02.02.2022

Architektur Öffentlich

Krematorium von OFFICE Kersten Geers David Van Severen

Inmitten der Polderlandschaft kurz vor der belgischen Küstenstadt Ostende haben OFFICE Kersten Geers David Van Severen zusammen mit Richard Venlet das Krematorium Polderbos realisiert. Die Landschaftsgestaltung kommt dabei von Bureau Bas Smets und bettet das Gebäude sensibel in die Umgebung ein.

Foto: Hans Morren/Espero

Inmitten der Polderlandschaft kurz vor der belgischen Küstenstadt Ostende haben OFFICE Kersten Geers David Van Severen zusammen mit Richard Venlet das Krematorium Polderbos realisiert. Die Landschaftsgestaltung kommt dabei von Bureau Bas Smets und bettet das Gebäude sensibel in die Umgebung ein.

 

Foto: Bas Princen

 

Die Wettbewerbsaufgabe für ein neues Krematorium am Stadtrand von Ostende forderte einen öffentlichen und pluralistischen Raum, der eine würdevolle und stille Verabschiedung der Verstorbenen ermöglicht. Das Gebäude sollte daher einen zeremoniellen Charakter haben, muss aber natürlich auch die technischen Belange eines Krematoriums erfüllen. Der Gebäudeentwurf von OFFICE Kersten Geers David Van Severen untersucht diese Mehrdeutigkeit. Entstanden ist ein einstöckiges Gebäude aus Ortbeton mit einem markanten, geneigten Dach. Der flache Baukörper liegt isoliert und etwas abgeschieden in der flachen Landschaft und erhebt sich sanft zwischen Wäldern und Wiesen. Dabei fügt sich das Volumen kunstvoll in die gestaltete Landschaft ein und verbirgt gleichzeitig seinen technischen Charakter.

 

Foto: Bas Princen

 

Das Dach stellt das für den Außenwirkung zentrale Element des Krematoriums dar. Es wurde gemeinsam mit dem belgischen Künstler Richard Venlet entwickelt und ist mit Oberlichtern durchbrochen. Zudem erheben sich abstrakte Formen aus der geneigten Dachfläche. Aus der Entfernung betrachtet wirkt es wie das ins Gewaltige vergrößerte Spielbrett eines Gesellschaftsspiels, auf dem abstrakte Figuren stehen. Im Detail studiert, erfüllen die Löcher und Formen individuelle Funktionen. In den zeremoniellen Räumen dienen die Löcher im Dach als Oberlichter, an anderen Stellen sind sie Schornsteine oder Luftschächte. Das schräge Dach wird von einer Kolonnade getragen. Und es bildet an den Rändern, um das gesamte Gebäude herum, überdachte Außenbereiche aus. Hier werden die Übergänge zwischen Architektur und Landschaft fließend und verankern das Gebäude fest in der Umgebung.

 

Foto: Bas Princen

Krematorium mit Streifengrundriß

 

Das komplexe Programm des Krematoriums organisieren die Architekten auf einer Ebene mit 2000 Quadratmeter Fläche. Der Grundriss teilen sie dabei in unterschiedlich breite Streifen auf, die jeweils eine Funktion erfüllen und diagonal zur quadratischen Dachfläche angeordnet sind. Öffentliche, administrative und technische Funktionen liegen auf diese Weise nebeneinander. Das Programm umfasst Empfangsbereiche, Warteräume, die zentralen Trauerhallen, technische Räume und schmale Bereiche für Nebenfunktionen und Durchgänge.

 

Inmitten der Polderlandschaft kurz vor der belgischen Küstenstadt Ostende haben OFFICE Kersten Geers David Van Severen zusammen mit Richard Venlet das Krematorium Polderbos realisiert. Die Landschaftsgestaltung kommt dabei von Bureau Bas Smets und bettet das Gebäude sensibel in die Umgebung ein.
Foto: Hans Morren/Espero

 

Der Haupteingang befindet sich an der niedrigsten Stelle des Gebäudes, während unter dem höchsten Punkt des Gebäudes die Verbrennungskammern und ein Luftreinigungssystem untergebracht wurden. Die technischen Räume treten im Gesamtbild des Krematoriums zurück und liegen abseits der zentralen Erschließung im westlichen Bereich des Gebäudes. Sie besitzen einen separaten Eingang.

 

Foto: Bas Princen

Atmosphärische Räume für den Abschied

 

Die zeremoniellen Räume befinden sich im Zentrum des Gebäudes und werden über den Haupteingang im Südosten erschlossen. Anschließend gelangen die Besucher über ein langes Atrium zu den beiden Trauerhallen. Die zwei Hallen sind durch Trennwände voneinander separiert und können bei Bedarf zusammengelegt werden. Das Krematorium muss an dieser Stelle besonders strenge Anforderungen zur Schalldämmung erfüllen, damit mehrere Zeremonien gleichzeitig stattfinden können. Die Architekten entschieden sich daher, alle Inneneinrichtungen und Möbel rund um die nackten Betonwandflächen mit speziellen Wolltextilpolstern zu verkleiden.

 

Foto: Bas Princen

 

Bei der Wahl der Materialien und Farben wurde dabei auf eine wohltuende Einheitlichkeit geachtet — mit grauem Sichtbeton und gelben Metalltüren für die Gebäudestruktur, hellem Holz für die Möbel sowie schwarzen Wolltextilien für die Polsterung, als Trennelemente und Schallschutz. In Kombination mit den Oberlichtern entstehen dadurch gut belichtete und atmosphärische Räume

 

Foto: Bas Princen

Beton, Glas und Wellblech

 

Das Krematorium ist eine Stahlbeton-Konstruktion. Der Ortbeton zeigt dabei immer noch die Holzstruktur der Schalung als Abdruck. Die Dachelemente bestehen aus mit Spritzbeton überzogenem Ortbeton. Dagegen ist die Fassade an mehreren Stellen in großflächige Glaswände aufgelöst.Den Fensterflächen haben die Architekten perforierten Aluminium-Wellbleche als zweite Haut vorgeblendet. Die Doppelfassade vermittelt dadurch subtil zwischen den Innenräumen und der umgebenden Landschaft, lässt Tageslicht hinein und schafft gleichzeitig im Innern eine geschützte und ruhige Lichtstimmung.

Auch andere Übergänge wissen OFFICE Kersten Geers David Van Severen zu inszenieren: Aus einer Fußgängerbrücke macht „Tondo“ ein Architekturereignis.

 

Foto: Hans Morren/Espero
Foto: Hans Morren/Espero
Foto: Hans Morren/Espero
Foto: Hans Morren/Espero
Foto: Hans Morren/Espero

 

Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen
Zeichnung: OFFICE Kersten Geers David Van Severen

 

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