In Porto sanierte das portugiesische Büro OODA ein verfallenes Wohnhaus und verwandelte es in ein modernes, dennoch traditionelles Gebäude mit unzähligen Wohnungen. Dabei hielten die Architekten den Bau komplett instand und erneuerten das Obergeschoss sowie Dach mit einer modernen Holzkonstruktion und Ziegeln.
Miragaia in der Rua do Monte dos Judeos in Porto
Kurz bevor der Douro in den Atlantik mündet, erheben sich die Häuser Portos an einem Hang über dem nördlichen Ufer des Flusses. Das historische Zentrum der Stadt im Norden Portugals zeichnet sich – neben den berühmten bunt gefliesten FassadenFassaden sind die Außenwände von Gebäuden, die zur Straße hin sichtbar sind. und den Cafés und Restaurants an der Promenade – durch die dichte Bebauung und engen Gassen auf hügeligem UntergrundUntergrund: Der Untergrund bezieht sich auf die Fläche, auf der eine Baustruktur errichtet wird. Er kann aus verschiedenen Materialien wie Beton, Erde, Gestein oder Asphalt bestehen und muss oft vor der Errichtung entsprechend bearbeitet oder vorbereitet werden. aus.
Auch das baufällige alte Haus, mit dessen Sanierung das portugiesische Büro OODA beauftragt wurde, ist in einen Hang eingebettet. Das Wohnhaus liegt nahezu vollständig umringt von gepflasterten Sträßchen und Steintreppen im pittoresken Viertel Miragaia in der Rua do Monte dos Judeos. Die Straße trägt den Berg bereits im Namen, ebenso wie die jüdische Geschichte, die dem Stadtteil eingeschrieben ist.
Von der städtischen Ruine zum Wohnhaus
Im Zuge des Sanierungsprojekts wurde die leerstehende Ruine in ein Wohnhaus mit mehreren Einheiten verwandelt. Die architektonischen Charakteristika des Gebäudes, das Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und im Laufe der Zeit mehrmals erweitert wurde, blieben bestehen. Ein besonderes Merkmal des Hauses ist die Unterteilung in zwei Hauptblöcke entlang der Nord-Süd-Achse, die sich entsprechend der Hanglage hintereinander staffeln. Der rückversetzte Teil ist höher, während das Vorderhaus in seinem ursprünglichen Zustand niedriger war und den Blick auf die unterschiedlichen Ebenen und Teilelemente der Architektur freigab.
Klare Abgrenzung zwischen alt und neu durch die Erweiterung
Im Rahmen der Neugestaltung wurden beide Gebäudeteile um jeweils einen weiteren Aufbau ergänzt. Im Inneren beherbergt dieser unter einem offenen Gebälk mit weißem Anstrich nun Wohnungen mit ausgebautem Dachgeschoss als zweite Ebene. Nach außen hin wird der zusätzlich geschaffene Raum klar durch die Gestaltung der FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt. von der alten Bausubstanz abgegrenzt. Während die ursprünglichen Mauern des Gebäudes nun weiß verputzt sind, setzt sich die Fassade des Aufbaus durch rasterartig angeordnete Holzbalken und darunter liegende SchindelnSchindeln: Schichtartige Bedachungsmaterialien, die aus Holz, Kunststoff oder anderen Materialien bestehen. aus SchieferSchiefer – metamorpher Gesteinstyp mit spaltbarer Struktur, der als Dacheindeckung oder Fassadenbekleidung verwendet wird von den alten Strukturen ab. Das Holzgerüst ist der Schindelfassade jedoch nur vorgelagert und scheint fast zu schweben. Ähnlich luftig wirkt auch der Balkon, der auf der Ostseite als einziges Element aus der Architektur hervorbricht. Er bietet eine spektakuläre Aussicht auf die Dächer Portos und Vila Nova de Gaia auf der gegenüberliegenden Seite des Douro.
Ein täuschend echtes Flachdach
Einen interessanten Effekt erzeugt die Dachkonstruktion. Das WalmdachWalmdach: Ein Walmdach ist eine besondere Dachform, bei der das Dach an allen vier Seiten abgeschrägt ist und somit fast quadratisch aussieht. aus naturroten Ziegeln, das sich durch Form und Material den umliegenden Gebäuden angleicht, ist von der Dachtraufe ein Stück weit zurückgesetzt. Von der Straße aus ist es somit kaum mehr ersichtlich. Vielmehr wird zunächst der Eindruck erweckt, dass das Gebäude durch ein FlachdachFlachdach – Eine Dachkonstruktion, bei der die Dachfläche flach oder nur leicht geneigt ist. abgeschlossen wird. Der neue Aufbau spielt hingegen mit der schuppigen Oberfläche und dem Look eines Dachs aus Biberschwanzziegeln.
Holz als zentrales Element des sanierten Hauses
Die ursprüngliche Anordnung der Fensterist eine Öffnung in der Wand eines Gebäudes, die Licht, Luft und Blick nach draußen ermöglicht. Es gibt verschiedene Arten von Fenstern, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden können. Das Fenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Gebäudearchitektur und hat sowohl funktionale als auch ästhetische Bedeutung. Es ist eine… wurde beibehalten, genauso wie die Rahmen aus HolzHolz: Ein natürlicher Werkstoff, der zur Herstellung von Schalungen und Gerüsten genutzt werden kann. Es wird oft für Bauvorhaben im Bereich des Holzbaus verwendet.. Ebenso sind die Zugangstüren zu den einzelnen Wohnungen, die von unterschiedlichen Ebenen der umlaufenden Außentreppen zu erreichen sind, aus Holz. Dieses Material bleibt auch im Inneren ein zentraler Aspekt der Gestaltung sowohl bei Einbauschränken, Küchenfronten als auch bei den Böden. Weiße Wände und helle FliesenFliesen: dünne, flache Platten aus Stein, Keramik oder Glas, die als Boden-, Wand- oder Arbeitsflächenbeläge verwendet werden. in Küche und Bad schaffen eine Balance zu dem rötlichen Ton der hölzernen Elemente.
Ein Highlight: die Fensterläden
Die Wohnungen, die sich auf insgesamt 650 Quadratmetern verteilen, zeichnen sich durch einen offenen und langgestreckten Grundriss aus. Vertikale Achsen in Partien wie den raumhohen Einbauschränken bilden hierzu ein Gegengewicht. Die geschickte Raumaufteilung wie auch die Schaffung von zahlreichen Stauräumen bietet eine optimale Nutzung der vorwiegend kleinen Wohnflächen. Zahlreiche Fensteröffnungen sorgen auch in kleinen Formaten für Helligkeit und TageslichtTageslicht: Natürliches Licht, das während des Tages durch die Fenster oder Oberlichter in ein Gebäude strömt. sowie, insbesondere an der Südseite, für einen Ausblick in Richtung Fluss. Eine interessante Komponente stellen die Fensterläden dar: Sie befinden sich an der Innenseite und öffnen sich zum Wohnraum hin. Ein großzügiges Eckfenster mit Blick auf die hohen Mauern des Parque das Virtudes ist von außen wie innen ein weiteres besonderes Detail des Entwurfs.
Eine außergewöhnliche Sanierung fand auch im niederländischen Utrecht statt: Das Architekturbüro Zecc Architecten hat einen Wasserturm in eine erhöhte Wohnanlage umgewandelt. Dank der zylindrischen Form entsteht im obersten Bereich ein 360-Grad-Blick auf die Stadt, wobei die äußere Erscheinungsform beibehalten wurde.