22.01.2023

Öffentlich

Musée de Cluny in Paris: Le Moyen Âge. Nouvelle Génération

Kultur
Der moderne Eingangsbereich für das Musée de Cluny, entworfen von dem Pariser Architekten Bernard Desmoulin. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge
Der moderne Eingangsbereich für das Musée de Cluny, entworfen von dem Pariser Architekten Bernard Desmoulin. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge

Das Musée de Cluny in Paris, Frankreichs bedeutendes Museum für die Kunst des Mittelalters, ist im Frühsommer 2022 nach Jahren der Sanierung und Restaurierung wiedereröffnet worden. Mit neuem Eingangsbereich und Parcours präsentiert es nun das Mittelalter ganz modern.

Seit 2011 wurde das Musée de Cluny in Paris (offiziell Musée national du Moyen Âge), Frankreichs bedeutendes Museum für die Kunst des Mittelalters, saniert und umgebaut. Knapp zwei Jahre lang war es dann komplett geschlossen. Es verbindet insgesamt die ehemaligen Thermenanlagen aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten mit dem spätgotischen Stadtpalais der einst mächtigen Äbte von Cluny, die sich diese herrschaftliche Unterkunft in Paris im 14. Jahrhundert zugelegt hatten.

Der moderne Eingangsbereich für das Musée de Cluny, entworfen von dem Pariser Architekten Bernard Desmoulin. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge
Der moderne Eingangsbereich für das Musée de Cluny, entworfen von dem Pariser Architekten Bernard Desmoulin. Fotos: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge
Der moderne Eingangsbereich für das Musée de Cluny, entworfen von dem Pariser Architekten Bernard Desmoulin. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge

Ein moderner Eingangsbereich für das Musée de Cluny

Im Mai 2022 wurde das Ensemble im Herzen des Quartier Latin zwischen Boulevard St. Germain und Sorbonne schließlich wiedereröffnet. Innen und außen ist das Museum nun generalsaniert. Restauriert wurden dabei vor allem die römischen Thermen und die gotische Kapelle. Außerdem hat das Museum einen modernen Eingangsbereich bekommen, den der Pariser Architekt Bernard Desmoulin entworfen hat.

Der Neubau – er soll dem Museum eine bessere Sichtbarkeit verleihen – bezieht sich sowohl in Form als auch in Maßstab auf das angrenzende Caldarium. Sein sanft geneigtes Satteldach führt dabei die bestehende Dachsilhouette fort und bildet einen Doppelgiebel. Das bronzefarbene Metallkleid – eine Hülle aus Gußaluminium – korrespondiert zudem mit dem Bestandsmauerwerk. Dessen Muster ist inspiriert vom fein ziselierten Steinschnitt der Kapelle im mittelalterlichen Gebäudeteil des Museums. Das großzügige Foyer hingegen ist mit Sichtbeton und Einbauten aus dunklem Holz gestaltet. Seine großen Glasflächen geben auch den Blick auf die römischen Mauern frei, bevor man über eine Treppe hinunter in das Caldarium gelangt. Zu den neugestalteten Ausstellungssälen im Obergeschoss führt dabei eine offene Treppe vom Foyer aus.

Blick in den neuen Eingangsbereich. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge
Blick in den neuen Eingangsbereich. Fotos: © M. Denancé / Musée de Cluny – Musée National du Moyen Âge
Blick in den neuen Eingangsbereich. Foto: © M. Denancé / musée de Cluny - musée national du Moyen Âge

Nähe zu den Werken

Die 21 neu gestalteten Säle zeigen rund 1.600 Objekte (Bestand 24.000 Objekte!) von der Antike bis ins 15. Jahrhundert, 500 davon wurden in den letzten Jahren aufwändig restauriert. Die fragilsten Exponate sind in Vitrinen zu sehen, aber einigen kann man sehr nahe kommen. „Wir bieten im Vergleich zu anderen Museen einen Luxus – die Nähe zu den Werken – und hoffen, die Besucher:innen gehen damit verantwortungsvoll um“, erklärt auch Chef-Kurator Damien Berné. „Wir wollten zeigen, dass das Mittelalter sehr farbenprächtig, sehr lebendig ist und die Objekte wiederentdeckt werden wollen.“ Der Ausstellungsrundgang ist im Gegensatz zu früher nun chronologisch angelegt. Zu den Schätzen des Museums gehören Glasmalereien aus der Sainte-Chapelle sowie eine der schönsten Sammlungen von Limousiner Emaille oder auch die Köpfe der Könige von Juda aus der Kathedrale Notre-Dame.  Wo die Statuen einst standen, kann man sich dabei an einem interaktiven Tisch erklären lassen.

Blick in Saal 3: Zwischen romanischer und frühgotischer Kunst. Foto: © Alexis Paoli, OPPI
Blick in Saal 3: Zwischen romanischer und frühgotischer Kunst. Foto: © Alexis Paoli, OPPI
Blick in Saal 3: Zwischen romanischer und frühgotischer Kunst. Foto: © Alexis Paoli, OPPI

„Le Moyen Âge. Nouvelle Génération.“

Als weiteres Highlight gilt außerdem der Saal mit der legendären Tapisserieserie „La Dame à la licorne“ aus dem 15. Jahrhundert. Die aus Wolle und Seide kunstvoll hergestellte Bildwirkerei besteht aus insgesamt sechs Teilen, auf denen jeweils eine Dame und ein Einhorn abgebildet sind. Fünf Tapisserien symbolisieren dabei jeweils einen der fünf Sinne, während die sechste die Inschrift „Mon seul désir“ (mein einziges Verlangen) trägt. Die Bedeutung dieses Wandteppichs ist aber bislang ungeklärt.

Saal 8: La Sainte-Chapelle de Paris (1241- 1248). Foto: © Alexis Paoli, OPPIC
Saal 8: La Sainte-Chapelle de Paris (1241-1248), Foto: © Alexis Paoli, OPPIC
Saal 9: Kunst aus Nordfrankreich, 13. Jahrhundert. Foto: © Jean-Marie Heidinger, Musée de Cluny - musée national du Moyen Âge
Saal 9: Kunst aus Nordfrankreich, 13. Jahrhundert, Foto: © Jean-Marie Heidinger, Musée de Cluny – Musée National du Moyen Âge

Bei der Museumsausstattung habe man sich von Deutschland inspirieren lassen, führt Kurator Damien Berné weiter aus. „Dort weiß man, wie man Altaraufsätze ausstellt und in Kontext setzt. Denn in Deutschland ist Kirchenmobiliar weitgehend erhalten, wir aber hatten die Französische Revolution. Zur Inspiration denke ich hier an das Berliner Bode-Museum oder das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg.“ Mit dem neuen Parcours und dem Eingangsbereich präsentiert das Musée de Cluny das Mittelalter jetzt ganz modern. Passend dazu lautet auch der neue Werbe-Claim: „Le Moyen Âge. Nouvelle Génération.“      

Einen Rundgang durch das neusanierte und restaurierte Musée de Cluny mit Museumsdirektorin Severin Lepape und Architekt Bernard Desmoulin sehen Sie im Video.

Ebenfalls interessant ist das Museum of Ethnography in Budapest von Napur.

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