15.06.2023

Wohnen

La Carbonería Barcelona: Ein respektvoller Umbau

Fassade Sanieren
Foto: © Simona Rota
Foto: © Simona Rota

Das spanische Designstudio Office for Strategic Spaces hat in Barcelona einen Wohnblock aus dem 19. Jahrhundert renoviert. Der früher vernachlässigte Block im Stadtteil Eixample hat den neuen Namen „La Carbonería“ bekommen und wird dadurch deutlich aufgewertet, zeigt aber dennoch die ursprünglichen Strukturen des Ursprungsbau.

Auf dem Dach des alten Gebäudes ist ein Gemeinschaftsort entstanden, um so auch die Umgebung zu revitalisieren. Bildquelle: © Simona Rota
Auf dem Dach des alten Gebäudes ist ein Gemeinschaftsort entstanden, um so auch die Umgebung zu revitalisieren. Foto: © Simona Rota

Herausforderungen des Rasterstadtplans

Barcelonas Stadtteil Eixample ist für Ildefons Cerdà bekannt. Der spanische Stadtplaner entwarf den Rasterstadtplan für den Stadtteil, der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als Erweiterung von Barcelona galt. Cerdà ist für dieses Raster mit seinen großen Blöcken, kleinen Verbindungsstraßen, Hauptstraßen und abgerundeten Ecken bekannt und wird teils sogar als Gründer der modernen Stadtplanung beschrieben.

Allerdings führte die neue Stadtplanung von Cerdà auch zu viel Unsicherheit. So war der ursprüngliche Architekt des Wohnblocks La Carbonería (früher Casa Tarragó) dazu gezwungen, die Fassade an allen vier Seiten des Gebäudes zu planen. Denn er wusste nicht, wo die Hauptstraßen liegen und zu welcher Seite das Gebäude ausgerichtet sein würde. Der geplante Boulevard wurde nie gebaut, wodurch die Fassade dieses ältesten Gebäudes im Eixample-Distrikt letztendlich in die falsche Richtung blickte.

Die Revitalisierung des Gebäudes durch OSS (Office for Strategic Spaces) berücksichtigt diese Schwierigkeiten. Die Architekten haben die Fassade des verfallenen Gebäudes wiederhergestellt und ihre größeren Fenster freigelegt. Sie blicken zwar auf zwei Mauern statt auf Barcelonas Version der Champs Elysées, bieten dafür aber viel Lebensqualität.

In den Innenräumen renovierte OSS viel, legte aber zugleich Wert auf den Denkmalschutz und den ursprünglichen Charakter des Gebäudes. Bildquelle: ©Simona Rota
Bildquelle: © Simona Rota
In den Innenräumen renovierte OSS viel, legte aber zugleich Wert auf den Denkmalschutz und den ursprünglichen Charakter des Gebäudes.
Bildquelle: © Simona Rota
Bildquelle: © Simona Rota

Umbau unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes

Der Architekt Ángel Borrego Cubero von OSS entwarf das Restaurierungsprojekt La Carbonería im Stadtteil Eixample. Gemeinsam mit dem Eigentümer widmeten sie sich dem Gebäude aus Cerdàs Zeiten, das in einem sehr schlechten Zustand war. Sowohl die Fassaden als auch das Dach befanden sich im fortgeschrittenen Verfall. Dies war unter anderem auf die unzureichend durchgeführten Umbauten und die Auswirkungen von Witterung und mangelnder Pflege zurückzuführen. Der Innenhof des Gebäudes war teils mit Anbauten verdeckt. Und die ursprüngliche Treppe, die zu den Wohnungen führte, war abgerissen. Öffnungen waren zugemauert und zu Küchen- und Badezimmerfenstern umgestaltet. Letztlich war die ursprüngliche Gestaltung des Gebäudes nicht mehr zu erkennen.

Jedoch gelang es dem Team, das verfallene Gebäude wiederherzustellen. Dabei galt es, die Schutzstufe C des städtebaulichen Gutes – vergleichbar mit dem Denkmalschutz – zu beachten. Die ursprünglichen Fassaden und Volumen von La Carbonería sind geschützt. Änderungen und Anbauten sind verboten, während ein vollständiger Abriss der Innenräume zulässig wäre.

Vor der Renovierung war La Carbonería ein Kulturzentrum mit vielen Graffitis. Bildquelle: ©Simona Rota
Bildquelle: © Simona Rota
Vor der Renovierung war La Carbonería ein Kulturzentrum mit vielen Graffitis.
Bildquelle: © Simona Rota
Bildquelle: © Simona Rota

Respekt für das architektonische Erbe von La Carbonería

OSS beschloss von Anfang an, so viele Originalelemente wie möglich zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies sollte den kulturellen Wert des Bauwerks erhöhen. Somit entfernten die Architekten nur solche Elemente, die die ursprüngliche architektonische Einheit des Gebäudes beeinträchtigten. Sie legten ursprüngliche Wände und Decken frei, stabilisierten das Gebäude und machten es modernen Anforderungen gerecht.

Dabei gelang es, einige Andenken an die jüngere Geschichte von La Carbonería zu erhalten: Das Gebäude diente als selbstverwaltetes Sozialzentrum und enthielt Graffiti von einigen bekannten Künstlern wie Roc Blackblock und Joaquín Vila. Die Graffiti auf der Fassade mussten entfernt werden, aber einige gut erhaltene Graffiti sind in den Wohnungen noch zu sehen. Und auch im Innenhof sind noch einige Kunstwerke zu erkennen.

Die rückwärtige Fassade erhielt im Rahmen der Renovierungsarbeiten mehr Bedeutung und Sichtbarkeit. Die ursprünglich geplante offene Galerie, die im Rahmen der Cerdà-Pläne geschlossen wurde, ist nun wieder zu sehen. Und das flache, begehbare Dach von La Carbonería dient nun als Gemeinschaftsraum mit einem kleinen Schwimmbad. So ist ein Ort der Begegnung entstanden.

OSS zeigt mit dieser Herangehensweise viel Respekt für das architektonische Erbe und die Umgebung von La Carbonería. Die Renovierung des Gebäudes soll außerdem zur sozialen und wirtschaftlichen Wiederbelebung der unmittelbaren Umgebung beitragen.

© Angel Borrego Cubero
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