25.11.2022

Hotel

Unterwegs im Hotel Drei Zinnen in Sexten

Der Kartenspielraum im Hotel Drei Zinnen, Foto: @ Stefano Scata
Der Kartenspielraum im Hotel Drei Zinnen, Foto: @ Stefano Scata

„Altmodisch im besten Sinne“, urteilte unser Autor Wolfgang Jean Stock damals. Die Rubrik „Unterwegs“ startete im Baumeister mit dem Aprilheft 1997 und stellte dabei als erste Herberge das Hotel Drei Zinnen von Clemens Holzmeister vor. Inzwischen wurde es vorsichtig modernisiert: und ist deshalb 25 Jahre später noch einmal einen Besuch wert.

Regen von früh bis spät. Auf WetterOnline sieht es nicht gut aus für die Tour zur Dreizinnenhütte in den Sextner Dolomiten. Allerdings muss Waltraud Watschinger nicht einmal in den Himmel schauen: „Verlassen Sie sich drauf, bis 18 Uhr bleibt es trocken!“ Tatsächlich stimmt es: Als um 18 Uhr 10 das Gewitter beginnt, sind wir wohlbehalten zurück im Hotel Drei Zinnen und im Spielzimmer unter Rudolf Stolz’ heiteren Figurinen mit hausgemachtem Kuchen versorgt.

Das Spielzimmer im Hotel Drei Zinnen, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Das Spielzimmer im Hotel Drei Zinnen, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Malerei von Rudolf Stolz am Hotel, Foto: © Stefano Scata
Malerei von Rudolf Stolz am Hotel, Foto: © Stefano Scata
Eine Nahaufnahme von Rudolf Stolz' Malerei im Spielzimmer, Foto: © Stefano Scata
Eine Nahaufnahme von Rudolf Stolz' Malerei im Spielzimmer, Foto: © Stefano Scata

Ein geschichtsträchtiger Ort

Frau Watschinger kennt sich allerdings nicht nur mit Niederschlagsmengen aus: Sie weiß um die Vorlieben der Stammgäste an Tisch 27 ebenso wie um die Geschichten der ehemaligen Besucher: darunter Fred Zinnemann, fünfmaliger Oscar-Preisträger aus Hollywood oder Julius Kardinal Döpfner. Dessen Dankesbrief vom 19.8.1963 für ein „so schönes Urlaubsquartier“ klebt im ledergebundenen Fotoalbum des Hauses. Zudem ist sie sicher, welcher Schreiner Tiroler Stubenmöbel der 1920er- und 1930er-Jahre restaurieren kann und wie die neue Brandmeldeanlage funktioniert.

Denn seit 1983 führt sie das Drei Zinnen im Sextener Ortsteil Moos. Seit der Annexion an Italien nach dem Ersten Weltkrieg „Tre Cime“ hat das Hotel an der Eingangsfront über der Jahreszahl 1929 stehen hat. Erbaut hat es ihr Großvater, der Bürgermeister des Orts war kurzum ein weitsichtiger Mann: Eine Beherbergungslizenz von 1811 nutzte Hans Watschinger, um ein Hotel zu errichten, das „sich in die Reihe der wenigen berühmten Dolomitenhotels einfügen sollte“. Mindestens. Und kein anderer als Clemens Holzmeister sollte es gestalten – jener österreichische Architekt und Lehrer, der kurze Zeit mit Luis Trenker ein Büro in Bozen führte und dessen Bruder Gemeindearzt in Sexten war.

Der Speisesaal, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Der Speisesaal, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Kunst im Speisesaal, Foto: @ Stefano Scata
Kunst im Speisesaal, Foto: @ Stefano Scata

Schlichte Eleganz am Hang

Und Holzmeister, dem in Ankara ein Denkmal gesetzt ist und dessen Werkverzeichnis bei seinem Tod 1983 rund 700 Objekte listet, hat es sich nicht leicht gemacht: „Das Alpenhotel bereitet schon wegen seiner besonderen Baumasse Verlegenheit bei der Einbindung ins Ortsbild.“

Dementsprechend wohlproportioniert, innen wie außen, legt es sich sechsgeschossig an den Hang. Treppauf, treppab werden die 35 Zimmer erschlossen, auf Straßenniveau liegen die gemütlich-glamourösen öffentlichen Räume. Die American Bar und der ebenfalls von Rudolf Stolz ausgemalte Speisesaal mit seinen figurativen Holzleuchtern. Ebenso die Halle als auch die Stube sowie das Spiel- und das Lesezimmer. Zudem war das beheizte Außenschwimmbecken zur Eröffnung eine Sensation. Als Heinrich Harrer, den es später nach Tibet zog, als hoteleigener Skilehrer engagiert wurde, entwickelte sich das Hotel und die ganze Gegend 1937 von der Sommerfrische auch zum Winterdomizil.

Außenansicht des Hotels, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Außenansicht des Hotels, Foto: © Hotel Drei Zinnen

Doch Frau Watschinger ist der heutige Zauber des Hauses zu verdanken: Sie erhält das Gesamtkunstwerk aus Form, Funktion und Farbe, sodass vom Logo bis zum Mobiliar, vom Tafelsilber bis zur Kunst alles original ist. Der 2020 verstorbene Bozener Architekt Christoph Mayr Fingerle passte die Bäder heutigen Ansprüchen an und verwandelte die Tanzbar in ein feines Spa. Dass auch zukünftige Eingriffe behutsam und angemessen umgesetzt werden – „darauf können Sie sich verlassen!“. Und das ist noch immer und immer aufs Neue eine Reise wert.

Historisches Damenzimmer, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Ein Historisches Damenzimmer, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Das modernisierte Treppenhaus, Foto: © Harald Wisthaler
Das modernisierte Treppenhaus, Foto: © Harald Wisthaler
Foto: © Hotel Drei Zinnen
Foto: © Hotel Drei Zinnen
Das Lesezimmer, Foto: © Hotel Drei Zinnen
Das Lesezimmer, Foto: © Hotel Drei Zinnen

Hotel Drei Zinnen
St. Josef Straße 28,
Sexten

www.hotel-drei-zinnen.com

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