02.05.2023

Wohnen

Wohnen am Monte dos Judeus, Porto: Umbauprojekt von OODA

Holz Nachhaltigkeit
Während die Mauern des Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde das Obergeschoss sowie das Dach erweitert. Foto: © OODA
Während die Mauern des Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde das Obergeschoss sowie das Dach erweitert. Foto: © OODA

In Porto sanierte das portugiesische Büro OODA ein verfallenes Wohnhaus und verwandelte es in ein modernes, dennoch traditionelles Gebäude mit unzähligen Wohnungen. Dabei hielten die Architekten den Bau komplett instand und erneuerten das Obergeschoss sowie Dach mit einer modernen Holzkonstruktion und Ziegeln.


Miragaia in der Rua do Monte dos Judeos in Porto

Kurz bevor der Douro in den Atlantik mündet, erheben sich die Häuser Portos an einem Hang über dem nördlichen Ufer des Flusses. Das historische Zentrum der Stadt im Norden Portugals zeichnet sich – neben den berühmten bunt gefliesten Fassaden und den Cafés und Restaurants an der Promenade – durch die dichte Bebauung und engen Gassen auf hügeligem Untergrund aus.

Auch das baufällige alte Haus, mit dessen Sanierung das portugiesische Büro OODA beauftragt wurde, ist in einen Hang eingebettet. Das Wohnhaus liegt nahezu vollständig umringt von gepflasterten Sträßchen und Steintreppen im pittoresken Viertel Miragaia in der Rua do Monte dos Judeos. Die Straße trägt den Berg bereits im Namen, ebenso wie die jüdische Geschichte, die dem Stadtteil eingeschrieben ist.

Das in der Rua do Monte dos Judeos gelegene Haus ist mitten am Hang eingebettet. Abbildung: © OODA
Das in der Rua do Monte dos Judeos gelegene Haus ist mitten am Hang eingebettet. Abbildung: © OODA
Das in der Rua do Monte dos Judeos gelegene Haus ist mitten am Hang eingebettet. Abbildungen: © OODA
Obwohl es nah am Fluss gelegen ist, steht das Gebäude in Porto zentral. Abbildung: © OODA
Obwohl es nah am Fluss gelegen ist, steht das Gebäude in Porto zentral. Abbildung: © OODA

Von der städtischen Ruine zum Wohnhaus

Im Zuge des Sanierungsprojekts wurde die leerstehende Ruine in ein Wohnhaus mit mehreren Einheiten verwandelt. Die architektonischen Charakteristika des Gebäudes, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und im Laufe der Zeit mehrmals erweitert wurde, blieben bestehen. Ein besonderes Merkmal des Hauses ist die Unterteilung in zwei Hauptblöcke entlang der Nord-Süd-Achse, die sich entsprechend der Hanglage hintereinander staffeln. Der rückversetzte Teil ist höher, während das Vorderhaus in seinem ursprünglichen Zustand niedriger war und den Blick auf die unterschiedlichen Ebenen und Teilelemente der Architektur freigab.

Vor der Sanierung war der Komplex baufällig. Foto: © OODA
Foto: © OODA
Vor der Sanierung war der Komplex baufällig.
Während die Mauern des Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde das Obergeschoss sowie das Dach erweitert. Foto: © OODA
Während die Mauern des Gebäudes erhalten geblieben sind, wurde das Obergeschoss sowie das Dach erweitert. Foto: © OODA

Klare Abgrenzung zwischen alt und neu durch die Erweiterung

Im Rahmen der Neugestaltung wurden beide Gebäudeteile um jeweils einen weiteren Aufbau ergänzt. Im Inneren beherbergt dieser unter einem offenen Gebälk mit weißem Anstrich nun Wohnungen mit ausgebautem Dachgeschoss als zweite Ebene. Nach außen hin wird der zusätzlich geschaffene Raum klar durch die Gestaltung der Fassade von der alten Bausubstanz abgegrenzt. Während die ursprünglichen Mauern des Gebäudes nun weiß verputzt sind, setzt sich die Fassade des Aufbaus durch rasterartig angeordnete Holzbalken und darunter liegende Schindeln aus Schiefer von den alten Strukturen ab. Das Holzgerüst ist der Schindelfassade jedoch nur vorgelagert und scheint fast zu schweben. Ähnlich luftig wirkt auch der Balkon, der auf der Ostseite als einziges Element aus der Architektur hervorbricht. Er bietet eine spektakuläre Aussicht auf die Dächer Portos und Vila Nova de Gaia auf der gegenüberliegenden Seite des Douro.

