Foodhallen in Rotterdam


Vom Bürokomplex zum Studentenhostel und zurück.

Seit einem Monat sitzt Academy-Gewinnerin Alexandra nun bei MVRDV am Schreibtisch. Nebenbei stellt sie die spannendsten Industriegebäude in Rotterdam vor. Den Anfang macht das Gebäude, in dem auch MVRDV sein Büro hat: Het Industriegebouw.

„Coolste Arbeitsplätze in Rotterdam!“– so lautete das Versprechen der jungen Unternehmer Joost Prins und Tjeerd Hendriks, als sie 2017 anfingen, ein Umnutzungskonzept für ein Industriegebäude im Herzen Rotterdams zu entwickeln. Und siehe da, es ist ihnen gelungen. Alle wollen hier sein, auch MVRDV.

“Het Industriegebouw” am Goudsesingel stammt aus der Feder des Architekten Huig Maaskant und gilt seit 1991 als Nationalmonument. Das Gebäude, das bereits vor dem Krieg als ein Industriegebäude für große Firmen geplant wurde, wurde erst zwischen 1946 und 1956 realisiert. In der Nachkriegszeit wünschte man sich einen neuen Anziehungspunkt für wirtschaftliche Aktivitäten und somit entstand anstelle dessen ein Bürokomplex für viele kleine Unternehmen und behielt einfach den Namen “Het Industriegebouw”.

Lange Zeit stand das Gebäude leer und wurde zwischenzeitig als Studentenhostel genutzt. Seit 2017 hat es zu seinem alten Glanz zurückgefunden – Funktion und Konzept sind wieder wie ursprünglich geplant.

Unterschiedliche Unternehmen auf vier Etagen

Maaskant entwarf ein U-förmiges Gebäude mit vier Etagen. Gewerbeeinheiten fanden im Erdgeschoss Platz, Wohnflächen und eine Kantine für die Angestellten im Dachgeschoss und auf den zwei Etagen dazwischen befinden sich die Büros. Im Innenhof befindet sich eine großzügige Garage, wo MVRDV ihre Haupträume aufbaute. Den Hof nutzen die Mitarbeiter gemeinsam.

Das Gebäude ist aus Backstein sowie Stahlbeton errichtet. Nur wenige, dezente Verzierungen schmücken die rhythmische Fassade. Balkone umlaufen die gesamte Innenhofseite und sorgen für Austritte und Kommunikationsbereiche. Der Leitfaden des Bürogebäudes sah schon damals vor, flexible und offene Arbeitsräume für verschiedene Unternehmen zu errichten. Damit versprach man sich eine durchmischte Arbeitsatmosphäre und viel Raum zur Selbstentfaltung. Das bietet “Het Industriegebouw” heute wieder. Man kann sowohl kleine Büroräume als auch einzelne Schreibtische mieten.

Den Innenhof teilen sich die Nutzer des Bürokomplexes.
Dort trifft man sich zum Mittagessen oder um draußen zu arbeiten.

Durchmischte Arbeitswelt

Das Foyer
Das Treppenhaus

Die Atmosphäre des Komplexes lebt von den Menschen, die dort arbeiten: Von Architekten bis hin zu Fahrraddesigner und Friseuren, es ist durchmischt. Man begegnet sich beim Mittagsessen und spricht über das Wetter und die Wochenenden, oder zum Kaffee trinken auf dem Balkon und genießt die Stadt aus der Vogelperspektive.

Bereits zu seinen Bauzeiten sollte Het Industriegebouw die Arbeitswelt in Rotterdam einen weiteren Schritt voranbringen. Offenheit, Licht und Interaktion sind die Stützen, die den Bau tragen. Die Arbeitswelt, in der wir so viel Zeit verbringen, heute ebenso wie vor 60 Jahren, ist nicht allein ein Ort, an dem wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Es ist ein Ort, an dem man sich gerne aufhält.

Alle Bilder von Alexandra Tishchenko

Die Baumeister Academy ist ein Praktikumsprojekt des Architekturmagazins Baumeister und wird unterstützt von GRAPHISOFT und der BAU 2019.

 

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