31.03.2022

Architektur Öffentlich

Kolumbarium in der Kirche St. Nicolai in Eisleben

Gemeinsam mit Designerin Ulrike Meyer und dem Innenarchitekten Martin Büdel entwarf Designprofessor Vincenz Warnke ein Kolumbarium in der spätgotischen Eislebener St. Nicolaikirche. Es ist das erste sich in einer Kirche befindliche Kolumbarium in Sachsen-Anhalt.

Die Nicolaikirche in der Lutherstadt Eisleben ist eine dreischiffige Hallenkirche aus der Spätgotik, die nach ihrer Sanierung ein Kolumbarium – es wird übrigens Sachsen-Anhalts erstes seiner Art werden – beherbergen wird. Wörtlich übersetzt bezeichnete ein Kolumbarium ursprünglich einen Taubenschlag. Stattdessen steht der Begriff heute für ein Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen dient. Die vielen Fächer und Nischen, die sich in einer solchen Totenstadt finden lassen, vermögen dabei optisch an einen Taubenschlag mit seinen Flugöffnungen zu erinnern.

 

Zwischen 24 und 48 Urnen ...
... haben in den Urnenschreinen im Kolumbarium der Kirche St. Nicolai Platz.

Erstes Kirchen-Kolumbarium in Sachsen-Anhalt fasst rund 1 200 Urnen

 

In der Eislebener Kirche St. Nicolai realisieren die Initiator*innen ein solches Kolumbarium durch Schränke, die in ihren Fächern Platz für jeweils 24, im Doppelschrank 48, Urnen bieten. Die Urnenschreine sind aus Eichenholz gefertigt, das außerlich geköhlt wurde. Dieser Prozess des Abflämmens der Holzoberfläche und des anschließenden Bürstens, Veredelns und Versiegelns ist eine schon vor Jahrhunderten genutzte Variante des Holzschutzes. Das Köhlen sorgt darüber hinaus noch für die samtig-schwarze Farbe der Urnenschreine und eine besondere Haptik.

 

Die Außenseiten der Urnenschreine sind geköhlt ...
... eingefräste Elemente wie Kreuze und Ziffern lassen die ursprüngliche Holzfarbe erscheinen.

Chorfenster zeigen Grabtuch Christi

 

52 dieser Urnenschreine werden in mehreren Reihen hintereinander gestaffelt, bilden so die Totenstadt innerhalb der Kirche, die insgesamt etwa 1 200 Urnen fasst. Jeder Urnenschrein trägt dabei einen von mehreren verschiedenen spätgotischen Giebeln und verweist damit auf die Enstehungsepoche von St. Nicolai. Eine der Giebelformen, nämlich der Treppengiebel, findet schließlich eine motivliche Entsprechung in den Sockeln der Sitzbänke im gegenüberliegenden Andachtsraum.

Die fünf großen Kirchenfenster im Chor gestaltete der Jenaer Glaskünstler Jakob Schreiter neu. Jedes von ihnen trägt einen unterschiedlichen Giebel. Gleichzeitig zeigt jedes von ihnen einen Teil des übergreifenden Motivs des sanft im Wind wehenden Grabtuch Christi. Schreiter nutzt dabei eine Kombination aus Siebdruck und Airbrush, um den Bildinhalt rein in Grautönen zu realisieren.

 

In den fünf Chorfenstern schimmert das Grabtuch Christi hindurch.

 

Nach vier Jahren Planungs- und Realisierungszeit wird das erste Kirchen-Kolumbarium Sachsen-Anhalts am 24. Juni 2022 in der frisch renovierten Kirche St. Nicolai während einer feierlichen Zeremonie eröffnet.

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Fotos: Prof. Vincenz Warnke

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