Die Erweiterung besteht aus einer Holzkonstruktion, die klar abzugrenzen ist von dem Bestandsbau. Foto: © OODA
Die Erweiterung besteht aus einer Holzkonstruktion, die man klar von dem Bestandsbau abgrenzen kann. Foto: © OODA

Ein täuschend echtes Flachdach

Einen interessanten Effekt erzeugt die Dachkonstruktion. Das Walmdach aus naturroten Ziegeln, das sich durch Form und Material den umliegenden Gebäuden angleicht, ist von der Dachtraufe ein Stück weit zurückgesetzt. Von der Straße aus ist es somit kaum mehr ersichtlich. Vielmehr wird zunächst der Eindruck erweckt, dass das Gebäude durch ein Flachdach abgeschlossen wird. Der neue Aufbau spielt hingegen mit der schuppigen Oberfläche und dem Look eines Dachs aus Biberschwanzziegeln.

Durch die Konstruktion des Daches wird ein Flachdach vorgetäuscht, das sich von oben aber als Ziegeldach entpuppt. Foto: © OODA
Durch die Konstruktion des Daches wird ein Flachdach vorgetäuscht, das sich von oben aber als Ziegeldach entpuppt. Foto: © OODA
Aus den Skizzen wird der Strukturunterschied zwischen Dach, Obergeschoss und Untergeschoss ersichtlich. Abbildung: © OODA
Aus den Skizzen wird der Strukturunterschied zwischen Dach, Obergeschoss und Untergeschoss ersichtlich. Abbildung: © OODA

Holz als zentrales Element des sanierten Hauses

Die ursprüngliche Anordnung der Fenster wurde beibehalten, genauso wie die Rahmen aus Holz. Ebenso sind die Zugangstüren zu den einzelnen Wohnungen, die von unterschiedlichen Ebenen der umlaufenden Außentreppen zu erreichen sind, aus Holz. Dieses Material bleibt auch im Inneren ein zentraler Aspekt der Gestaltung sowohl bei Einbauschränken, Küchenfronten als auch bei den Böden. Weiße Wände und helle Fliesen in Küche und Bad schaffen eine Balance zu dem rötlichen Ton der hölzernen Elemente.

Nicht nur außen, sondern auch innen spielt Holz eine große Rolle bei der Gestaltung. Die Farbe erinnert an die rötlichen Dachziegel. Foto: © OODA
Nicht nur außen, sondern auch innen spielt Holz eine große Rolle bei der Gestaltung. Die Farbe erinnert an die rötlichen Dachziegel. Foto: © OODA

Ein Highlight: die Fensterläden

Die Wohnungen, die sich auf insgesamt 650 Quadratmetern verteilen, zeichnen sich durch einen offenen und langgestreckten Grundriss aus. Vertikale Achsen in Partien wie den raumhohen Einbauschränken bilden hierzu ein Gegengewicht. Die geschickte Raumaufteilung wie auch die Schaffung von zahlreichen Stauräumen bietet eine optimale Nutzung der vorwiegend kleinen Wohnflächen. Zahlreiche Fensteröffnungen sorgen auch in kleinen Formaten für Helligkeit und Tageslicht sowie, insbesondere an der Südseite, für einen Ausblick in Richtung Fluss. Eine interessante Komponente stellen die Fensterläden dar: Sie befinden sich an der Innenseite und öffnen sich zum Wohnraum hin. Ein großzügiges Eckfenster mit Blick auf die hohen Mauern des Parque das Virtudes ist von außen wie innen ein weiteres besonderes Detail des Entwurfs.

Abbildung: © OODA
Der Innenraum ist offen und bietet auf allen Ebenen optimalen Stauraum.
Abbildung: © OODA
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Querschnitt des Hauses
Abbildung: © OODA
Abbildungen: © OODA
Ein herausstechendes Merkmal sind die Fensterläden, die sich innen befinden. Foto: © OODA
Das großzügige Eckfenster bietet einen besonders umfangreichen Blick über Porto.
Das großzügige Eckfenster bietet einen besonders umfangreichen Blick über Porto. Foto: © OODA
Ein herausstechendes Merkmal sind die Fensterläden, die sich innen befinden. Fotos: © OODA

Eine außergewöhnliche Sanierung fand auch im niederländischen Utrecht statt: Das Architekturbüro Zecc Architecten hat einen Wasserturm in eine erhöhte Wohnanlage umgewandelt. Dank der zylindrischen Form entsteht im obersten Bereich ein 360-Grad-Blick auf die Stadt, wobei die äußere Erscheinungsform beibehalten wurde.

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