In Bludenz hat Jäger Bau eine neue Firmenzentrale, den Jägerbau. Der Projektentwickler im Bereich Hoch-, Tief- und Untertagebau hat sich mit dem Architekturbüro Innauer Matt eine neue lokal-räumliche Identität gesetzt.
Rhythmus, Lady!
Bludenz ist eine beschauliche Kleinstadt im westlichsten Bundesland Österreichs. Am Rand des historischen Stadtkerns gelegen, ist nun eine neue Firmenzentrale des örtlichen Unternehmens Jäger Bau entstanden. Sofort ins Auge fällt der blass-rote SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt., der nicht nur das Äußere optisch dominiert. Zusätzlich zum noblen Ausdruck Richtung der Herrengasse hin, ist der Edelrohbau auch in den inneren Räumen überall präsent.
Die markante Fassadenstruktur macht durchaus auf sich aufmerksam, mit alternierend gekippten Sichtbetonstützen in den Obergeschossen und einer rhythmischen Erdgeschosszone durchsetzt mit großen Schaufenstern. Trotz kantigem Erscheinungsbild wirkt der Jägerbau elegant. Durch die vor- und rückspringenden Säulen entsteht je nach Perspektive ein anderes Erscheinungsbild der FassadeFassade: Die äußere Hülle eines Gebäudes, die als Witterungsschutz dient und das Erscheinungsbild des Gebäudes prägt..
Bludenz und die Architektur
Innauer Matt haben als lokales Architekturbüro die örtlichen Gegebenheiten analysiert. Eine Erkenntnis war, dass es in diesem urbanen Raum oft „Platzgefäße” gibt, also kleine platzartige und längs ausgerichtete Öffnungen zwischen den Gebäuden. Dem haben sie mit einem großzügigen Rücksprung im Eingangsbereich Rechnung getragen. Auch die arkadenartige Rhythmisierung ist als Anlehnung an die historischen Arkadengänge der Vorarlberger Häuser zu verstehen.
Vorarlberg und Architektur, das sind sowieso zwei Dinge, die einfach gut zusammenpassen.
Mit dem Jägerbau will man sich ganz selbstbewusst im Ort präsentieren. Dabei war es eine Herausforderung, adäquat auf die direkte Umgebung einzugehen, welche eine lose Struktur ist aus Gewerbebauten und dörflicher, vernakulärer Architektur. Den westösterreichischen Hang zur handwerklich gut gemachten Baukultur verwirklichte man schließlich mit sauber ausgeführtem SichtbetonSichtbeton: Ein Beton, der von außen sichtbar bleibt und dessen Oberfläche eine ästhetische Wirkung erzielt., der zusätzlich mutig, aber nicht respektlos, gefärbt ist.
Struktur, Struktur, Struktur
Wie in der entgrenzten Gegenwart üblich, will das Unternehmen seine corporate identity auch in der Architektur wiederfinden. Erst recht, wenn es sich dabei um ein Bauunternehmen handelt. Innauer Matt Architekten haben den Jägerbau daher besonders in den halböffentlichen Bereichen durchlässig, flexibel und offen geplant.
Um den Bauplatz zwar markant, aber nicht überbordend auszufüllen, wurde auf einen tiefen, zweigeschoßigen Baukörper mit innenliegendem Rundhof zurückgegriffen. Im nordwestlichen Bereich wächst das Gebäude zu einem viergeschossigen RiegelEin Riegel ist ein Verschlussmechanismus, der verwendet wird, um Türen und Fenster sicher zu verschließen., in dessen luftige Höhe sich die Geschäftsführung zurückgezogen hat.
Darunter, mit Anbindung an eine zurückversetzte Dachterrasse, befinden sich Aufenthaltsräume für die Belegschaft. Eine Gemeinschaftsküche, eine Bar und ein Seminarraum sollen zur Kommunikation oder zur Entspannung anregen, auf jeden Fall beides zumindest räumlich ermöglichen.
In den beiden Hauptgeschossen sind die Büros aller unterschiedlichen Abteilungen des Jägerbaus organisiert. Zur Straße hin orientieren sich die Büroräume, zum ruhigen Innenhof hin befinden sich halböffentliche Räume wie Teeküchen, Aufenthaltsbereiche und Besprechungszimmer. Diesen Räumen vorgelagert ist ein umlaufender Balkon als zusätzliches Freiraumangebot im Berufsalltag.
Ebenfalls von Innauer Matt realisiert, aber eine gänzlich andere Bauaufgabe war der Ergänzungsbau Kunstraum Kassel für Universität.