaum eine minimalistische, abstrakte Ästhetik. Östlich des Haupthauses, verbunden durch einen Kiesweg, befindet sich der weiße Spa-Schuppen mit halbem Giebel. Ein verwitterter grauer Zypressen-Regenschutz bedeckt die kleine Form, in der sich ein Whirlpool und eine Sauna befinden.

Foto: © Naho Kubota
Östlich des Haupthauses befindet sich der Spa-Schuppen. Fotos: © Naho Kubota
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Blick in die Landschaft

Worrell Yeung entkernten die ursprüngliche Milchscheune des North Salem Farm House und erweiterte das 430 Quadratmeter große rechteckige Haus zu einem L-förmigen Grundriss mit überlappenden Dächern. Die Wetterseite des Haupthauses wird durch eine überwiegend massive Fläche definiert, während die Rückseite durch neue, vergrößerte Fenster den Panoramablick auf das Grundstück und den Teich freigibt. In enger Zusammenarbeit mit Raft Landscape entwickelte das Team eine Standortstrategie, die den Blick von jedem Gebäude in die Landschaft lenkt.

Foto: © Naho Kubota
Der Wohnbereich. Fotos: © Naho Kubota
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Zentraler Gemeinschaftsraum

Im Inneren schafft eine große Giebeldachkonstruktion aus Holz, die sich von einem Ende zum anderen erstreckt, einen offenen, zentralen Gemeinschaftsraum. Dieser wird zum Beispiel für interdisziplinäres Arbeiten genutzt. In enger Zusammenarbeit mit Silman Structural schafften es die Architekten von Worrell Yeung, die freiliegenden Deckensparren aus Douglasie zu vergrößern, sie mit neuen Holzbindern zu verschmelzen und die Stahlzugstangen hervorzuheben. Eine Bücherregalwand aus schwarzem Holz und ein Kamin aus Speckstein bilden den Kontrast zum Boden und zu verschiedenen Holzarbeiten aus Douglasie, die den Wohnraum bestimmen. An den Wohnraum schließt die Küche an, ein intimer Raum der sich um eine zentrale, mit Zink verkleidete Insel herum gliedert.

Foto: © Naho Kubota
Fotos: © Naho Kubota
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Holz, Terrakotta und Keramik

Das Haus verfügt über fünf Schlafzimmer – drei auf der Hauptebene und zwei kompakte Dachräume im Obergeschoss. Auf der Hauptebene führt ein Übergangsbereich mit einem kleinen Schreibtisch, der den Blick auf den Magnolienbaum im Eingangsbereich lenkt, zu zwei Gästezimmern und dem Hauptschlafzimmer. Diese bieten eine Vielzahl von Holzbehandlungen und -tönen, darunter dunkelrot gebeizt. Darüber hinaus finden sich Wände aus gebürstetem Zypressenholz und Böden aus Terrakotta, blauen Enkaustikfliesen sowie schieferfarbene Keramikfliesen. Die beiden Gästezimmer im Obergeschoss sind symmetrisch zu beiden Seiten der Kammlinie angeordnet und bieten durch minimale, schwarz gerahmte Fenster Ausblicke nach Osten und Westen. Die dunklen, mit Holz verkleideten Schlafzimmerwände werden durch Farbtupfer wie rote Betonwaschbecken oder grüne Fliesen kontrastiert.

Foto: © Naho Kubota
Eines der Schlafzimmer. Fotos: © Naho Kubota
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Geselliger Kellerraum

Eine minimale Holztreppe mit Metallgeländer führt vom Wohnzimmer in den Keller. Das ursprüngliche Steinfundament des Haupthauses aus dem 18. Jahrhundert diente Warrell Yeung als Wandstruktur für den geselligen Kellerraum mit großen Fenstern und Schiebetüren aus Glas, die direkt zum Pool und in den Garten führen. Die steinerne Grundmauer sorgt für eine starke Struktur vor einem neuen Betonboden und einer holzverkleideten Decke, für die ebenfalls Douglasienholz verwendet wird. Der Gemeinschaftskeller enthält eine monolithische, dunkel gebeizte Küchenzeile und wird durch einen Weinkeller, eine Gästetoilette und einen Hauswirtschaftsraum abgerundet.

Foto: © Naho Kubota
Der Kellerraum enthält eine dunkel gebeizte Küche. Fotos: © Naho Kubota
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Einfach und doch komplex

Warrell Yeung setzen mit dem North Salem Farm House ein großzügiges Familiendomizil um, das gleichzeitig einfach und komplex ist. Das Gebäude drückt das Interesse der Architekten an einem hohen Detailgrad aus, der Einfallsreichtum und die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen wie Landschafts- oder Tragwerksplanung erfordert. Auf diese Weise erreichen sie das – im positivsten Sinn – selbstverständliche Erscheinungsbild des neuen Gebäudeensembles. Weil einfach eben nicht gleich einfach ist.

Entwürfe: Worrell Yeung
Entwürfe: Worrell Yeung
Entwürfe: Worrell Yeung
Entwürfe: Worrell Yeung
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