16.06.2023

Öffentlich

Neues Krematorium am Münchner Ostfriedhof

München
Auf dem Ostfriedhof in München steht ein neues Krematorium. Der moderne Entwurf ist von Beer Bembé Dellinger Architekten. Gemeinsam mit Stadtplanern haben sie die alte Basilika der Aussegnungshalle von Hans Grässel ergänzt. Foto: Beer, Bembé, Dellinger Architekten
Auf dem Ostfriedhof in München steht ein neues Krematorium. Der moderne Entwurf ist von Beer Bembé Dellinger Architekten. Gemeinsam mit Stadtplanern haben sie die alte Basilika der Aussegnungshalle von Hans Grässel ergänzt. Foto: Beer, Bembé, Dellinger Architekten

Die Basilika der Aussegnungshalle von Hans Grässel im Münchner Ostfriedhof wurde durch einen Neubau des Krematoriums ergänzt. Verantwortlich für den Bau mit einer Bruttogeschossfläche von 6.500 Quadratmetern sind Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner.

In München werden längst etwa 70 Prozent der Verstorbenen eingeäschert, eine Anzahl von etwa 8.000 pro Jahr. Mit ein Grund für den Trend zur Feuerbestattung: Sie ist deutlich günstiger als eine Beerdigung im Sarg, kostet nur etwa die Hälfte einer solchen. Aber auch die Pflegeleichtigkeit eines Urnengrabes spielt speziell im urbanen Umfeld eine entscheidende Rolle. Vor allem dann, wenn Angehörige nicht in derselben Stadt wohnen.

Foto: Beer Bembé Dellinger
Das neue Krematorium im Ostriedhof in München fügt sich respektvoll in die denkmalgeschützte Nachbarschaft ein.

Kein rein technisches Gebäude

Es wurde also Zeit für eine Erneuerung, denn das alte Münchner Krematorium im Ostfriedhof war ein eher zweckmäßig gehaltener Bau, oder wie es Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek während des Festakts zur Einweihung des Neubaus ausdrückte: „ein rein technisches Gebäude“. Das zu ändern oblag schließlich den Köpfen des Architekturbüros Beer Bembé Dellinger. Sie schlossen den eingeschossigen Neubau an den denkmalgeschützten Altbau an und verbanden beide Gebäudeteile durch ein Gelenk. In diesem Gelenkbau zwischen dem Altbau mit den Beratungsbüros und dem Neubau mit Aufbahrung und Verabschiedungsraum befindet sich nun ein heller Rezeptionsbereich. Ihn betreten Besucherinnen und Besucher über einen Eingangshof mit Meditationsgarten, und das selbstverständlich barrierefrei.

Foto: Beer Bembé Dellinger
An den Stellen, an denen die sandfarbenen Klinker ausgelassen wurden, entstehen semitransparente Bereiche in der Fassade, die für Tageslicht und Blickbezüge sorgen.
Foto: Beer Bembé Dellinger
Im Gelenkbau, der an die historische Basilika anschließt, befindet sich der Empfang.

Anmutung einer Basilika

Besonderes Augenmerk wurde auf eine respektvolle Höhe des Neubaus gerichtet. Um unvermeidliche Höheneinflüsse des Neubaus im Gesamtensemble abzumildern, wurden notwendige Technik- und Kaminbestandteile fernab der Basilika im südöstlichen Teil des Gebäudes untergebracht. So haben sie kaum Einfluss auf die Anmutung der Basilika.


Semitransparente Klinkerfassade sorgt für Licht

Der dreieckige Neubau des Münchner Krematoriums im Ostfriedhof ist rundherum mit einer sandfarbenen Sichtziegelfassade ausgestattet. Deren Struktur wird in definierten Bereichen blickdurchlässig, indem Klinker ausgelassen wurden. Das sorgt für einen luftigeren Auftritt des Gebäudes und lässt viel Licht ins Innere. In eben jenem Inneren wird der Helligkeitseindruck durch den Einsatz hellen Putzes und heller Holzbeplankung noch verstärkt. Hier vereinen sich nun die Räumlichkeiten für die Verabschiedung, die Aufbahrung und die Einäscherung der Toten an einem einzigen Ort. Ein Novum in München, ebenso wie die Möglichkeit, die Sargeinfahrt von einem Nebenraum aus zu beobachten. Das neue Gebäude erlaubt außerdem – erstmals in der über 100-jährigen Geschichte der Feuerbestattungen in München – die Verabschiedung der Angehörigen von den Toten direkt am Sarg.

 

Foto: Beer Bembé Dellinger
Die helle Materialität und die großzügigen Glasfläche erlauben im Empfangsbereich viel Licht.
Foto: Beer Bembé Dellinger
Auch das Beiwohnen der Sargeinfahrt aus dem Nebenraum ist im neuen Krematorium am Münchner Ostfriedhof möglich.

Neuester Stand

Technisch ist das neue Krematorium auf der Höhe der Zeit. Es ist sogar möglich, Trauerfeiern im Livestream zu übertragen. Das ist auch, aber bei weitem nicht nur ein Zugeständnis an die Notwendigkeiten während einer Pandemie. Auch die Brennertechnologie ist auf dem neuesten Stand der Technik, mindert Emissionen sowie Strom- und Gasbedarf der Anlage. Zusätzlich wird die bei der Einäscherung entstehende Abwärme für die Gebäudeheizung und auch -kühlung genutzt.


Auf hohe Nachfrage vorbereitet

Mit einer jährlichen Kapazität von 11.000 Einäscherungen dürfte die Anlage für die nächsten Jahre gut gerüstet sein. Sollten es doch einmal mehr Menschen werden, die sich in München für eine Feuerbestattung entscheiden, ist man auch hierauf vorbereitet. Eine vierte, sogenannte Kremierungslinie ist bereits vorgerüstet und kann die Kapazität des Krematoriums bei Bedarf noch erhöhen.
Bemerkenswert ist übrigens, gerade in Zeiten rasant steigender Preise im Bausektor, dass der Neubau des Münchner Krematoriums am Ostfriedhof nicht nur termingerecht erstellt wurde, sondern auch noch der Kostenrahmen eingehalten wurde.

Eine andere Interpretation des Themas erwartet Sie mit dem Krematorium von OFFICE Kersten Geers David Van Severen nahe des belgischen Ostendes.

Grafik: Beer Bembé Dellinger
Grafik: Beer Bembé Dellinger
Grafik: Beer Bembé Dellinger
Grafik: Beer Bembé Dellinger
Grafik: Beer Bembé Dellinger

Schon gewusst?

Noch bis November 2023 bieten die Städtischen Friedhöfe München monatliche, kostenfreie Führungen durch das neue Krematorium für Interessierte an. Hier geht es zur Anmeldung.

Scroll to Top