02.05.2019

Event

Die Lust am Schönen

Color Room in der Ausstellung "Beauty" von Sagmeister&Walsh

Der “Color Room” beschäftigt sich mit der Farbempfindung.


“Da Wien als eine der schönsten Städte weltweit gilt, wollten Sagmeister&Walsh unbedingt, dass die Ausstellung in Wien seinen Anfang nimmt.”

Der Grafik-Superstar aus New York Stefan Sagmeister hat gemeinsam mit seiner Studiopartnerin Jessica Walsh die Ausstellung “Beauty” gestaltet. Nachdem die Ausstellung zuerst im MAK in Wien gezeigt wurde, ist sie ab dem 10. Mai 2019 im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt zu sehen. Wir sprachen Anfang des Jahres mit der Kuratorin Kathrin Pokorny-Nagel über die Zusammenarbeit mit Sagmeister&Walsh. 

BAUMEISTER: Wie kam es zu der Ausstellung “Beauty”?
KATHRIN POKORNY-NAGEL: Wir zeigten bereits 2002 eine Ausstellung von Stefan Sagmeister im MAK: eine kleine Retrospektive seiner Arbeit. 2015 folgte dann die Wanderausstellung ‚Happy Show‘, die auf Film „Happy“ basierte. In der derzeit laufenden Ausstellung beleuchten Sagmeister & Walsh gerade das Thema „Beauty“. Und da Wien als eine der schönsten Städte weltweit gilt, wollten sie unbedingt, dass die Ausstellung hier seinen Anfang nimmt, bevor sie weiterzieht.

B: Die Ausstellung feiert das Ornamentale und scheint die Botschaft zu haben, dass der Ausspruch der Moderne „Form follows functions“ überholt, ja sogar falsch ist.
KPN: Wenn das MAK eine Ausstellung zum Thema „Schönheit“ machen würde, dann sähe diese sicher ganz anders aus. Dies ist aber eine Ausstellung von Stefan Sagmeister und seiner Partnerin Jessica Walsh und deren Blick auf Schönheit. Die beiden vertreten die Auffassung, dass etwas rein funktional gestaltet, und gleichzeitig schön sein muss.

“Ein Plädoyer für die Schönheit.”

B: Fordert die Ausstellung “Beauty” mehr Schönheit in der Gestaltung?
KPN: Die Ausstellung soll einerseits dazu aufrufen, alle Dinge schöner zu gestalten, andererseits das aus unserem Sprachschatz verschwundene Wort „Schönheit“ wiederzubeleben… Ein Plädoyer für die Schönheit. Sagmeister&Walsh‘s Meinung nach werden Dinge automatisch schöner, wenn man sie mit mehr Liebe, mehr Aufmerksamkeit, und mehr Sinn für Qualität gestaltet. Von schönen Dingen umgeben zu sein, verbessert das Wohlbefinden des Menschen.

Der "Color Room" beschäftigt sich mit der Farbempfindung.
In regelmäßigen Abständen bedeutet ein besonderes Licht den Raum, das bestimmte Farben in Grautönen erscheinen lässt. Die grellen Muster verblassen dann. © Aslan Kudrnofsky/MAK Wien

“Dabei wird deutlich, dass die Schönheit nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern es durchaus einen Konsens darüber gibt, was als schön gilt und was nicht.”

B: Die Ausstellung ist sehr partizipativ ausgelegt und bindet den Besucher durch die Möglichkeit der Interaktion ein. Ist das auch ein Aufruf, dass jeder – auch wenn er nicht Gestalter ist – zu mehr Schönheit beitragen kann?
KPN: Darüber habe ich lange mit Stefan Sagmeister und Jessica Walsh diskutiert. Sie meinen: Wenn jeder Besucher nach dem Besuch der Ausstellung denkt, dass es für seine Lebensqualität wichtig ist, aus welchem Glas er trinkt oder mit welchen Dingen er sich umgibt, dann ist das Ziel dieser Ausstellung erreicht.

B: Gibt es denn eine universelle Schönheit, oder ist das eine Frage des Betrachters?
KPN: Der erste Raum der Ausstellung – die Säulenhalle – zeigt, dass es allgemein gültige Kriterien für die Schönheit gibt: Symmetrie, gewisse Kombination von Form, Farbe und Material. Umfragen innerhalb der Ausstellung zeigen, was die Besucher als schön empfinden. Dabei wird deutlich, dass die Schönheit nicht im Auge des Betrachters liegt, sondern es durchaus einen Konsens darüber gibt, was als schön gilt und was nicht.

Die Ausstellung ist vom 10. Mai 2019 bis zum 15. September im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main zu sehen. 

Sie haben Lust am Schönen bekommen? Dieses Interview stammt ursprünglich aus der Februarausgabe des Baumeisters zum Thema “Moderne Seelenräume”. 

Scroll to Top