02.04.2022

Hotel

Unterwegs im Volkshaus Basel

Volkshaus Basel

Volkshaus Basel

Das Basler Volkshaus von 1925 hatte wegen rabiater Umbauten nur wenig Originalsubstanz vorzuweisen. So haben Herzog & de Meuron bei ihrer Renovierung die Baugeschichte neu erfunden und eine beeindruckend stimmige Atmosphäre zwischen gestern und heute geschaffen.

Volkshaus Basel
Volkshaus Basel, Außenansicht, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Brasserie, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Bar, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Lobby, Foto: Robert Rieger

 

Seit 1846 braut man bei Underberg am Niederrhein einen Kräuterdigestif nach dem Geheimrezept Semper Idem – aber immer etwas Neues. Es passt somit ganz großartig, dass zwei der kleinen, in braunes Papier eingeschlagenen Fläschchen in den Hotelzimmern des Volkshauses angeboten werden. Aufgeräumt in der Vitra-Toolbox, zusammen mit einem Buch aus dem Schweizer Diogenes-Verlag, Gläsern, Nähzeug und der Fernbedienung des angenehm hinter einem Vorhang versteckten Fernsehers.

Semper Idem – aber immer neu ist nämlich das Volkshaus selbst: Im 14. Jahrhundert als Burgvogtei gegründet, wandelte sich der Ort 1845 zur Brauerei mit Gastwirtschaft, 1874 kam eine Bier- und Konzerthalle hinzu. Den Wettbewerb für den Neubau des damals der Stadt Basel gehörenden, politischen, sozialen und kulturellen Treffpunkts in bester Lage gewann der Architekt Henri Baur. 1925 war das stattliche neue Volkshaus dann fertiggestellt und um weitere Säle, eine Bibliothek und ein Hotel gewachsen. Ein Hybrid, würde man heute sagen, eine Stadt in der Stadt, hieß es damals. Der Abriss in den 1970er-Jahren wurde abgewendet, zimperlich ging man mit der Substanz jedoch nicht um.

Volkshaus Basel, Brasserie, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Foyer, Foto: Robert Rieger

Basler Volkshaus 2020, made by Herzog & de Meuron

 

 

Als die Basler Architekten Herzog & de Meuron 2011 mit der Renovierung des Volkshauses beauftragt wurden, fanden sie nichts von baugeschichtlicher Bedeutung, bis auf die Fenster. Mit den Veranstaltungssälen, der Bar und der Brasserie wurde begonnen. Abgependelte LED-Leuchten mit dickwandigen, mundgeblasenen Glaskörpern ersetzen die Kronleuchter, 255 Bugholzstühle wurden bei Horgenglarus in Auftrag gegeben. Der Entwurf entspricht dem Original von 1925, die neuen Rückenlehnen allerdings sind allesamt individuell und sichtbar nummeriert. Heute wie damals überzieht Zinn den Tresen und die Tische der Bar. Per Hand wurden die Mosaikfächer auf dem Boden verlegt. Radierungen aus dem 17. Jahrhundert, auf Tapetenbahnen vergrößert, schmücken die Waschräume ebenso wie die Wände der 45 Zimmer und Suiten, die Ende 2020 fertiggestellt wurden.

Volkshaus Basel, Classic-Zimmer, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Corner-Zimmer, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Corner-Zimmer, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Junior Suite, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Terrace Suite, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Terrace Suite, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Terrace Suite, Foto: Robert Rieger

 

Immerhin Pläne fanden die Architekten von den alten Personalschlafräumen unter dem Dach. Sie boten schlichten Platz für Bett, Schrank und Waschbecken. So ist es auch jetzt: Schlicht und schön sind die Zimmer, ihr Mobiliar wurde von den Architekten entworfen. Betreten werden sie, so wie ehemals die Sitzungs- und Büroräume,durch eine Schrankwand. Sie nimmt nicht nur die Garderobe, Dusche und Toilette auf – das Waschbecken steht frei, wie in vielen historischen Schweizer Hotels -, sondern rhythmisiert auch den Flur, da die Dusche über mehr Tiefe verfügt. Übrigens: Der Underberg ersetzt nicht die Minibar: Wasser, Tee, Kaffee und Äpfel werden auf jeder Etage angeboten. Und nötig ist der Magenbitter ebenso wenig. Ein so rundum bekömmliches, das Wohlbefinden förderndes Haus wie das Volkshaus ist wirklich schwer zu finden.

Volkshaus Basel, Zimmerdetail, Foto: Robert Rieger
Volkshaus Basel, Bad Corner-Zimmer, Foto: Robert Rieger

 

Adresse:
Volkshaus Basel
Rebgasse 12-14
4058 Basel
Schweiz
www.volkshaus-basel.ch

Lieber nach Zürich als nach Basel? Im Hotel Placid haben die Architekten von E2A ein kompromisslos modernes Ambiente geschaffen. 

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